Bittere Delikatessen
Schamlippen tragen würdest. Und an den Ringen kleine Glöckchen. Und dann wünsche ich mir, dass du unter dem Rock kein Höschen tragen würdest, sodass ich deine Muschi klingeln höre, wenn du gehst.«
Schon bei den ersten Worten hatte sie ihre Hand zurückgezogen. Jetzt rückte sie vollends von ihm ab.
»GROSSER GOTT! ICH HABE EINEN PERVERSEN GEHEIRATET!«
Er drehte sich um. »Was hast du? Du wolltest doch, dass ich dir das erzähle!«
»ABER DOCH NICHT SOLCHE PERVERSEN SCHWEINEREIEN!«
Tom wollte sie beschwichtigen, doch sie gab ihm keine Chance.
»GEH DOCH ZU DEINER JEANNETTE, WENN DU PERVERSITÄTEN BRAUCHST!«
Sie sprang heulend aus dem Bett und rannte ins Bad. Er saß da, allein gelassen mit seiner Erregung und seinen Fantasien.
Jeannette trug lediglich Ringe an den Ohren und einen am Nabel. Alles andere wäre ihm aufgefallen.
62.
»Mutti, guck mal, das Flugzeug hat ein Arschloch!«
»Kind, sei still!«
Martin Vondermühle musste lachen. Der Bus brachte die Fluggäste übers Rollfeld zur Abfertigungshalle. Ein paar Minuten noch, und der Schauspieler würde den Boden seiner alten Heimatstadt betreten.
Das Kind hatte offensichtlich Spaß daran, seine Mutter zu ärgern. »Aber das Flugzeug hat wirklich ein Arschloch, guck doch mal!«
Es zeigte auf eine Boeing, in deren Heck ein drittes Triebwerk saß. Martin Vondermühle war froh, dass er eine Sonnenbrille trug und sein Toupet weggelassen hatte. Keiner würde ihn erkennen und mit dem Finger auf ihn deuten.
Die Passkontrolle verlief rheinisch-lasch. Vor fast zwanzig Jahren hatte er die Stadt verlassen. Jetzt, bei seiner Rückkehr, hing ein Gefühl der Fremde an ihm wie ein Mantel, den er nicht abstreifen konnte.
Vor der Gepäckausgabe suchte der Schauspieler eine Toilette auf. Der Raum war angenehm klimatisiert und sauber. Er rieb sich eine Handvoll Wasser ins Gesicht, als wollte er die Auswirkungen der Zeitverschiebung verjagen. Er hörte, wie die Tür aufging und eine Putzfrau hinter seinem Rücken zu wischen begann. Im Spiegel kontrollierte Vondermühle den Sitz des Toupets. Sein gewohntes Äußeres war hergestellt. Er warf sich selbst ein Lächeln zu. Dann sah er das ungläubige Staunen der Putzfrau.
Das Gepäck kam rasch. Die Zollkontrolle war unbesetzt.
Es waren drei Personen, die auf Vondermühle warteten. Den kleinen, aufgeblasenen Programmdirektor von Pro-Sat kannte er bereits. Er rang sich ein Lächeln ab und gab ihm die Hand. Der zweite, ein Fotograf, legte sofort mit seiner Kamera los. Die dritte, eine ansehnliche Blondine, trug einen Regenmantel. »Bei diesem Wetter?«, fragte der Schauspieler.
»Sie hat nichts drunter an«, erklärte der Fotograf grinsend und nahm für einen Moment den Apparat vom Gesicht.
»Fast nichts«, korrigierte die Blonde mit dünnem Stimmchen und nervösem Kichern. Mein Gott, dachte Vondermühle, hoffentlich spielt die nicht in dieser dämlichen Serie mit. Der Oscarpreisträger befürchtete das Schlimmste.
»Fahren wir gleich zu den Rheinwiesen!«, sagte Gladisch. »Ich lasse Ihr Gepäck ins Hotel bringen. Die Fotos sollen heute noch an die Presse gehen. Frau Gerber spielt im Watzmannhaus übrigens Ihre Geliebte, Herr Vondermühle. Unsere PR-Kampagne läuft großartig. Die Dreharbeiten sind schon fast Nebensache.«
Ein widerlicher Typ, dieser Programmdirektor, dachte Martin Vondermühle. Plötzlich hörte er ein anwachsendes Gemurmel hinter sich und fuhr herum.
»Den kenn ich aus dem Fernsehen!«, kreischte eine dicke Frau.
Eine Menschenmenge drängte sich von allen Seiten heran. Vondermühle brach in Schweiß aus. Der blöde Fotograf hat die Leute aufmerksam gemacht, dachte er.
»Kann ich ein Autogramm kriegen?«, krähte ein kleiner Junge.
Der Schauspieler fühlte sich plötzlich wie erschlagen. Er begann sich auf die Rückkehr nach Malibu zu freuen.
63.
»Ich habe mit dem Staatsanwalt gesprochen. Er rät von einer Festnahme Nora Fabians im gegenwärtigen Stadium ab«, sagte Brauning.
»Scheiße«, entfuhr es Tom. Er sah, dass die Kollegen, die im Büro des K1-Chefs versammelt waren, genauso dachten.
Nur der Rottweiler nicht. »Da wir gerade von Scheiße sprechen, was haben Sie denn rausgebracht, Swoboda?«
Tom vernahm ein Kichern aus der Reihe der Kollegen. Er beschloss, den Idioten zu ignorieren. »Ich habe die Verbindung Fabians zum Rotlichtmilieu gecheckt«, sagte er. »Diese Tatjana gibt an, der Blitz habe übertrieben. Heinz Fabian war nur zweimal bei ihr. Von
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