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Bittere Mandeln

Bittere Mandeln

Titel: Bittere Mandeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata
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ich mich nicht in ihre Angelegenheiten einmischen soll. Tja, da habe ich Yuji angerufen, und nun …« Er kicherte fröhlich vor sich hin. »Mein Bruder meint, die Nachbarschaftsvereinigung hat kein Verständnis für unrechtmäßig abgestellte Fahrzeuge. Da hat das Schicksal eben seinen Lauf genommen.«
    »Ich hoffe nur, daß sie sich nicht an uns rächt.«
    »Ja, diese junge Dame kann unangenehm werden.« Er wandte sich von mir ab, als ein Kunde mittleren Alters an seinen Tresen trat und um einen Becher oden bat, jenen ständig vor sich hinköchelnden Fischeintopf, für den der Family Mart bekannt war. Mr. Waka erfüllte seinen Wunsch mit einem Lächeln und einer Bemerkung darüber, wie freundlich der Sohn des Kunden am Vortag gewesen war. Als der Mann dann wieder ging, wandte Mr. Waka sich erneut unserem Gespräch zu. »Vielleicht hat Natsumi Kayama Sakura Sato umgebracht. Sie war an dem Abend, an dem es passiert ist, in der Schule und ebenfalls anwesend, als der Giftanschlag auf Sie verübt wurde.«
    »Woher wissen Sie das alles? Ich habe Ihnen nichts davon erzählt.«
    »Ihre Tante hat es mir gesagt, als sie die Eier bei mir gekauft hat. Deshalb wollte sie ja nur die frischesten Sachen für Sie.«
    »Bitte erzählen Sie niemandem sonst von dem Giftanschlag.«
    »Warum? Falls Ihnen wieder etwas zustoßen sollte, könnte ich aussagen. Ich kann es außerdem nicht zulassen, daß ein Mörder ungeschoren davonkommt.«
    »Die Polizei ist bereits über alles informiert. Mir wäre es lieber, Sie würden es nicht weitererzählen, weil das den Kayamas noch mehr schaden könnte.«
    »Seit wann machen Sie sich denn über die Gedanken?« fragte Mr. Waka.
    »Das tue ich nicht.« Ich trat unruhig vom einen Fuß auf den anderen. »Aber die Schule hat schon genug Probleme durch den Mord und die Umweltschützer.«
    »Und durch eine Tochter, die sich nicht an die Verkehrsregeln hält. Vermutlich schämt sich der iemoto für sie«, sagte Mr. Waka. »Ich frage mich, wann er sie aus dem Familienbuch entfernen läßt.«
    »Bringen Sie mich nicht zum Lachen«, sagte ich zu Mr. Waka. »Ich habe an diesem verrückten Nachmittag schon zu viel gelacht.«
    »Lachen ist gesund, genau wie dieser neue Kaugummi von Lotte! Der Geschmack ist eine Mischung aus Kirschblüten und Johanniskraut; er hilft sogar gegen Depressionen. Darf ich Ihnen einen anbieten?«

    Sobald ich den Family Mart verlassen hatte, spuckte ich den Kaugummi in sein Papierchen und sah mich nach einem Abfallkorb um. In der Nähe des Parks fand ich schließlich einen.
    »O-neesan. « Ein Arbeiter, der seinen Rausch vom Kirschblütenfest auf einer Decke unter einem Baum ausschlief, nannte mich »Schwester«, ein Ausdruck, den Männer gern verwendeten, wenn sie junge Frauen anmachten. »Komm, trink ein Bier mit mir. Ich hab’ den Eindruck, daß du ein Nickerchen vertragen könntest – ha ha.«
    »Ja, genau, ruh dich ein bißchen bei uns aus!«
    Ich wußte, daß der Arbeiter und die anderen Männer hier harmlos waren. Ihnen war lediglich aufgefallen, was ich beim Verlassen meiner Wohnung völlig vergessen hatte, daß ich nämlich immer noch meine Pyjamahose trug. Ich betrachtete das ausgewaschene grün-rosafarbene Karomuster der Hose und fragte mich, warum Mr. Waka nichts gesagt hatte.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als das Kinn stolz in die Höhe zu recken und in der Art von Natsumi Kayama an den Männern vorbeizustolzieren. Ihr Lachen folgte mir wie der Dampf aus Mr. Wakas oden -Topf.
    Am liebsten wäre ich gelaufen, aber das hätte nur noch mehr Gelächter zur Folge gehabt, also schlenderte ich so gelassen wie möglich am Yanaka Tea Shop vorbei und schaute in der Hoffnung hinein, weder Richard noch sonst jemanden darin zu entdecken, den ich kannte. Er war tatsächlich nicht da, doch ein paar Schulmädchen deuteten kichernd auf meine Hose. Ich nickte ihnen zu und ging weiter in Richtung meiner Wohnung. Drinnen angekommen, verschloß ich die Tür und sank sofort auf einen Stuhl. Ein bißchen später schenkte ich mir ein Bier ein und begoß damit das Ende eines ziemlich üblen Tages.

24
    Am Sonntagmorgen fuhr ich mit dem vollbeladenen Wagen von Mr. Ishida zum Togo-Schrein und stellte fest, daß man mir einen Platz gleich beim Ausgang zugewiesen hatte. Nur wenige der Händler unterhielten sich mit mir, und die meisten Privatinteressenten hatten ihr Geld bereits ausgegeben, wenn sie schließlich bei mir vorbeikamen. Kaum jemand blieb vor meinen Waren stehen, und nach zwei

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