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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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gewirkt.
Seine Kleidung war eher schlicht gewesen, und auch seine Frisur
entsprach nicht dem neuesten Trend - im Gegenteil. Der Mann hatte
eine Zahnlücke gehabt und hätte schon längst mal
wieder zum Frisör gemusst. Doch gerade das war es, was ihn so
sympathisch für Baumgart gemacht hatte.
    »Es geht einfach
darum, dass niemand wissen muss, wen Sie wann zum See gefahren
haben. So einfach ist das. Sie kriegen Ihr Geld, und ich verlasse
mich auf Ihre Verschwiegenheit. Haben Sie ein Problem
damit?«
    »Das kommt
darauf an. Wer sagt mir, dass ich mit dieser Verschwiegenheit kein
Verbrechen decke?«
    »So weit sind
wir nicht, noch lange nicht.« Die Anruferin lachte
amüsiert. Es klang souverän, aber nicht überheblich.
»Nein, ganz im Ernst. Ich möchte nur nicht, dass Sie die
Fahrt an die große Glocke hängen. Der Mann war nicht
ganz unwichtig, aber er ist kein Verbrecher, machen Sie sich also
keine Sorgen. Nehmen Sie das Geld, und schweigen Sie. Mehr will ich
nicht von Ihnen.«
    »Also
gut.«
    »Dann treffen
wir uns in einer Stunde.«
    »Wo?«
    »Natürlich
bei Ihnen. Ich bringe Ihnen einen Scheck vorbei.«
    »Der das Papier
nicht wert ist, auf dem er gedruckt wurde«, konterte Baumgart
verächtlich. »Ich will Bargeld, sonst ist der Deal
geplatzt, noch bevor er stattgefunden hat.«
    »Sie lehnen sich
weit aus dem Fenster«, stellte die Anruferin fest.
»Aber ich kann Sie verstehen. Vermutlich haben Sie
finanzielle Probleme. Ich werde sehen, was ich für Sie tun
kann. Wo wohnen Sie?«
    »Als ob Sie das
nicht wüssten. Im Talsperrenweg in
Remscheid-Lennep.«
    »Ich wollte es
von Ihnen hören.« Es klickte in der Leitung. Die
Unbekannte hatte aufgelegt.
    Baumgart starrte
kopfschüttelnd auf das Telefon in seiner Hand. Er versuchte,
die Rufnummer der Anruferin über die Rückruftaste
herauszufinden, aber wie er sich gedacht hatte, war sie schlau
genug gewesen, ihre Rufnummer zu unterdrücken. Nun, auch das
konnte ihm egal sein. In einer Stunde würde er um zehntausend
Euro reicher sein, keine Probleme mehr haben und saniert sein.
Dafür verschwieg er gern, wann er welchen Fahrgast wohin
befördert hatte. Er war vergesslich. Immerhin war Jochen
Baumgart auch nicht mehr der Jüngste.

13
    Marienstraße,
10:00 Uhr
    Natürlich hatten
sie verschlafen. Da sie sich keinen Wecker gestellt und sich auch
nichts vorgenommen hatten, war das nicht weiter schlimm. Die Sonne
stand schon hoch am Himmel, als Heike erwachte. Verschlafen
blinzelte sie und blickte sich im Raum um. Stefan schnarchte leise.
Es störte sie nicht. Längst schon hatte sie sich an seine
Geräusche gewöhnt. Fast kam es ihr vor, als wären
sie ein altes Ehepaar. Es dauerte einen Augenblick, bis sie sich an
die Ereignisse in der Nacht erinnern konnte. Heike streichelte
Stefans Brust und lächelte glücklich.
    Nach dem
Rührei-Frühstück mitten in der Nacht hatten sie sich
in das bequeme Futonbett im Schlafzimmer verkrümelt. Stefans
Bett stand unter dem Fenster im Erker der Altbauwohnung. Das
Sonnenlicht fiel durch die Streifen der halboffenen
Lamellenjalousie. Staubpartikel tanzten in der Sonne. Unten auf der
Straße war es ruhig. Aus der Ferne trug der Wind
Kirchengeläut herüber. Es war ein friedlicher
Sonntagmorgen. Während Heike noch überlegte, ob sie
Stefan wecken sollte, streckte er sich verschlafen. Seine
Hände glitten über ihren Rücken. Sie erschauderte
unter seinen zärtlichen
Berührungen.
    »Und?«,
fragte Stefan so unvermittelt, dass sie fast erschrak. Er hatte die
Augen aufgeschlagen und blickte zu ihr herunter. Ein breites
Grinsen lag auf seinem unrasierten Gesicht.
    »Was -
und?« Sie lächelte verschlafen.
    »Wie machen wir
weiter?«
    »Ist das jetzt
ein unmoralisches Angebot?« Heike löste sich aus seiner
Umarmung und richtete sich im Bett auf. Im Sonnenlicht wirkte ihre
Haut zart wie Samt.
    »Ich meine, wie
geht es denn jetzt mit… mit unserem Fall weiter?«
Stefan gähnte herzhaft.
    »Ach so, das
meinst du«, lachte sie. »Jetzt ist es also unser Fall,
was? Na gut, mir soll es recht sein, ist ja nicht das erste Mal,
dass wir gemeinsam…«
    »Heike, quatsch
keine Opern. Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, was du
vorhast.«
    »Der
Taxifahrer«, nickte sie nachdenklich. »Er ist unsere
erste Adresse. Ich will nur hoffen, dass uns Kommissar Verdammt
nicht zuvorkommt.«
    »Dann sollten
wir nicht so lange schlafen.« Stefan stieß die
Bettdecke fort und setzte sich auf die Bettkante. »Wie
hieß der Typ noch

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