Bittere Pille
wieder von schwarzen Elementen unterbrochen; so
sollte wohl ein altes, bergisches Fachwerkhaus nachempfunden
werden.
Das Logo von Radio
Berg-Land zierte die großen Fensterflächen im ersten
Stock. Der Eingang lag an der Seite des Gebäudes.
Natürlich war die Haustür abgeschlossen. Sie suchte und
fand die Klingel und drückte den Knopf.
Es dauerte nicht
lange, und eine freundliche Stimme fragte sie nach ihren
Wünschen.
»Guten Tag, mein
Name ist Monika Born. Es geht um den Toten im Stausee, ich glaube,
es ist mein Mann.« Ihre Stimme zitterte leicht. Sie blickte
sich um, doch auf der Straße floss der Verkehr vorüber.
Niemand schien sie zu beobachten. Seitdem sie am Morgen das
Billighotel verlassen hatte, litt sie unter Verfolgungswahn. Eine
Angst, die nicht unberechtigt war.
Es vergingen keine
drei Sekunden, bis der Türsummer brummte und die Haustür
sich nach innen aufdrücken ließ. Monika Born fand sich
in einem Treppenhaus wieder und entdeckte ein Hinweisschild. Das
Studio von Radio Berg-Land lag im oberen Stock des
Bürogebäudes. Auch hier gab es eine gläserne
Eingangstür, die allerdings nur angelehnt war. Sie trat ein
und stand in einer Art Großraumbüro. Nüchterne
Grautöne bestimmten das Bild. Auch die Zimmerpflanzen
vermochten nicht die Büroatmosphäre aufzulockern. Zwei
Mitarbeiter saßen an Schreibtischen und blickten neugierig
auf, als sie die Besucherin entdeckten.
»Guten Tag, Frau
Born, mein Name ist Sonja Hamke.« Eine dunkelhaarige Frau
Mitte dreißig trat auf Monika Born zu. Sie war einen Kopf
kleiner als ihre Besucherin, von kräftiger Statur, und hatte
ein gutmütiges Gesicht, das trotz des jungen Alters schon an
das sanfte Lächeln einer Mutter erinnerte. Die Frau war
ihr sofort
sympathisch, und es würde ihr nicht schwerfallen, ihr das Herz
auszuschütten. Lächelnd hielt Sonja Hamke ihr die Hand
hin. In der anderen Hand eine Kaffeetasse, natürlich mit dem
Logo des kleinen Senders. »Sie glauben den Toten zu
kennen?« Die Moderatorin wurde ernst und klang
mitfühlend.
Monika Born nickte.
»Ich glaube es - das heißt, nein, ich bin ziemlich
sicher.«
»Kommen
Sie.« Sonja Hamke, die Moderatorin der Sendung, hatte sie
sofort an der Stimme erkannt. Die Moderatorin führte sie an
ihren Arbeitsplatz in der Redaktion. Sie rückte der Besucherin
einen Stuhl zurecht und ließ sich mit dem Kaffee an ihrem
Schreibtisch nieder. In kleinen Schlucken trank sie, dann schlug
sie sich kopfschüttelnd mit der flachen Hand vor die Stirn.
»Entschuldigen Sie, aber ich hatte bis eben Sendung. Danach
brauche ich immer einen Kaffee. Darf ich Ihnen auch etwas
anbieten?«
»Ein Wasser
vielleicht.«
»Gern.«
Sonja Hamke erhob sich und verschwand noch mal in der
Kaffeeküche, um kurz darauf mit einer kleinen PET-Flasche
Mineralwasser zurückzukehren. Die Frauen tranken, dann nahm
die Mitarbeiterin des Senders den Faden wieder auf.
»Also«, begann sie. »Sie haben unsere Nachrichten
gehört und glauben nun, dass es sich bei dem Toten um Ihren
Mann handelt?«
Kopfnicken.
»Wie kommen Sie
zu dem Schluss?« Wieder pustete sie in den Kaffee und trank
in kleinen Schlucken, ohne Monika Born aus den Augen zu
lassen.
»Er ist im
weitesten Sinne ein Kollege von Ihnen«, murmelte sie
schließlich leise. »Peter ist freier Journalist und hat
undercover recherchiert.«
»Wie kommen Sie
darauf, dass er tot ist?«
»Brisante Themen
waren seine Spezialität. Ich habe ihn oft gewarnt, sich nicht
in Dinge einzumischen, die ihm eine Nummer zu groß sein
könnten, aber er hat nie auf mich gehört und immer
weitergemacht.«
»Hat er
über die Mafia berichtet?«
»Nein, das war
nicht sein Gebiet, wenn man so will. Er hatte sich auf heikle
Themen aus Politik und Wirtschaft konzentriert.«
»Und dabei soll
er gestorben sein?« Sonja Hamke verzog das Gesicht.
»Ich glaube nicht, dass Wirtschaft und Politik in der Lage
sind, einen etwas zu neugierig gewordenen Journalisten zu
töten.«
»Haben Sie eine
Ahnung, wie hart es in manchen Geschäften zugeht?«
Monika Borns Stimme hatte einen trotzigen Unterton bekommen.
»Es gibt genug Wirtschaftsbonzen, die jemanden aus dem Weg
räumen, der ihnen gefährlich werden könnte. Erinnern
Sie sich noch an den Barschel-Mord? Man fand das Opfer in der
Badewanne. Da ging es auch um viel.«
»Soweit ich mich
erinnere, wurde Uwe Barschei tot in der Badewanne seines Genfer
Hotels aufgefunden, weil er sich mit Geheimdiensten angelegt hatte.
Anfangs hatte es nach einem Selbstmord
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