Bittere Pille
ausgesehen, und
schließlich hieß es, er hatte sein Leben verloren, weil
er sich in Waffengeschäfte eingemischt hatte; wollte wohl
Lieferungen ins Ausland verhindern.« Die Radioreporterin zog
nachdenklich die Mundwinkel nach unten. »Das war harter Tobak
damals. Und soweit ich weiß, ist der Mord bis zum heutigen
Tage nicht aufgeklärt.« Sie blickte ihre Besucherin an.
»Und Sie glauben, Ihr Mann musste sterben, weil er an einer
zu heißen Geschichte arbeitete?«
»Ich kann nicht
aus meiner Haut.« Monika Born lächelte Sonja Hamke
entschuldigend mit tränenverschleiertem Blick an. »Er
hat wirklich brisante Themen angepackt, an die sich nur wenige
getraut haben. Immer auf der Suche nach einer heißen Story
fürs Leben.«
»Davon
träumen wir in der Branche alle«, lächelte Sonja
Hamke. »Ich bin sicher, er hat diesen Traum mit seinem Leben
bezahlt«, erwiderte Monika Born verbittert. Tränen
traten in ihre Augen, sie schämte sich nun doch, vor dieser
fremden Frau zu weinen, und verbarg das Gesicht in den
Händen. Mein Gott, dachte sie, meine Schminke wird verlaufen
und ich werde gruselig aussehen. Es dauerte einen Augenblick, bis
Monika Born die Fassung wieder gefunden hatte. Dann fuhr sie fort.
Erst stockend, dann immer flüssiger berichtete sie der
Radiomoderatorin, was sie über den letzten Auftrag ihres
Mannes wusste. Und Sonja Hamke holte sich Verstärkung. Sie bat
Jörn Zacharias, den hünenhaften Nachrichtenredakteur,
sich die Geschichte um Peter Born anzuhören.
20
Beyenburger
Stausee, 15:15 Uhr
»Hier ist nichts
los - jedenfalls nichts, was uns interessieren könnte, oder
hast du ernsthaft vor, jeden Ausflügler auf den Leichenfund
anzusprechen?« Heike blickte sich frustriert um. Sie wusste
nicht, warum es Stefan noch einmal an den See gezogen hatte. Es gab
wichtigere Dinge zu tun.
Stefan lehnte am
Käfer und ließ den Blick schweifen, fast so, als
würde er ein atemberaubendes Alpenpanorama genießen. Er
atmete tief durch. »Es ist so friedlich hier
hinten.«
»Ein eher
trügerischer Frieden«, stellte Heike fest. »Ich
glaube wirklich nicht, dass es einen Bezug zwischen dem Toten und
dem See gibt. Es ist ganz bestimmt so, dass der Mörder sein
Opfer in eine Falle gelockt hat. Hier ist es nach Einbruch der
Dunkelheit absolut einsam, und er hatte freie Hand. Der Mord an dem
Taxifahrer spricht übrigens auch dafür, Stefan.«
Sie trommelte auf das buckelige Blechdach des Käfers.
»Komm schon, was wollen wir hier?«
»Vielleicht
sollten wir die Leute vom Wassersportverein befragen«,
überlegte Stefan.
»Das hat die
Kripo bestimmt schon getan. Und hätten sie einen Hinweis
bekommen, würde Ulbricht jetzt nicht im Dunkel tappen. Hier
ist nichts zu holen, Stefan.«
Er wollte etwas
erwidern, als das Handy in seiner Hosentasche vibrierte. Stefan zog
das Telefon hervor. Die Nummer auf dem Display kannte er nicht. Er
meldete sich sachlich und distanziert.
»Seiler?!«
»Ich bin es,
Zachi. Es geht um die Leiche vom Stausee.«
»Hallo! Wir sind
gerade vor Ort. Wolltest du nicht auch noch zu uns
kommen?«
»Später,
ich habe noch eine Stunde Nachrichtendienst. Aber die Ereignisse
überschlagen sich just in diesem Moment ein wenig,
fürchte ich.«
»Mach es nicht
so spannend!«
»Wir hatten eben
Besuch. Eine Frau, die behauptet, dass es sich bei dem Toten im See
um ihren Mann handelt.«
Stefan glaubte sich
verhört zu haben. Er kannte Zachis Humor. Manchmal war er
ziemlich derbe. »Du machst Witze«, stellte Stefan
trocken fest.
»Nicht bei
diesem Thema, sorry. Sie hat unseren Beitrag gehört und sich
bei uns im Studio gemeldet. Sie vermisst ihren Mann Peter schon
seit Donnerstag, und gestern waren die beiden in einem Hotelzimmer
in Wuppertal verabredet.«
»Wie bitte?
Warum treffen sich verheiratete Leute in einem Hotel?« Stefan
schüttelte den Kopf und tippte sich bezeichnend an die Stirn.
Vielleicht hätte er die Kollegen von Radio Berg-Land besser
doch nicht in die ganze Geschichte eingeweiht. Er fragte sich,
warum die Frau des Toten, wenn es denn wirklich die Frau des Toten
war, ausgerechnet zum Sender nach Solingen gefahren war, anstatt
sich gleich in der Wupperwelle zu melden.
»Sie war auf dem
Heimweg, als sie im Radio die Nachricht von der Leiche im Stausee
gehört hat. Und weil sie gerade in Solingen unterwegs war,
stand ihr Autoradio auf unserer Frequenz, nicht auf der
Wupperwelle, tut mir leid.« Eine bisschen Hohn klang in
Zachis Stimme mit, doch Stefan wusste, wie
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