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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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bald das blaue Parkplatz-Hinweisschild.
Am Ende der Sackgasse lag der Parkplatz
»Marktstraße«. Sie stiegen aus und genossen den
warmen Frühsommertag. »Schön hier«, murmelte
Kalla und schloss den Wagen ab. Auf der Rheinstraße floss der
Verkehr in beiden Richtungen vorüber. Sie schlenderten zur
Fußgängerzone. Kleine Geschäfte und gemütliche
Gaststätten bestimmten das Bild. Auch hier gab es Fachwerk,
nicht so üppig wie in Linz, aber auch dieser Ort hatte seinen
Reiz. Verspielte Giebel und Türmchen zierten einige
Gebäude. Die alten Häuser waren liebevoll restauriert
worden.
    »So, und wie
finden wir jetzt heraus, wo die Borns gewohnt haben?« Kalla
war stehen geblieben und blickte sich suchend um. »Jeder hat
heutzutage ein Handy, da gibt es kaum noch Telefonzellen, sonst
hätte ich in ’nem Telefonbuch
nachgeschaut.«  
    Heike zückte das
Handy. »Das ist ein Job für die Auskunft.« Sie
tippte die Namen Monika und Peter Born und als Ortszusatz Vallendar
ein und schickte die SMS
ab.       
    Kalla nickte
verstehend. »Da werden Sie geholfen.«
    Es dauerte einen
Augenblick, dann kam die Antwort der Auskunft, ebenfalls per SMS.
Heike öffnete die Mitteilung und las die Anschrift vom Display
ab. »Am Mühlenbach«, las sie laut vor. »Die
enge Straße, durch die wir eben gefahren sind, das war doch
die Mühlenstraße. Dann ist der Mühlenbach bestimmt
auch nicht weit davon entfernt, was meinst du?«
    »Fragen wir das
Navi - dafür haben wir es schließlich.« Kalla
grinste und stieg wieder in den Wagen. Er tippte die Adresse der
Borns in das Gerät, dann wurde die Route berechnet. Er
startete und fuhr auf Anweisung durch die teils engen Straßen
des Ortes. Die Straße Am Mühlenbach lag am westlichen
Ortsrand. Zwischen der Westerwaldstraße und dem Ortskern gab
es einen grünen Gürtel. Der kleine Bach, der der
Straße den Namen gegeben hatte, plätscherte munter
hinunter zum Rhein. Die kleinen Häuser hier waren von Gärten
umgeben und lagen ruhig und idyllisch da. Hier kannte jeder jeden,
gar keine Frage. Heike überlegte, unter welchem Vorwand sie
ins Haus der Borns gelangen konnte, ohne sich strafbar zu
machen.
    »Hier ist
es.« Kalla war stehen geblieben. Beim Haus der Born handelte
es sich um ein schickes Einfamilienhaus, umgeben von einem Garten.
Die Rollläden im Erdgeschoss hatten die Besitzer
heruntergelassen. Neben dem Eingangstor gab es einen Briefkasten,
der bestätigte, dass sie richtig waren. R und M. Born, stand
auf dem kleinen Namensschild. Das lokale Wochenblatt und einige
Prospekte hingen halb aus dem offen stehenden Briefkastenschlitz.
»Die waren schon lange nicht mehr hier, der Briefkasten
quillt schon über.« Kalla zögerte nicht. Er
öffnete das kleine Tor und trat ein.
    »Kalla - was
machst du denn?« Heike blickte sich nervös um. In
ländlichen Gegenden hatten die Nachbarn immer wachsame Augen,
besonders wenn die Bewohner eines Hauses offenbar verreist waren.
Jeder kannte jeden, und jeder, der nicht in diese Gegend
gehörte, fiel sofort auf.
    »Kommst du
nun?« Kalla zeigte sich unbeschwert. »Wir haben noch
einen weiten Rückweg vor uns. Und hier«, er deutete mit
dem Daumen über die Schulter auf das Haus, »hier haben
wir auch noch einiges zu entdecken. Also, worauf wartest
du?«
    Heike zuckte mit den
Schultern und folgte dem Bär von einem Mann. Eine fette, graue
Katze strich durch den Garten, eine tote Maus im Maul. Als sie die
Eindringlinge sah, trollte sie sich in den Schutz eines
Holunderbuschs, um sich dort ihrer Mahlzeit zu widmen. Heike
marschierte über den mit Kies belegten Weg zum Haus. Ein drei
Meter hoher Rittersporn stand in voller Blüte. Bienen und
Hummeln summten geschäftig herum. Es duftete nach Blüten,
in der Nachbarschaft grillte jemand. Der seichte Wind trug einen
würzigen Duft herüber.
    Kalla unterbrach
seinen Weg zum Haus und schnupperte. »Nicht schlecht«,
staunte er. »Vielleicht sollten wir gleich den Nachbarn auch
noch einen Besuch abstatten. Auf zwei Esser mehr kommt es denen
bestimmt nicht an.«
    »Du bist
unverbesserlich.«
    An der Haustür
angekommen, zögerte Kalla und ließ den Blick schweifen.
»Es gibt nicht viele Möglichkeiten«, brummte er
und ging in die Hocke. »Ich könnte meinen Ar…
meinen Hintern darauf verwetten, dass die Borns den
Zweitschlüssel irgendwo deponiert haben.« Unter der
Fußmatte wurde er nicht fündig. Doch Kalla gab nicht auf
und suchte weiter. Rechts neben der Eingangstür gab es eine
Pflanzschale.

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