Bittere Pille
hier«, nickte Heike mit grimmiger Miene, während sie
nach oben ging. Rechts das Schlafzimmer, geradeaus ein Bad mit
Dusche und Badewanne, links das Arbeitszimmer. Das Büro von
Peter Born lag unter der Dachschräge. Ein großer
Schreibtisch, dahinter Aktenregale. An den Wänden Fotos, die
er wohl selber auf seinen Reisen aufgenommen hatte, in
Postergröße. Ein Telefon auf dem Tisch, ein
Flachbildschirm und ein Computer, hinter dem Tisch ein ergonomisch
geformter Bürosessel. Man sah, dass Born hier stundenlang
gearbeitet hatte. Dennoch wies das Büro eine penible Ordnung
auf. Peter Born schien sehr ordnungsliebend gewesen zu
sein.
»Der
Computer.« Heike zeigte auf den Rechner. »Mit
Sicherheit hat er alle Daten auf dem Rechner gespeichert. Aber die
Kiste ist bestimmt mit einem Passwort
gesichert.«
»Lass mich mal
gucken.« Kalla drückte den Einschaltknopf, und der
Rechner bootete das Betriebssystem. Es dauerte einen Augenblick,
bis der Desktop auf dem Monitor zu sehen war, dann war der PC
einsatzbereit. Keine Passwortabfrage, kein Dialogfenster,
nichts.
»Das glaube ich
jetzt nicht«, entfuhr es Heike.
»Vielleicht ein
Zweitgerät. Oder er hat nur die sensiblen Daten mit einem
Passwort geschützt.« Kalla setzte sich hinter den
Schreibtisch und durchsuchte die Festplatte nach
möglicherweise interessanten Dateien. »Normalerweise
würde ich sagen, wir nehmen die ganze Kiste mit und
übergeben sie an diesen Kommissar Verdammt.«
»Dann
könnten wir uns auch gleich wegen Einbruchs und Diebstahls
stellen.«
»Auch wahr. Ich
krieg das hier schon hin, Mädchen, mach dir mal keinen
Kopp.« Kalla grinste gewinnend, dann hatte er einen Ordner
gefunden, der den Namen eines großen deutschen Pharmakonzerns
trug. Doppelklick auf das Icon. Nichts geschah. Dann klappte ein
Fenster auf und fragte - nun doch - nach einem Zugangscode.
»Das können wir vergessen«, brummte
Kalla.
»Und
jetzt?«
»Noch ist Polen
nicht verloren.« Kalla zog einen USB-Stick aus der Tasche
seiner Weste hervor und schob ihn in den USB-Port des Rechners.
»Dann nehmen wir uns einfach mit, was wir brauchen, und
verschwinden. Die Daten können wir zu Hause, ganz in Ruhe,
sichten.«
»Gute Idee - du
bist ein Genie.«
»Danke für
die Blumen.« Kalla kopierte die Dateien, die interessant sein
könnten, auf den Memory Stick. Sekundenlang starrten sie beide
auf den Ladebalken, der den Stand der Datenübertragung
anzeigte. Kalla nickte zufrieden, nachdem der
Datentransfer
abgeschlossen war, und
zog den USB-Stick aus dem Port, um ihn in seiner Tasche
verschwinden zu lassen. Danach fuhr er das System herunter und
erhob sich. Sorgfältig putzte er die Lehnen des
Bürostuhls, die Tastatur, die Maus und den Einschaltknopf des
Computers mit einem Taschentuch ab. »Das dürfte
genügen.« Er blickte Heike mit fragender Miene an.
»Fehlt sonst noch was?« Sie stand vor dem Aktenregal
und studierte die Rückenschilder der Ordner.
»Ich nehm mal
das ein oder andere mit, was interessant sein könnte«,
murmelte sie und zog die Ordner aus dem Regal. »Dann habe ich
auf dem Rückweg schon was zu lesen dabei.«
»Ich werde
gleich wie eine gesengte Sau nach Hause fahren, dann wird dir
schlecht beim Lesen.« Kalla lachte verhalten. »Und
jetzt nichts wie weg hier.«
Heike hatte keine
Einwände. Sie stand schon ungeduldig am Treppenabsatz, als
unten die Haustüre klappte. Schritte.
Heikes Herzschlag
setzte für einen Moment aus. Sie hielt den Atem an und
lauschte nach unten.
»Hallo - ist
hier jemand?«
Heike hätte sich
am liebsten in Luft aufgelöst. Diesmal wusste auch Kalla
keinen Rat. Er blies die Backen auf und zischte ein leises
»Scheiße«.
37
Marienstraße
in Elberfeld, 16:10 Uhr
Es dauerte einen
Augenblick, bis das Klingeln des Telefons in sein Bewusstsein
vorgedrungen war. Stefan brummte unwillig, schlug die Augen auf und
blinzelte in die Nachmittagssonne, die durchs Fenster drang und den
Raum in ein gleißendes Licht tauchte. Staubpartikel tanzten
in der Sonne. Er hatte sich mit T-Shirt und Boxershorts bekleidet
auf das noch vom Vortag ungemachte Bett gelegt und war sofort
eingeschlafen. Jetzt fühlte er sich taub und wie gelähmt.
Das Klingeln malträtierte seinen Schädel. Stefan brummte
unwillig und erhob sich. Mit einem pelzigen Geschmack im Mund machte er sich
auf die Suche nach dem schnurlosen Telefon. Er fand es in der
Küche, blickte aufs Display. Kannte die Nummer nicht und
drückte den grünen
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