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Bitterer Chianti

Bitterer Chianti

Titel: Bitterer Chianti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Florenz, etwa fünf Minuten vom Stadtkern ...»
    «Wie heißt die?»
    «Weiß ich nicht, hier gibt‘s kein Straßenschild.»
    «Was machst du da?»
    «Was soll die Fragerei? Ich trinke Cappuccino und warte.»
    «Und worauf?»
    «Auf besseres Wetter, ragazzo mio. Wieso quetschst du mich aus?»
    «Nur so, aus Interesse. Wir sollten uns treffen.»
    «Das finde ich auch. Und zwar bald. Ich habe viele Fragen, doch nicht am Telefon. Ich muss dich um etwas bitten.»
    «Ich tue dir gern einen Gefallen, worum geht‘s?»
    «Um Avvocato Strozzi. Er baut eine riesige Kellerei, viel größer als die, die er für seine eigene Ernte braucht, das kann sogar ich beurteilen. Jeder benötigt heutzutage, zum Bauen ein Gutachten, dass die Umwelt nicht beeinträchtigt wird. Malatesta hat mir gesagt, dass es verboten ist...»
    «Was hast du mit Malatesta zu tun?», fuhr Scudiere ihn an.
    «Ma che ti salta in mente? Da haben wir doch schließlich zusammen den Brand gelöscht...»
    «Ich rate dir, halte dich aus den Angelegenheiten dieser Leute hier raus. Du machst dir keine Freunde.»
    «Hör mal, ich bin in Schwierigkeiten ...»
    «Kein Wunder, wenn du nach Baugenehmigungen von lokalen Fürsten fragst. Bist du lebensmüde? Mach deine Fotos. Du bist hier nicht in Deutschland.»
    «Das weiß ich. Ich dachte eigentlich, dass du mir hilfst.»
    «Das tu ich gern, jedoch wird nicht alles, was echte Hilfe ist, auch so verstanden. Kapiert? Nun sag schon, wo steckst du jetzt?»
    Statt es Scudiere mitzuteilen, drückte Frank auf die Aus-Taste. Wie schön, dass es so einfach ging. Er hasste es, wenn man ihn bedrängte. Wieso war Stefano so ruppig? Unten im Süden war wohl nicht alles so gelaufen, wie er sich das vorgestellt hatte.
    Wegen des Fototermins morgen rief er beim Weingut Querciabella an. Die Sekretärin bat ihn, zwei Tage später zu kommen, der Winzer müsse dringend zum Zahnarzt und wolle nicht mit geschwollenem Gesicht fotografiert werden. Das sind die Dinge des Lebens, die den Beruf so abwechslungsreich machen, dachte Frank und heuchelte Verständnis. Die Arbeit dauerte länger und kostete mehr Geld, sein Geld. Das Ende der Reportage verschob sich weiter nach hinten, weiter in Richtung von Christines Ankunft.
    Er ging hinüber ins Labor und holte die Bilder ab. Die Großkontakte in Schwarzweiß waren hervorragend geworden, sowohl die Aufnahmen vom Prediger oben im Wald wie auch die aus Malatestas Gruft – in Schwarzweiß wirkte es geradezu gespenstisch. Er durfte zufrieden sein. Rionero war gut gelungen, der brauchte tatsächlich Schlaf. Und Strozzi strahlte eine fast schon unangenehme Vitalität aus. Der sollte für Potenzmittel werben. Von den wichtigsten Bildern ließ Frank Duplikate anfertigen; dazu musste er die Filme im Labor lassen, wo sie allemal besser aufgehoben waren als bei ihm.
    Im Nachmittagsstau schob er sich über die Ponte da Verrazzano und ließ sich von den Wegweisern zur Autobahnauffahrt Firenze-Sud leiten, fuhr dann weiter durch Ponte a Ema und fand die Zufahrt zur Chiantigiana. Es war der kürzere Weg, um zu Wanda Livonardi zu kommen.
    Signora Tornado trug heute das Haar nicht streng zurückgekämmt und zum Knoten gebunden, sondern offen. Gelöst fiel es ihr über die Schultern und ließ sie weitaus zugänglicher erscheinen als sonst. Sie strahlte. Frank sagte es ihr.
    «Das hat einen guten Grund, Franco. Wir haben gewonnen! Ich habe es geschafft! Ab morgen dürfen wir weitermachen, ich und die anderen. Alle Siegel der Finanzpolizei werden entfernt. Also, Sieg auf der ganzen Linie.»
    «Wer hat dir und den anderen das eingebrockt?»
    «Das kriege ich noch raus, das garantiere ich dir. In der Finanzbehörde hatte jemand plötzlich die Verfügung gegen mich auf dem Schreibtisch, und dann nahm alles seinen behördlichen Lauf. Ich habe Beziehungen zur Justiz, ich kenne jemanden, der mir helfen wird. So, komm, ich stelle dir meinen Mann vor, Cosimo, und dann habe ich noch eine Überraschung ...»
    Franks Bedarf daran war eigentlich gedeckt, Überraschungen hatten sich in letzter Zeit meist als böse herausgestellt, doch als ihm Antonia entgegenkam, strahlte er. Erstaunlich, wie das Erscheinen dieser Frau sein Wohlbefinden schlagartig verbessern konnte.
    «Ich bringe es nicht über mich, dich in dem Schlamassel allein zu lassen. Mein Mann wollte einiges mit mir besprechen, ich habe mich darüber hinweggesetzt, obwohl er tobte.»
    «Wir werden einen Weg finden, wie du das Gut behalten kannst», sagte Wanda, «wir finden

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