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Bitterer Jasmin

Bitterer Jasmin

Titel: Bitterer Jasmin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyny Anthony
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war man nicht so feinfühlig gewesen. Die Reichen aufzubringen erschien nicht ratsam, und die Polizei hütete sich, irgend etwas Diesbezügliches zu tun. Um acht Uhr fünfzehn sprang der Gendarmeriekommandant, der später Logan am Flugplatz empfangen sollte, aus dem Wagen; seine Männer folgten ihm mit gezogenen Revolvern. Vorsichtige Zurückhaltung war jedoch nicht mehr angebracht, denn die Szenerie vor und in der Garage sprach eine deutliche Sprache. Explosionsgestank und der Geruch von Blut hingen in der Luft. Der Kommandant stand vor einem dünnen Blutrinnsal, das sich über den Kies schlängelte. Er spähte in die Garage hinein und rief den Interpolbeamten herbei, der seinerseits seine Leute holte.
    Die Suche war beendet. Nach wenigen Minuten hatte man vom Wagen über Funk das Hauptquartier verständigt, die Villa durchsucht, und dann kamen bereits die Experten angebraust, um Zimmer und Garten zu observieren. Der Kommandant übernahm die undankbare Aufgabe, Logan Field abzuholen und herzubringen. Er war ein harter, an Gewalttätigkeiten gewöhnter Mensch, aber der Anblick in der Garage hatte sogar ihn tief erschüttert. Wie mochte es erst dem Präsidenten der Imperial Oil ergehen?
11

    Es kam Eileen vor, als hocke sie schon seit Stunden neben Peters. Die Sonne war emporgestiegen, ein Vogel zwitscherte fröhlich in den Zweigen. Welch grässlicher Kontrast zur Leiche Madeleines, die genau vor ihnen in der Garage lag. Das Blut hatte eine große Pfütze gebildet. Vor der Garage gab es fast keinen Schatten, die Oleander- und Nadelbäume standen weiter hinten, man konnte nicht erkennen, ob sich jemand darin versteckte. Eileen legte Peters ihre Hand auf die Stirn; sie war erschreckend kalt und feucht, seine Haut grau. Irgendwo draußen im Garten wartete Resnais darauf, sie zu überwältigen. Madeleine war durch den Anblick Eileens abgelenkt worden. Resnais, der einzige Übriggebliebene, war der Gefährlichste. Sie lauschte so angestrengt, daß die Nerven ihr fast zu versagen drohten. Der Vogel hatte zu singen aufgehört, die Stimmung im Garten war grauenhaft unwirklich geworden. Plötzlich knackte etwas; wie ein Pistolenschuss kam es ihr in ihrer überhitzten Phantasie vor. Sie nahm die Granate und machte sich bereit, das Ding in die Richtung zu werfen, aus der sie die Geräusche vernommen hatte. Es war aber keine Bewegung zu sehen, keine Gestalt hinter dem Schatten.
    Sie hatte die Fensterrollos im oberen Stockwerk klirren gehört. Die Granate hielt sie in der Hand bereit, wußte aber nicht, wie sie zu werfen war. Resnais ahnte sicher, daß in der Garage etwas nicht stimmte, sonst wären sie ja beide längst zum Auto geflüchtet. Wenn er sie von vorne überfiel, würde das Feuer seiner kräftigen Browning sie niedermachen, ehe sie zum Wurf kam. Aber er würde gar nicht damit rechnen, ihr gegenüberzustehen. Vielleicht dachte er schon, daß einer von ihnen verletzt sei, und warum sollte es gerade Peters sein. Und Peters hatte die gleiche Waffe. Es wäre also verrückt von Resnais, frontal anzugreifen. Jetzt erinnerte sie sich an die Hintertür, die ins Haus führte. Die Tür, durch die sie in die Garage gekommen waren. Von dort würde er kommen. Sie erschrak, schrie leise auf und versuchte, Peters wachzuschütteln; aber er war bewusstlos. Eileen geriet nun doch fast in Panik, war einen Augenblick lang wie gelähmt vor Angst, so stocksteif daß sie sich nicht hätte rühren können, wäre die Tür jetzt aufgesprungen. Sie rannte hin, suchte verzweifelt nach einem Riegel, einem Schlüssel. Die Tür ließ sich von dieser Seite nicht versperren! Natürlich nicht, nur vom Hausinnern aus! Dann hockte sie sich daneben und horchte, hörte aber nichts. Kein Bohlenknirschen, nichts. Und wußte, daß er hier herauskommen würde. Wieder lief sie zum Auto zurück. Peters hatte sich nicht gerührt. Sie beugte sich über ihn, ihre Tränen tropften auf sein Gesicht. Dann nahm sie erneut die Handgranate auf, ging in die Hocke und beobachtete die Tür. Als diese sich zu öffnen begann, hielt sie es zuerst für eine optische Täuschung. Es wirkte wie ein Spalt zwischen ihr und der Wand. Sie schloß kurz die Augen; als sie sie wieder öffnete, war der Spalt weiter geworden. Eileen keuchte vor Schreck und erhob sich halb, immer noch vom Wagen verdeckt. Die Tür öffnete sich ganz langsam und geräuschlos. Sie zog am Ring der Granate und zählte: eins, zwei, drei. Dann schmiss sie sie mit aller Kraft in den breiter werdenden Spalt und sah

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