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Bitterer Jasmin

Bitterer Jasmin

Titel: Bitterer Jasmin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyny Anthony
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sich über das Bett; die Krankenschwester stand auf.
    »Nur ein paar Minuten, Mr. Field. Sie steht noch unter Narkoseeinfluß.«
    Eileen erblickte Logan wie durch einen Schleier. Sein Gesicht schien getrennt vom Körper über ihr zu schweben. Einen Augenblick lang meinte sie zu träumen. Dann sagte er etwas zu ihr, und der Nebel lichtete sich.
    »Liebes«, sagte er, »du wirst wieder gesund.«
    Ihre Lippen waren trocken, sie litt Durst. Die Schwester hatte ihr schon ein paarmal einen Schluck Wasser erlaubt. Sie öffnete die Augen und konzentrierte den Blick auf Logan. »Wo ist er?«
    »Wer? Von wem sprichst du?«
    Einen Augenblick lang meinte er, sie spräche im Traum. Ihre Augen waren ganz klar. Sie versuchte, den Kopf zu heben. »Wo ist er? Was ist mit ihm passiert?«
    »Ich weiß nicht, wen du meinst.«
    »Er hat mich hergebracht. Ich habe ihn im Auto – ganz kurz …«
    »Jemand hat dich hergebracht, er ist aber verschwunden. Man sucht ihn bereits.«
    Sie lächelte geheimnisvoll. »Dann hat er es also geschafft – Gott sei Dank!« Ihr Lächeln war ihm unheimlich – so hatte er sie noch nie erlebt.
    Sie wandte den Kopf zur Seite und schloß die Augen.
    »Ich schlafe jetzt noch ein wenig«, murmelte sie.
    Logan sah sie an, bis die Krankenschwester hereinkam und ihn am Arm berührte. »Sie können sie morgen früh wieder sehen«, flüsterte sie, »dann geht es ihr schon besser.«
    »Vielen Dank.« Er ging hinaus und ließ sich mit dem Polizeihauptquartier verbinden. »Ich habe eben meine Frau besucht. Sie sollten den Mann finden, der sie hergebracht hat. Ich habe das Gefühl, daß er einer der Kidnapper ist.«
    ***

    Straßensperren wurden aufgestellt, auf dem Flugplatz herrschte Alarmstufe eins, kein Schiff durfte den Hafen verlassen. Auch die Stadt wurde gründlich durchgekämmt. Ein Bild von Peters wurde über Fernsehen ausgestrahlt und auf den Frontseiten der Zeitungen veröffentlicht. Überall in der Welt erschienen Berichte darüber, wie Eileen Field um ihr Leben kämpfte; Logan war beim Verlassen der Klinik zu sehen.
    Fast hundert Kilometer außerhalb Nizzas befand sich eine Motorjacht auf dem Weg nach Italien. In dem kleinen Jachthafen von Bocea di Magra hatte sie einen Ankerplatz; normalerweise unternahm sie von dort aus nur Tagestouren nach Portovenere oder Cinqueterre. Seit Eileen Fields Ankunft in Nizza hatte das Schiff gewartet. Die zwei Mann Besatzung verbrachten ihre Zeit in Bars und beim Angeln. Es war ein starkes Boot, das gut seine dreißig Knoten machte; in der winzigen Kabine konnten drei Mann schlafen. Peters lag auf dem einen Bett. Der Taxifahrer, der ihn von der Klinik zum Hafen gebracht hatte, hielt ihn für betrunken. Beim Aussteigen aus dem Wagen mußte er ihm helfen und ihn zum Schiff bringen. Er hatte bereits Angst um seine zehn Franc, aber dann erschien einer von der Mannschaft und übernahm Field. Es gab ein großzügiges Trinkgeld, und damit war die Sache für den Fahrer abgetan. Betrunkene Amerikaner gab's hier oft frühmorgens an der Küste.
    Der Kapitän war Italiener, er stammte von der Madra, dem Fluss, der bei Lerici ins Meer fließt. Er lebte vom Vermieten seines Schiffes während der Sommermonate und war aktives Mitglied der Marxistengruppe des kleinen Hafenstädtchens. Man hatte ihn nach Nizza geschickt, um die Kommandogruppe zu holen, falls die Aktion fehlschlug. Er wußte nicht, was für eine Aktion das war, er stellte auch keine Fragen, als Peters allein auftauchte, brachte ihn nur nach unten, legte ab und fuhr los. Nach Madra brauchten sie einen ganzen Tag, weil sie ganz aufs Meer hinaus mußten, um eventuellen Suchflugzeugen zu entgehen. In Madra würden sich seine Leute um den Terroristen kümmern. Er brauchte sichtlich Pflege, schien ganz benommen und fiel in Bewusstlosigkeit. Der zweite Mann, ein junger, eifriger Aktivist, saß an seinem Bett und beobachtete ihn. Er wußte nicht, wie er ihm helfen sollte. Eine offene Wunde hätte er versorgen können, aber Peters' Kopfschmerzen beunruhigten ihn. Nur einmal wachte der Kranke auf und bat um etwas zu trinken. Der Junge erstattete dem Kapitän regelmäßig Bericht. Auf Kurzwelle hörten sie Nachrichten über die Jagd nach Peters. Keiner sagte etwas dazu. Sie waren schon lange draußen, und die Papiere, die sie im Hafen vorgelegt hatten, waren ohnehin gefälscht. Danach stammte die Jacht angeblich aus Marseille; man würde sie also nicht aufspüren können. Der Amerikaner war so gut wie in Sicherheit. In der heißen,

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