Bitterer Jasmin
in der Nacht war ihm peinlich, und er schämte sich nun am nächsten Tag. Aber es war nicht wieder rückgängig zu machen, selbst wenn er es wollte. Zurückgestoßen, wie sie sich jetzt fühlte, war sie plötzlich imstande, ihn jetzt zu verachten, und das war ihm entsetzlich. Er hatte ihre Familie verachtet und sie geliebt. Seiner Meinung nach waren es nutzlose Parasiten, die nichts als komische Geschichten und Rennplatzanekdoten zu einer Konversation beitragen konnten, ohne irgendein Interesse am Weltgeschehen, an der Industrie oder Politik. Ihre Mutter war kurz nach Eileens Heirat gestorben – eine große, kräftige Frau mit weicher Stimme und den blauen Augen ihrer Tochter, die Logan noch irgendwie mochte. John Fitzgerald war ihm dagegen ausgesprochen unsympathisch – ein Nassauer und Snob dazu. Jahrelang schon schickte er dem Alten Geld und bekam nicht mal ein Dankeschön dafür. Jetzt war auch das vorbei, der englische Schwiegersohn konnte nicht mehr gemolken werden. Er nahm seine Kleider unter den Arm und schlich sich hinaus. Unten zündete er sich eine Zigarette an, schickte den Hausboy, der plötzlich aus der Küche kam, um Kaffee und rief Janet an. Noch ehe James Kelly zum Frühstück herunterkam, hatte Logan Field bereits das Haus verlassen.
***
In der syrischen Botschaft schrieb der Handelsattache, der nachts beim Treffen in der Wohnung an der Torshab Road teilgenommen hatte, einen Bericht.
Das Sonderkommando war aufbruchbereit. Peters und Madeleine Labouchère hatten den Flug nach London mit Zwischenstation Paris gebucht, Resnais sollte dort zu ihnen stoßen. Innerhalb einer Woche hoffte man, die endgültigen Details der Aktion beisammen zu haben und sie dann binnen zehn Tagen durchzuziehen. Der Kellner Habib mußte aus Teheran entfernt werden. Es gab keinen Grund anzunehmen, daß Oberst Ardalan ihn bemerkt hatte oder man ihn je mit dem, was hier geplant wurde, in Verbindung bringen würde. Peters ging jedoch nie ein Risiko ein, weswegen er auch für die Interpol aus einer Reihe von Pseudonymen bestand, ein gesichtsloser Schatten mit tödlichem Terrorregister. Der Syrer mußte Habib besuchen und dafür sorgen, daß eben jene Chance eins zu einer Million nicht möglich wurde.
Mahmoud Khorvan empfing Logan Field, James Kelly und dessen Stellvertreter Ian Phillipson in seinem Büro im Ministerium, einem großen viereckigen Bau, hässlich wie alle neuen Gebäude in dieser Stadt. Das Zimmer war üppig mit dicken roten Teppichen und goldenen Kronleuchtern ausgestattet. Ein riesiger Schreibtisch und nachgemachte Chippendale-Stühle passten dazu wie die Faust aufs Auge. Hinter Khorvan hing das übliche große Farbfoto des Schahs mit der Kaiserin und dem kleinen Kronprinzen in einem geschnitzten Goldrahmen. Ein signiertes Foto stand rechts vor ihm auf dem Schreibtisch. Kaffee und Orangensaft waren für die Besucher bereitgestellt. Die Sekretärin, eine schlanke, persische Schönheit, schenkte ein und reichte die Tassen herum. Es roch stark nach türkischen Zigaretten, von denen der Minister sechzig am Tag rauchte. Bei öffentlichen Empfängen trank er nie Alkohol, vor allem nicht in Gegenwart von Ausländern; ein Teil seines Bücherkastens enthielt jedoch ein Cocktail-Schränkchen mit allen Sorten von Alkoholika außer Wein, den er nicht mochte. Sein Lieblingsgetränk war Malzwhisky. Er begrüßte Logan höflich, Kelly freundlich und den dritten mit einem knappen Kopfnicken. Kelly war schon lange klar, daß Perser seines Schlages nie echte Freundlichkeit ausstrahlten. Khorvan bot Zigaretten an; außer Logan lehnten alle ab. »Tja, Mr. Field«, begann er. Sein Englisch war ausgezeichnet, er verstand es allerdings noch besser, als er es sprach. In den drei Studienjahren an der Londoner Wirtschaftsfakultät hatte er seine linksgerichteten Tendenzen entwickelt. »Ich habe Ihr Angebot genauestens studiert – sehr genau, und bin leider zu folgender Entscheidung gekommen.«
Er legte Daumen- und Mittelfingerspitze aufeinander und sah Logan an, der sich nicht rührte, mit keinem Muskel des Gesichts zuckte. Der Minister bewunderte seine Haltung. Wenn er auch die Verhandlungen störte und stoppte, so hatte er wenigstens seinen Spaß daran. James lehnte sich vor, instinktiv bereit, seine Diplomatenrolle zu spielen.
»Inwiefern leider, Herr Minister?«
»Weil ich ja nicht weiß, wie ernst Sie Ihr Angebot meinten«, antwortete er zögernd, wandte sich dabei aber an Logan.
»Verhandlungen sind bei uns immer ernst
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