Bitterer Jasmin
vielleicht gar nicht kommen, und das wäre dann ein sehr schlechtes Zeichen. Es ist aber alles gut gelaufen. Wie geht's bei euch?«
»Alles glatt und in Ordnung. Auf Block 211/6 war eine Panik, offenbar stimmte was nicht mit dem Bohrloch, und die langfristige Wettervorschau beunruhigte sie ein bißchen. Jenner kümmert sich darum. Er fliegt heute nachmittag nach Lerwik zur Bohrstelle. Auf allen Finanzseiten standen Berichte über dich und Imshan. Es war immer noch das alte Foto von dir, du mußt dir wirklich mal ein neues machen lassen. Ich kümmere mich drum, wenn du zurück bist. Die Reaktion auf dem Markt war gut. In der ›Sunday Times‹ hatten wir einen großen Artikel über den Schah, in Zusammenhang mit dem Ölfeld, und der saudiarabische Botschafter will dich angeblich sprechen. Wir haben aber noch keinen Termin ausgemacht. Ist doch in Ordnung?«
»Die kriegen jetzt langsam Schiß«, sagte Logan befriedigt. »Wenn wir in Imshan erst einmal voll produzieren, haben wir die Karten in der Hand, und dann können sie uns mal kreuzweise …«
Er hatte Janet gegenüber immer eine betont ›männliche‹ Redensweise verwendet, wie er das nannte, ohne jede Angst, sie damit zu verschrecken. Bei Eileen wurde er nur vulgär, wenn sie stritten.
»Übrigens, Eileen fliegt heim.«
»Ach ja? Warum denn? Es ist doch hoffentlich nichts mit Lucie?«
Als er seine Frau erwähnte, richtete sie sich unwillkürlich gespannt auf. Sie fragte immer nach seinem Kind. Es war ihre einzige Konzession in diesem Spiel, denn sie wußte, wie sehr Logan an der Kleinen hing. Sie hatte sie schon mehrmals in seinem Haus am Eaton Square gesehen – ein einsames, überbehütetes kleines Mädchen, wie ihr schien, das Brüder und Schwestern gebraucht hätte. Das hatte sie Logan gegenüber auch erwähnt. »Nein, nicht wegen Lucie. Bei uns hat sich die Lage leider zugespitzt.«
»Du meine Güte! Hat sie es rausgefunden?«
»Ich habe es ihr selbst gesagt.«
Es knackte in der Leitung, er mußte lauter sprechen.
»Ich kann jetzt nicht darüber sprechen. Du mußt dann herüberfliegen, ich brauche dich als Gastgeberin. Kannst du zum Wochenende kommen?«
»Ich weiß es noch nicht«, schrie sie zurück. Die Verbindung wurde immer schlechter. »Muß erst sehen, was heute Vormittag los ist. Ruf mich abends an, bei James gegen sieben eurer Zeit.«
»Ist gut, sieben Uhr also. Paß gut auf dich auf.«
»Du auch«, sagte sie.
Sie legte auf und stieg aus dem Bett. Ihre langen, schöngeformten Beine waren nackt, sie trug nur die Pyjamajacke. Im Badezimmer – nichts als weißer Teppich und Glas ringsum – trank sie einen Schluck Wasser und betrachtete sich im Spiegel. Ohne Make-up sah sie blaß aus, ihre grauen Augen brauchten Lidschatten. Sie war einunddreißig. Ihre Ehe lag schon Jahre zurück, und jetzt ergab sich plötzlich die Chance, Logan Field zu heiraten. Sie war gesund und jung, konnte ihm Kinder schenken und war auch dazu bereit. Sie würde nie eine Frau wie Eileen werden, aber er wollte ja auch nicht nur ein hübsches Dekor haben. Logan brauchte eine Partnerin und eine große Familie. Bei diesem Blick in den Spiegel beschloß Janet, ihm beides zu sein und zu geben.
Ohne es zu wissen, lächelte sie bei dem Gedanken. Wenn sie glücklich oder aufgeregt war, sah sie schön aus. An Eileen Field dachte sie nicht. Nicht, weil sie skrupellos war, aber sich wegen der anderen Frau Schuldkomplexe aufzuladen, hatte sie nie einen Grund gesehen. Eileen hatte ihn geheiratet und die Chance gehabt, ihn glücklich zu machen; wenn es ihr nicht gelungen war, konnte man niemand anderen dafür verantwortlich machen, Janet duschte, machte sich zurecht und zog sich an. Sie ging gerne in das riesige Haus der Imperial Oil und liebte ihr hübsches Büro vor dem Logans und den Stimulus, den ihr die Arbeit gab. Macht hatte sie immer schon fasziniert, und Logan personifizierte für sie die Macht. Ihre eigene Sekretärin, eine unglaublich tüchtige ältliche Jungfer, war bereits fünfzehn Jahre bei der Firma. Sie wunderte sich, die kühle, nüchterne Mrs. Armstrong beim Durchlesen der Morgenpost leise summen zu hören.
***
Eileen schlief lange. Der Hausboy James' klopfte an die Schlafzimmertür; als keine Antwort kam, brachte er Kaffee und Orangensaft wieder in die Küche zurück. Um sieben Uhr war Logan zum Anziehen ins Schlafzimmer gekommen, hatte sie angesehen, wie sie da im Schlaf lag, mit einem Arm über dem Kopf, und ehrliches Bedauern verspürt. Der Vorfall
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