Bitterer Jasmin
mir gegenüber. Seine Kaiserliche Majestät will unbedingt, daß noch eine Raffinerie an der Küste bei Imshan gebaut wird. Wer immer Partner unserer Ölgesellschaft wird, soll diese Raffinerie finanzieren. Dies scheint Seiner Majestät ein fairer Beitrag zu sein.«
Der Vorschlag stammte natürlich von Khorvan selbst. Er kannte den Entschluß des Schahs, den letzten Dollar aus jedem westlichen Investitionsbewerber zu quetschen. Die Raffinerie würde viel beitragen zur langfristigen Industrialisierung des Landes. Wenn die Imperial Oil Imshan ausbauen und den Ölpreis brechen wollte, um den Westen zu retten, mußte sie auch das nötige Geld dazu auftreiben. Logan zündete eine Zigarette an. »Eine Raffinerie der nötigen Größenordnung würde weitere drei Millionen Dollar kosten«, sagte er. »Und eine Investition von dreihundert Millionen würde angesichts der Inflation möglicherweise unseren gesamten Profit für die nächsten zehn Jahre verschlingen.«
Khorvan schwieg, er setzte wieder die Fingerspitzen gegeneinander und betrachtete sie eingehend.
»Leider nicht möglich«, fuhr Logan fort. »Keine Firma der Welt würde einem solchen Vorschlag zustimmen. Mein Aufsichtsrat gäbe nicht einmal dann die Zustimmung, wenn ich es empfehlen würde. Das werden Sie doch sicher verstehen.«
»Ja, sicher«, bestätigte Khorvan. »Leider ist das aber nicht mein Problem. Ich verhandle ja nicht um unser Öl, sondern Sie tun es. Wenn Sie keine Möglichkeit sehen, die Raffinerie zu bauen, müssen wir die Sache jemand anderem offerieren.«
»Das ist schon in Ordnung«, sagte Logan, »aber nur EXXON wäre wohl in der Lage, es zu tun. Sie wissen genauso gut wie ich, daß der Iran die EXXON nicht hier haben will, weil es nicht erwünscht ist, daß die Vereinigten Staaten in einer so lebenswichtigen Sache vertreten sind. Sie haben schon genug amerikanische Soldaten und Militärbasen hier. Wenn Sie die Leute auch noch auf Imshan loslassen, sitzen Ihnen die Russen im Nacken.«
Khorvan war ziemlich blaß geworden, ein Zeichen, daß er bald seine Ruhe verlieren würde; er musterte Field verächtlich. Er war einen solchen Ton nicht gewöhnt.
»Es gibt aber auch noch ein französisch-deutsches Konsortium«, meinte er.
»Aber gewiß«, gab Logan achselzuckend zurück. »Sie sind aber genauso wenig bereit, eine derartige Investition ohne Profit zu machen.«
James versuchte, die gespannte Atmosphäre zu entschärfen. »Vielleicht sollten wir uns lieber die Zahlen noch einmal in Ruhe ansehen.«
»Die kenne ich gut genug«, wehrte Logan ab. »Genauso gut wie der Herr Minister. Wenn wir die Raffinerie bauen, bleibt uns kein Profit, und damit hat sich's.« Er bot Khorvan aus seinem goldenen Zigarettenetui an.
»Nein, ich rauche nur türkische«, sagte der Minister, der jetzt seine guten Manieren zu vergessen begann.
»Die mochte ich auch mal, aber jetzt bin ich auf das hier gekommen.« Er hielt seine Mentholfilterzigarette hoch. »Soll weniger gefährlich sein. Wahrscheinlich ist es ja egal. ›La Illah, illahlah wa huwa qadir all kulli shavy.‹«
James fiel beinahe vom Stuhl. »Es gibt keinen Gott außer Allah, und er hat Macht über alles.« Er hatte keine Ahnung gehabt, daß Logan Arabisch oder Farsi verstand. Sogar Khorvan war anzumerken, daß ihn das Zitat beeindruckt hatte. Field sah ihn an, die harten Gesichtszüge verzogen sich zu einem Lächeln, das ihn plötzlich ganz charmant wirken ließ. »Und wenn Allah es will, daß wir Ihnen eine Raffinerie bauen, wer weiß? Ich glaube, ich nehme Mr. Kellys Rat doch an. Ich gehe noch mal heim und überdenke die Sache. Es wäre schön, Sie noch einmal vor Ende dieser Woche treffen zu können.«
Khorvan stand auf. »Ich werde leider verreisen.«
Logan rührte sich nicht. »Und wann sind Sie zurück?«
»In zehn Tagen.«
»In diesem Fall meine ich, daß wir uns vorher noch einmal treffen sollten.« Jetzt erhob sich auch Logan. »Ich habe eine Audienz beim Schah und kann nicht in den Palast gehen, ohne diese Frage gelöst zu haben.«
Khorvan zögerte. Er wußte nicht, für wann die Audienz anberaumt war, und wollte nicht, daß Field dem Schah die Sache vortrug, bevor er nicht die ganzen Verhandlungen unterminiert hatte.
»Wie lange werden Sie brauchen, um Ihre Zahlen noch einmal durchzugehen?«
»Wann reisen Sie ab?«
»Donnerstag. Am Freitag reise ich nicht gerne.« Als frommer Moslem vermied er es, am Pendant des christlichen Sabbats zu arbeiten oder zu verreisen.
»Dann werden
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