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Bitteres Blut

Bitteres Blut

Titel: Bitteres Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Voss
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einesKristalllüsters Duellpistolen. Davor kauerten wie ruhende Hunde auf einem dicken Teppich ausladende, beigefarbene Ledersessel.
    »Chemie, alles Chemie«, murmelte Steinbrecher beeindruckt. Lorinser stellte fest, dass der Hausherrinnenhintern trotz des Alters so aufreizend und üppig wie der Paulas wackelte. Als sie vor einer Eichentür stehen blieb, zögerte ihre rechte Hand einen Augenblick, ehe sie anklopfte. Erst als ein dumpfes »Ja, bitte« erklang, drückte sie die Messingklinke.
    »Die Herren sind von der Polizei«, sagte sie kaum hörbar, »es geht wohl um den Jungen.«
    Der schlanke Mann, der da hinter dem kirschbaumfarbenen Schreibtisch über einem Wust von Akten saß, hatte eine verblüffende Ähnlichkeit mit seinem Sohn. Die gleichen, sich unter einem Bärtchen biegenden Lippen, die gleichen hinter geschliffenen Brillengläsern herausfordernd blickenden Braunaugen, das schmale Kinn. Was ihn unterschied, waren die silbergrauen, gelichteten Haare und die von Altersflecken übersäte Knitterhaut seines Gesichtes.
    »Selbstverständlich geht es um den Jungen«, sagte er kühl. »Ich denke, du kannst uns getrost alleine lassen.« Die Tür fiel ins Schloss. »Fürchterlich«, sagte er, ohne dass deutlich wurde, ob er seine Frau oder den Tod Böses meinte. Er erhob sich und deutete auf einen gläsernen Tisch, um den vier schwarze Chromstühle standen. »Wie ist dieser Bursche nur in diese Grube geraten?«
    »Genau das hoffen wir mit Ihrer Hilfe herauszufinden«, sagte Lorinser, während er Platz nahm.
    Kröger schüttelte auflachend den Kopf.
    »Ich bezweifle, dass ich Ihnen dabei helfen kann. Aus mehreren Gründen. Erstens sind wir erst nach dem Auffinden der Leiche von einer Reise zurückgekehrt. Zweitens habe ich den jungen Böse nie persönlich kennengelernt. Und drittens sind mir auch keine Umstände bekannt, die insoweit hilfreich sein könnten.«
    »Sie waren einige Tage auf Sylt?«
    »Vierzehn, um genau zu sein.«
    »Eine ganz schön weite Strecke«, warf Steinbrecher ein.
    »Mit einer eigenen Maschine ist das keine große Sache.«
    »Sehr praktisch«, sagte Steinbrecher und deutete hinaus in den Garten. »Der Flugplatz grenzt ja sozusagen an Ihr Grundstück.«
    Kröger schüttelte den Kopf. »Ich habe das Gerät in Damme stationiert, und dort sind wir auch wieder gelandet.«
    »Sie hatten sehr lange mit Wolfhardt Böse zu tun«, sagte Lorinser.
    »Im Guten wie im Bösen, wie man so sagt.« Krögers Auflachen entblößte strahlende Zahnkunst. »Leider haben die Auswirkungen der Weltgeschichte ein gedeihliches Miteinander verhindert. Oder der ungeordnete Inhalt seines Denkorgans«, fügte er, mit beiden Händen ein Zeltdach formend, bitter hinzu.
    »Er hat Ihnen sehr zugesetzt.«
    »Das ist wohl wahr. Hier und im Keller stapeln sich meterweise Prozessakten, in die er trotz seines krankhaften Geizes Unsummen versenkt hat.« Er tippte sich an die Stirn. »Andere leisten sich Passionen, er unter dem Druck seines Verfolgungswahns Obsessionen. Mein Sohn hat Ihnen zu den Auswirkungen, wie ich hörte, bereits erschöpfende Auskunft gegeben.«
    »Erschöpfend? Na ja.« Lorinser hob die Schultern. »Ihr Verhältnis zu Böse war nicht immer schlecht.«
    »Auch das ist richtig, obwohl …«
    »Ja?«
    »… von einem Verhältnis im üblichen Sinne gar nicht gesprochen werden kann. Zu einem Autisten finden Sie keinen Zugang, und zu einem, der, von einer fixen Idee beherrscht, einen fanatischen Kreuzzug führt, erst recht nicht. Mir ist natürlich klar, dass Sie sich fragen, wieso der Junge auf meinem Grundstück gefunden wurde.«
    »Haben Sie eine Antwort?«
    »Nein. Aber ich verwette meinen Kopf, dass Böse die seine, garniert mit seinen üblichen Verschwörungstheorien, bereits geliefert hat. Hintergrund: Die Firma K-Tec, die um jeden Preiseinen Prozess um das einst von Hinrich Böse erworbene Unternehmen verhindern will. Ich gehöre dem Vorstand an und bin selbstverständlich über den Vorgang informiert, den Böse über seinen Adoptivsohn im April ohne jede Aussicht auf Erfolg aus den Niederungen seines Absurdistans initiiert hat. Ich empfehle Ihnen zur Schonung meiner Nerven, sich, falls Sie den Umstand für relevant halten, mit unserem Justiziar, Herrn Angstmeyer, in Verbindung zu setzen. – Wie ist denn der Junge überhaupt zu Tode gekommen? Durch ein Verbrechen?«
    »Wir haben noch keine abschließenden Erkenntnisse«, sagte Steinbrecher ausweichend.
    Kröger runzelte die Stirn. Seine Augen richteten

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