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Bitteres Blut

Bitteres Blut

Titel: Bitteres Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Voss
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hinzu. »Nur ein Zufall verhinderte, dass er und seine Familie in den Flammen umkamen. Dass genau das in der Absicht der Täter lag, steht für mich fest.«
    »Wollen Sie etwa behaupten, die Polizei habe …«
    »Im Sinne der Täter ermittelt?« Halvesleben hob die Schultern und lächelte. »Da waren Profis am Werk. Acht Brandherde, Herr Kriminalobermeister, perfekt darauf abgestimmt, um Punkt Mitternacht zu zünden. Die Feuerwehr, obwohl sie innerhalb von Minuten eintraf, hatte nicht die Spur einer Chance. Fragen Sie Ihren bärbeißigen Kollegen, was er damals in der Asche gefunden hat. Vielleicht kann er Ihnen auch sagen, warum die Ermittlungen sich trotz der eindeutigen Spuren ausschließlich gegen den Hausbesitzer gerichtet haben.«
    Eine Ringeltaube landete auf dem Schuppendach, trippelte einige Zentimeter und flog erschreckt wieder auf, als sie die beiden Männer unter sich im Hof entdeckte. Lorinser forschte im Gesicht des Journalisten. Er hatte den Eindruck, als wenn sich die Falten, die von den Mundwinkeln zur Nase strebten, vertieft hätten. Die Augen, von der Sonne geblendet, versteckten sich hinter geschwollenen Lidern. Von der herausfordernden Munterkeit, die das Gesicht während des ersten Gesprächs geprägt hatte, war nichts mehr zu erkennen. Aber Sorge wob ihre Schatten auf der gebräunten Haut. Die Sorge, ein ähnliches Schicksal wie das beschriebene zu erleben?
    »Das Haus gehört Ihrem Freund, dem Schriftsteller, nicht wahr?«
    »Bengt Vauen, ja. Jetzt sitzt eine Dame aus Süddeutschland darin.«
    »Etwa Gertraude Simmerau?«
    »Genau. Übrigens die Mutter des Mädchen, dem Böse im Festzelt mit seinen Faxen imponieren wollte.«
    »Wieso kam es zur Zwangsversteigerung?«
    »Als es versteigert wurde, war das noch kein teuer sanierter Schuhkarton. Es war ein schnuckliges Landhaus mit Charme. Aber so sind halt die Geschmäcker wohlbestallter Damen.« Ein dünnes Lächeln. »Vauen hat den Brandanschlag einfach nicht verkraftet. Er hat zunächst irgendwo bei Bückeburg gelebt und von dort aus eher widerwillig den Wiederaufbau betrieben. Die Versicherungsgelder mussten ja zweckbestimmt verwendet werden. Ist aber nicht wieder eingezogen. Hat es unglücklich an einen Raben vermietet, der entweder gar nicht oder nach Laune zahlte. Vauen geriet in eine finanzielle Schieflage, die Bank zickte und … nun ja, er selbst rutschte auch mental immer tiefer in den Keller. Depressionen. Schreibblockade. Keine Drehbücher, keine Honorare mehr vom Fernsehen. Seine Verlage machten wohl auch dicht, nachdem er nicht mehr lieferte. Sie wissen ja, wenn man unten ist, kommen die härtesten Schläge … Unser Kontakt wurde auch immer weniger, brach schließlich ab. Vor einigen Wochen hörte ich, dass er irgendwo in Süddeutschland sein soll. Aber vielleicht hat er sich inzwischen auch umgebracht, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich auf einem ähnlichen Weg bin. Deshalb verkaufen wir.«
    »Werden Sie bedroht?«
    »Konkret?« Halvesleben schüttelte den Kopf. »Nein, nicht wirklich. Vielleicht von der eigenen Paranoia«, stieß er bitter hervor. »Ich bin halt ein gebranntes Kind«, sagte er so leise, als fürchtete er, abgehört zu werden. »Gebrannte Kinder haben perforierte Häute, verstehen Sie? Da werden Sachen, die man sonst nicht wahrnimmt, zu Schatten an der Wand. Wir haben ja kaum noch soziale Kontakte, sind mehr oder weniger auf uns selbst reduziert. Wir leben auf einer Insel, von der sich das Meer jeden Tag ein weiteres Stück und, fürchte ich, irgendwann uns selbst holt. Ich hab hier meinen Job verloren, einen guten Job, weil ich es gewagthabe, mich in der Bürgerinitiative gegen den Beton zu engagieren. Ich wurde und werde deshalb von den Lokalgrößen boykottiert. Man geht uns aus dem Weg, als wenn wir die Pest am Leib hätten. So ist das auf von Haien umgebenen Inseln … Ich habe mich in die eigene Zeitung gerettet, aber … Jetzt noch die Geschichte mit dem unglückseligen Böse …« Er trat einen Kieselstein gegen die Schuppenwand. »Nein, es geht wirklich nicht weiter. Zum Glück sperrt sich meine Frau auch nicht mehr dagegen.«
    Das klang wie Kapitulation und war wohl auch eine. Die Frage war nur, ob Böses Tod die entscheidende Rolle spielte. Steinbrecher kam heran, das Gesicht noch düsterer als vor seinem Abgang.
    »Eine üble Sache«, quetschte er in Richtung Halvesleben hervor. »Ihre Frau sollte ihrem Fuß wirklich Ruhe gönnen.«
    Es klang wie das Eingeständnis einer

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