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Bitteres Blut

Bitteres Blut

Titel: Bitteres Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Voss
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war es Dorfsheriff Bossen. Die Gegend rund um das Moor kannte er auch gut genug, um etwas darüber sagen zu können.
    Lorinser rief ihn an.
    »Das Oppenweher Moor, Lorinser? Also, wer da ein Auto verstecken will, der muss es schon an einen Hubschrauber hängen. Von wem ist denn der sagenhafte Tipp?«
    Lorinser erklärte es ihm.
    »Ja, den kenne ich ganz gut, den Albert Rolf. Sehr ordentlich, der Mann. Hat nebenbei als freier Mitarbeiter für das Kreisblatt über Festivitäten geschrieben, bis sein Kopf nicht mehr so richtig mitspielte. Aber wenn er sagt, dass er das Auto gesehen hat, dann ist da wohl was dran. Aber dass der Wagen im Moor stecken soll, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Da gibt es nur einen Weg, und den können Sie vergessen, wenigstens dann, wenn Sie es mit einem Pkw versuchen.«
    »Was ist mit Gebäuden?«
    »Direkt im Moor? Nein, nein, da gibt es nichts. Wenn der Wagen da war, dann entweder vorübergehend auf dem Parkplatz,oder er wurde irgendwo in der Nähe untergestellt. Da gäbe es natürlich einige Möglichkeiten.«
    »Könnten Sie mir die auflisten? Grundbesitzer, Pächter und so weiter?«
    Bossens Schweigen ließ sich beim besten Willen nicht als Begeisterungssturm deuten. Lorinser erwartete denn auch, eine glatte Abfuhr zu hören. Zu seiner Überraschung war der übergewichtige Kollege aus Lemförde jedoch einverstanden, die Daten, die diesseits zur Grenze nach Nordrhein-Westfalen vorlagen, bei »den Figuren im Rathaus« abzufragen. »Eilig haben Sie es bestimmt auch noch? – Also gut, ich gucke, was ich tun kann. Das Zeug schicke ich Ihnen schnellstmöglich per Fax in die Inspektion.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen, Herr Bossen. Haben Sie denn eine Ahnung, ob Kröger im oder um das Moor Grundstücke, ein Haus oder vielleicht Stallgebäude besitzt oder benutzt?«
    »Chemie-Kröger?« Ein kurzes Schnaufen, dann die überraschende Frage: »Wollen Sie damit sagen, Sie haben ihn ernsthaft auf der Rechnung?«
    Lorinser teilte ihm das Ergebnis der neuesten Ermittlungen mit.
    »Also wirklich«, stieß Bossen hervor, als er sein dröhnendes Lachen wieder unter Kontrolle hatte. »Ich hab mich ja mal breitschlagen lassen, an die Jungfrauengeburt zu glauben, aber dass Kröger den Kerl um die Ecke gebracht haben soll … Warum sollte er? Der Mann kriegt keine volle Einkaufstüte mehr hoch, Lorinser! Der würde auch keinen Schnösel wie Böse auf zehn Meter an sich heranlassen. Also, wenn ich Sie wäre, würde ich den Fuß erst mal vom Gas nehmen.«
    »Der ist da leider nicht drauf.«
    Bossen schmatzte überrascht. »Nicht drauf? Wollen Sie damit etwa sagen …?«
    »Ja«, sagte Lorinser. »Der Haftbefehl wird bereits vollstreckt. Sie wissen ja, wenn der Apparat erst einmal in Bewegung ist …«
    »Meine Güte, Lorinser! Ist die Sache etwa auf Ihrem Mist gewachsen?«
    »In gewisser Weise schon«, gestand Lorinser mit dem Gefühl, dass sich seine Zweifel mit jedem Wort Bossens weiter aufblähten. »Den Haftbefehl habe allerdings nicht ich beantragt. Aber ich sehe den Fall so ähnlich wie Sie.«
    »Und fühlen sich jetzt wie ausgekotzt, was?«
    Lorinser hob die Schultern. Unter seinen Schuhen pulverte Staub auf. Links von ihm tauchte der Parkplatz und im lichten Geäst der Sträucher das matte Blech seiner Isabella auf. »Na ja«, sagte er, »in Jubelstimmung bin ich nicht gerade.«
    »Tja, das Gefühl kenne ich«, dröhnte Bossens satte Stimme voller Mitgefühl an sein Ohr. »Auf jeden Fall können Sie nix mehr machen, jetzt haben die über Ihnen das Sagen. Wenn das Ding aber aus der Kurve fliegt, dann können Sie sich ins Fäustchen lachen. Wenigstens können die sich nicht die Schuhe an Ihrem Arsch blanktreten, verstehen Sie?«
    Aus dem Lehrbuch der exakten Wissenschaften war das zwar nicht, aber durchaus tröstlich, fand Lorinser, überrascht, dass der in langen Dienstjahren ergraute Dorfbulle Mitgefühl offenbarte. Und ausgerechnet für ihn. Na ja, dachte er und versprach, sich den väterlichen Ratschlag in den Kalender zu schreiben, dankte und kürzte den Weg zu seinem Auto durch die Büsche ab. Als er hinter dem Steuer saß, war es vierzehn Uhr einundzwanzig. Höchste Zeit, sich zu entscheiden, ob er seiner Gier nach einer Zigarette nachgeben oder weiterhin standhalten sollte. Er ließ die Packung in der Tasche und beschloss, zurück in den Stall zu fahren.
    Steinbrechers Körpersprache machte zwar den Eindruck, als hätte er soeben das Geschäft seines Lebens abgeschlossen,

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