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Bitteres Blut

Bitteres Blut

Titel: Bitteres Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Voss
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schuldhafte Verhalten hinsichtlich der »Vorgehensweise« kategorisch ausgeschlossen hatte. Sie hatte zwar die Frage nach der »Verhältnismäßigkeit der Mittel« und damit dem Einsatz der Handschellen gestellt, aber auch »insoweit keinerlei Anlass« zur Kritik gesehen. »Es obliegt dem Beamten vor Ort, die ihm angemessen erscheinende Maßnahme zu ergreifen.« Letztendlich aber ging es bei der recht einseitigen Erörterung lediglich um Formalien und die Sorge, ob Kröger mit seiner angekündigten Beschwerde »durchkommen« werde. Kein Wort davon, ob der Haftbefehl und die noch immer andauernde Spurensicherung durch die Kriminaltechnik im Haus des Beschuldigten und seinem Fahrzeug grundsätzlich gerechtfertigt seien.
    Als Lorinser seine Bedenken anmeldete, richtete Hildebrandt sich so heftig auf, dass ihr Bürostuhl mit einem Knall gegen das an der Wand stehende Aktenbord prallte.
    »Himmelherrgott!«, fuhr sie ihn so aufgebracht an, als hätte er ihr unversehens in die Wade gebissen. »Wir haben jetzt wirklich nicht die Zeit, und erst recht keinen Anlass , die Haftgründe erneut zu erörtern.«
    »Obwohl sie in einem entscheidenden Punkt widerlegt und in der Hauptsache zweifelhaft sind?«
    Hildebrandt starrte ihn verständnislos an. »Wollen Sie etwa unterstellen«, sagte sie kaum hörbar, »wir, der Staatsanwalt, der Richter, wir alle hätten bei der Prüfung der Gründe mangelnde Sorgfalt walten lassen, Herr Kriminalobermeister?«
    Lorinser hatte das gleiche Gefühl wie in der Spielhalle, als der Peruaner ihm den Hocker gegen den Kopf geschlagen hatte. Nur, dass er sich jetzt außerdem noch auf eisglattem Boden unter Beschuss sah. »Es geht nicht um formal korrektes Vorgehen«, sagte er trotz seiner Befürchtung, Hildebrandt werde noch einmal explodieren. »Es geht darum, ob der Haftbefehl insgesamt gerechtfertigt ist. Ich habe, wie ich meine, begründete Zweifel.«
    »Nur begründete?«
    Lorinser fuhr zu Steinbrecher herum. »Was soll das denn heißen?«
    Steinbrecher hob abwehrend die Hände. »Nichts, nichts«, sagte er hastig und winkte ab. »Es war nur eine Frage.«
    Nur eine Frage?
    »Eine berechtigte, wie ich finde«, sagte Hildebrandt. »Sie scheinen aus Prinzip zu anderen Ergebnissen als Ihre Kollegen zu gelangen.«
    Teufel auch, dachte Lorinser, glaubte die angepiekste Dame etwa, er ginge mit der Wünschelrute auf Spurensuche? »Ich spreche von Tatsachen«, sagte er mit zornbebender Stimme, »die nichts, aber auch gar nichts mit meinem persönlichen Empfinden zu tun haben!«
    »Das freut mich«, schnitt sie ihm das Wort ab. »Dennoch sind sie im Augenblick nicht relevant , Herr Kriminalobermeister!« Worte so scharf und bedrohlich wie die über seinem Kopf zitternde Klinge einer Axt. »Damit will ich sagen, dass an den bestehenden Umständen jetzt nichts zu ändern ist. Freuen würde mich allerdings, wenn Sie in Zukunft einen weniger rustikalen Umgang mit Ihrem Kollegen Steinbrecher pflegten, der, und das kann ich Ihnen ausdrücklich versichern, noch nie in die Versuchung gekommen ist, Beweise unter den Tisch fallen zu lassen.«
    Heiliger Himmel! Steinbrecher hatte sich also bei Hildebrandt ausgeweint. Aber nicht nur das, er hatte ihn gleichzeitig denunziert, und das mit einem glatten Verdrehen der Tatsachen! Lorinser wandte den Kopf und warf einen Blick auf seinen gespannt und mit hängenden Schultern neben ihm sitzenden Kollegen, der trotzder Hitze über seinem obligatorischen Jeanshemd sein dunkelblaues Boss-Jackett und zur weißen Baumwollhose diese schweren Businessschuhe trug, die er stolz als Schnäppchen aus irgendeinem Outlet präsentiert hatte. Was war nur in ihn gefahren?
    »Sind das deine Worte, Franz?«
    Steinbrecher hob die rechte Hand. »Genau so hast du es doch ausgedrückt!«
    Lorinser hätte das klärende Gespräch von Herzen gerne unter vier Augen geführt, aber angesichts des Anpfiffs konnte er nicht länger an sich halten. » Gesagt habe ich, dass du die ermittelten Erkenntnisse nicht einfach vom Tisch wischen kannst! Das bezog sich ausschließlich auf die von mehreren Zeugen bestätigte Tatsache, dass Böse Sonntagabend um zwanzig Uhr im Schützenzelt gewesen ist und Kröger ihn deshalb weder vom Flugplatz in Damme abgeholt noch dort getroffen haben kann.«
    »Jedenfalls sind die Aussagen nicht zwingend, weil mit ihnen die durchgängige Anwesenheit des Opfers im Festzelt noch lange nicht belegt ist. Außerdem: Kröger ist in einen gelben Sportwagen gestiegen. Vergiss das

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