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Bitteres Geheimnis

Bitteres Geheimnis

Titel: Bitteres Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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»Du möchtest sie behalten, nicht wahr?«
    Mary schluckte krampfhaft. »Ich weiß nicht. Meine Eltern sagen, wir müssen es zur Adoption freigeben. Und Pater Crispin ist auch der Meinung. Wahrscheinlich haben sie recht. Aber «
    »Aber was?«
    »Aber sie ist doch ein besonderes Kind. Sie ist nicht wie andere Kinder entstanden. Und die Adoptiveltern werden sie sicher nicht als etwas Besonderes behandeln. Außerdem möchte ich sie so gern bei mir haben. Sie gehört doch zu mir.« Gedanken, die ihr bisher noch nicht in den Sinn gekommen waren, schossen ihr plötzlich durch den Kopf. »Ich möchte bei ihr sein, wenn sie langsam groß wird.«
    Gloria nickte. »Das kann ich verstehen, Mary. Das solltest du auch. Sie ist ja wirklich ein besonderes Kind, und nur du kannst das verstehen.«
    »Ich war mir bis jetzt gar nicht bewußt ...« Mary kämpfte mit den Worten. Das Kind bin ich, sagte es in ihr. Das Kind bin ich, und ich würde mich selbst wildfremden Menschen überlassen. »Bis jetzt habe ich es nur als irgendein Kind gesehen, das zur Welt kommt und gleich wieder verschwindet. Aber jetzt sehe ich es plötzlich als kleines Mädchen, das laufen und reden lernt und zur Schule geht und - und ich möchte dabei sein, wenn das alles kommt. Ach!« Mary fing an zu weinen und schlug die Hände vor ihr Gesicht. »Entschuldigen Sie«, schluchzte sie.
    »Das macht doch nichts, Mary. Laß es ruhig raus.«
    »Ich weiß nicht, warum ich hergekommen bin. Ich war so wütend auf meinen Vater. Ich wollte sehen, was - was ...«
    »Was er hier will?« Gloria nahm ihre Tasse und trank den letzten Rest Kaffee. » lch beneide dich, Mary«, sagte sie. »Ich habe mir immer eine Tochter gewünscht, aber ich habe nur Söhne bekommen. Nach den ersten beiden war ich richtig wütend, lch wollte unbedingt ein kleines Mädchen. Und als ich das dritte Mal schwanger war, kaufte ich lauter Mädchensachen, als wäre das eine Garantie dafür, daß es endlich ein Mädchen werden würde. Es heißt, daß das Geschlecht des Kindes durch die Chromosomen des Mannes bestimmt wird. Also war es wohl Sams Schuld.«
    Mary sah sich im Zimmer um.
    »Ich war mit ihm verheiratet, jetzt bin ich Witwe. Er starb vor sieben Jahren. Ganz plötzlich, an einem Herzinfarkt. Wir wollten in die Ferien fahren und packten die Sachen ins Auto. Er ging noch einmal ins Haus, um eine Taschenlampe zu holen. Aber er kam nicht wieder heraus. Johnny fand ihn. Sam war einundvierzig Jahre alt.« Gloria richtete die hellen Augen auf Mary. »So habe ich deinen Vater kennengelernt. Ich mußte Sams Aktien verkaufen, um die Begräbniskosten bezahlen zu können. Dein Vater war Sams Anlageberater. - Dein Tee wird ganz kalt, Kind.«
    Mary sah auf die Tasse in ihrer Hand, als hätte sie sie eben erst gesehen. Hundert Fragen lagen ihr plötzlich auf der Zunge.
    »Wie ist es, wenn man ein Kind bekommt?«
    »Oh.« Gloria lachte leise. »Mary, das ist bei jeder Frau anders. Und bei jedem Kind. Bei meiner ersten Schwangerschaft stellte sich heraus, daß der Kopf des Kindes für mein Becken zu groß war. Die Ärzte mußten einen Kaiserschnitt machen. Sie sagten mir, wenn einmal ein Kaiserschnitt gemacht worden ist, muß er auch bei allen nachfolgenden Entbindungen gemacht werden. Aber ich wollte mein zweites Kind auf natürliche Weise zur Welt bringen. Und ich setzte mich durch. Eine ganze Nacht lang haben Johnny und ich geschuftet, wir haben gedrückt und gepreßt, und der Schweiß ist mir in Strömen runtergelaufen. Ich war so fertig, daß ich dachte, einer von uns würde auf der Strecke bleiben. Aber dann flutschte er raus wie nichts, und die nächsten beiden Entbindungen waren ein Kinderspiel.«
    Gloria hielt einen Moment inne und hing Erinnerungen nach. Dann sagte sie: »Es kommt auf alles mögliche an, Mary. Auf deinen Zustand, auf den Zustand des Kindes, und auf den Arzt. In manchen Krankenhäusern geben sie einem eine Narkose, und man bekommt überhaupt nichts mit, in anderen machen sie eine Kaudalanästhesie, und man kann wenigstens zuschauen. Jetzt gibt es, soviel ich weiß, Ärzte, die für eine natürliche Geburt ganz ohne Betäubung sind.«
    »Ist das denn möglich?« fragte Mary erstaunt.
    Gloria lachte erheitert. »Aber natürlich. Tausende von Jahren haben Frauen ihre Kinder auf natürlichem Weg zur Welt gebracht. Oder glaubst du, die alten Griechen haben Äther verwendet?«
    Mary runzelte die Stirn. »Darüber hab ich nie nachgedacht.«
    »Eine Geburt ist ein wunderbares Erlebnis, Mary. Man

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