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Bitterfotze

Bitterfotze

Titel: Bitterfotze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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stationär aufgenommen.
    Wir bekommen ein eigenes Zimmer, Johan und Sigge können bei mir bleiben. Ich habe 40 Grad Fieber und bin entweder nass geschwitzt oder zittere und friere vor Schüttelfrost. Am Nachmittag kommen zwei Tanten von der Stillberatung des Krankenhauses. Sie wollen sehen, ob Sigge nicht doch ohne Stillhütchen saugen kann. Ich sitze in einem hässlichen Sessel, der Fieberschweiß läuft und Sigge schreit, weil er ohne das Stillhütchen nicht saugen kann. Die eine Tante zieht und quetscht meine Brustwarze und versucht, sie Sigge in den Mund zu stecken. Es tut weh, aber meine Brüste gehören schon lange nicht mehr mir. Sie sitzen nur zufällig an meinem Körper und produzieren Milch. Nach zehn langen Minuten, in denen ich versucht habe, einen hysterisch schreienden Sigge zum Saugen zu bringen, bitte ich, aufhören zu dürfen.
    »Ja, wir machen besser Schluss für dieses Mal«, sagt eine. Sie trägt ein kleines Goldkreuz um den Hals und kleine weiße Perlenohrringe. Plötzlich fällt mir ein, dass ich irgendwo gelesen habe, dass viele Menschen in der Krankenpflege arbeiten, die der Volkspartei angehören. Sie begehren nie auf, glauben oft an Gott und beten zu ihm, anstatt für bessere Bedingungen zu streiken. Vielleicht ist es das hohe Fieber oder dass sie einfach dastehen und mich anstarren oder weil ich nass geschwitzt bin, aber plötzlich werde ich unglaublich wütend auf die Tante mit dem Goldkreuz.
    »Ich habe mir überlegt, mit dem Stillen aufzuhören, es scheint ja nicht zu klappen. Ich habe gehört, dass es Tabletten gibt, die die Milchproduktion stoppen. Würde das nicht gegen den Milchstau helfen?«, sage ich.
    Die Stilltanten sind empört.
    »Solche Tabletten sind total gefährlich, man kann eine Psychose davon bekommen«, sagt die eine.
    »Du solltest nicht so schnell aufgeben, das Stillen ist manchmal in den ersten Monaten ein bisschen schwierig, damit muss man rechnen«, sagt die andere. Die mit dem Goldkreuz und Perlenohrringen.
    »Ich werde das nicht noch einen Monat lang aushalten, und eine Psychose bekomme ich von den ständigen Schmerzen und dem hohen Fieber. Begreift ihr das?«, schreie ich.
    Die Stilltanten schauen erst sich vielsagend an und dann mich. Sie denken bestimmt, dass ich jetzt verrückt
    und hysterisch bin. Was ich auch bin.
    »Das wird schon werden«, sagt die Goldkreuzfrau.
    »Wir müssen jetzt leider gehen, aber ihr könnt jederzeit Kontakt mit uns aufnehmen, wenn du Hilfe beim Stillen brauchst.«
    Sie gehen, ich weine und schwitze, die Milch fließt aus der Brust und Sigge kann sie nicht aufnehmen.
    Ich setze das Gummihütchen auf, und versuche Sigge zu stillen, so gut es eben geht.
    Zwei Tage später dürfen wir nach Hause, und Johan und ich haben uns darauf geeinigt, das nicht gerade optimale Stillen mit Fertigmilch aus der Flasche zu komplettieren.
    Das geht gut, und unsere Sorge, dass Sigge nicht genug isst, verschwindet, weil wir mit der Flasche genau sehen können, wie viel er trinkt. Wir machen zum ersten Mal einen Spaziergang mit Sigge im Kinderwagen. Johan knipst ein Foto von mir, wie ich am See stehe. Ich stütze mich auf den Kinderwagen und sehe müde aus.
    Aber es ist in jeder Beziehung eine schwierige Zeit, und am nächsten Tag tut auch meine gesunde Brust richtig weh. Sie verwandelt sich allmählich in einen harten Tennisball, und ich habe auch wieder Fieber. Im Krankenhaus sagen sie, dass wir sofort kommen sollen. Ich weine. Ich will nicht wieder ins Krankenhaus! Ich liege unter mehreren Schichten von Decken in unserem Bett und habe Schüttelfrost. Johan setzt sich auf den Bettrand.
    »Wäre es nicht besser für Sigge, wenn er und ich zu Hause bleiben, dann kannst du dich richtig ausruhen und gesund werden?«, sagt er und streicht mir über die Haare.
    Es dauert eine Weile, bis ich verstehe, dass Johan nicht mit ins Krankenhaus kommen will. Ich will auch nicht, aber ich muss. Und der Gedanke, eine ganze Nacht von Sigge getrennt zu sein, macht mir Panik. Es fühlt sich an, als ob es physisch unmöglich wäre. Ich kann nicht glauben, dass Johan es ernst meint. Das darf er nicht ernst meinen!
    Er ändert seine Meinung und sagt, natürlich könnten sie mitkommen, aber er wolle nicht über Nacht bleiben. Er und Sigge würden kommen und den Tag über bei mir sein, aber abends nach Hause fahren. Ich versuche ihm zu erklären, dass ich es nicht ertrage, Sigge nicht bei mir zu haben. Seinen kleinen warmen Körper, seine kurzen keuchenden Atemzüge beruhigen

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