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Bitterfotze

Bitterfotze

Titel: Bitterfotze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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schreie.
    »Ja, unsere Äpfel sind dieses Jahr auch spät dran«, sagt Per-Ove und zieht die Zange mit einem harten schnellen Ruck heraus.
    »Au«, jammere ich, und die Tränen fließen.
    »Na, das war doch nicht so schlimm!«, sagt Per-Ove und führt ein Wattestäbchen in meine wunde Scheide. »So geht es, wenn man nicht aufpasst«, sagt er und lächelt schief.
    Ich schaue seine Augen an, die konzentriert in mein Innerstes starren. Kleine, schmale Schweinsaugen in dicken Fettfalten. Glänzende Schweißperlen auf seiner Glatze. Sehe die schwarzen Poren auf seiner blutgeäderten Nase, und erniedrigender als alles andere ist, dass seine Nase viel zu nah ist.
    »Ja, das sieht ohne Zweifel wie Feigwarzen aus. Das Ergebnis wegen der Chlamydien bekommen wir in ein paar Tagen, aber vermutlich hast du sie auch, wenn dein Freund sie hat«, sagt er, zieht die Handschuhe aus und wirft sie in den Abfall.
    Er grinst breit und betrachtet mich ungeniert, während ich unbeholfen vom Gynäkologenstuhl klettere. Ich zittere, als ich mir den Slip anziehe, denn Per-Ove starrt mich immer noch an. Er hat sich hinter seinen Schreibtisch gesetzt, lehnt sich zurück und faltet die Hände über seinem dicken Bauch. Schweigt und grinst die ganze Zeit, während ich mich anziehe, und plötzlich spüre ich, wie hinter der Scham eine Wut entsteht. Sie zerrt und zieht, und als ich mich in der Tür umdrehe, hasse ich ihn. Ich starre in Per-Oves höhnische Augen, sehe seinen grinsenden Mund und ja, jetzt hasse ich ihn wirklich. Ich will etwas sagen. Ihn vielleicht verletzen, denn ich habe es satt, erst vierzehn zu sein. Habe es satt, ständig von Freunden, gesichtslosen Männern, Vater und Mutter gesteuert zu werden.
    Aber am allermeisten will ich, dass Per-Ove aufhört, so widerlich und höhnisch zu grinsen.
    »Schau nicht so zufrieden drein!«, sage ich und starre zurück, »weißt du nicht, dass alle Mädchen männliche Gynäkologen eklig finden?«
    Per-Ove erstarrt, er sperrt für einen Moment seine Augen auf, um etwas zu sagen, aber ich bin schneller.
    »Perverser Sadist!«, zische ich und schlage die Tür mit einem lauten Knall zu.
    Im Wartezimmer sehe ich, wie meine Mutter aufsteht, die Wut läuft schnell an mir ab, und zurück bleibt die tiefe Scham.
    »Was hat er gesagt?«, fragt sie, als wir aus dem Wartezimmer sind.
    »Dass ich Chlamydien und Feigwarzen habe«, antworte ich.
    Sie sagt nichts, geht den langen Krankenhausflur entlang und schaut geradeaus.
    Wir gehen schweigend nebeneinanderher, bis zum Aufzug. Sie muss wieder zu ihrer Arbeit zurückgehen, ich in die Schule.
    Der Aufzug kommt, ich steige ein, aber als ich mich umdrehe, sehe ich, dass sie nicht folgt. Sie bleibt im Krankenhausflur stehen und begegnet zum ersten Mal meinem Blick.
    »Dass du dich nicht schämst«, sagt sie, während die Aufzugtüren zufahren. Ihre Lippen sind schmal, und ich sehe, dass sie vor Wut ein wenig zittern.
    Ich schaue erstaunt die geschlossene Aufzugtür an und denke, wie merkwürdig, dass sie es nicht bemerkt hat: Ich habe nur ein Gefühl in meinem Körper, und das ist Scham. Durch und durch. Hat sie gedacht, ich sei stolz?
    Ich kann nicht erklären, dass es nur der Versuch war zu überleben. Die Flucht zu Jens war ein Versuch, in dem Moment der einzige, und dieses Mal gab es keine Eltern, die mich bremsen konnten.
    Der Sex mit Jens tat weh und machte mich wund, aber es war immer noch besser, als die Erniedrigung meiner Eltern mitzuerleben. Die einzige Möglichkeit, nicht von ihrer Angst angesteckt zu werden.
    So war es, auch wenn ich mir gewünscht hätte, anders erwachsen zu werden als durch diese freiwilligen Vergewaltigungen. Was wäre wohl passiert, wenn ich hässlich gewesen wäre? Oder ein Junge?

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    PFAU
    Wenn ich jemals eine Tochter bekomme, dann hoffe ich, dass sie nicht hübsch ist. Wenn man ein Mädchen ist und außerdem noch hübsch, wird man zur Beute. Ein leichtes Opfer für die ganze sexistische Scheißsozialisierung. Die Mädchen glauben lässt, ihr Wert liege in ihrem Aussehen.
    Wenn du nicht ganz so hübsch bist, hast du eine Chance, auch andere Talente zu entwickeln. Zum Beispiel durch gute Leistungen in der Schule.
    Vierzehn zu sein und hübsch, und das in Kombination mit einem unersättlichen Bedürfnis nach Bestätigung, ist verheerend. Es ist reine Glückssache, dass alles nicht viel schlimmer endete.
    Ich habe mir einmal die Haare abrasiert, und ich war nie so hässlich und nie so frei. Dann sehnte ich mich wieder

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