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Bittersuess

Bittersuess

Titel: Bittersuess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ki-Ela Stories
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in meiner Firma immer ein Platz für dich frei sein wird. Ihr könntet ein sorgenfreieres Leben führen als hier. Euch stehen alle Möglichkeiten offen.“
    Ich schaue zu Nicolas und hoffe, dass ihn das nicht verärgert oder gekränkt hat, aber er wirkt nicht verletzt.
    „Ich weiß das sehr zu schätzen. Und du hast natürlich Recht, wir könnten es in Deutschland viel einfacher haben. Aber Marta und Lucia sind nicht mehr die Jüngsten und die anderen Rinderzüchter versuchen immer wieder, sie übers Ohr zu hauen. Ich kann ihnen hier besser helfen, als von Berlin aus, auch wenn die beiden das anders sehen“, räumt Nicolas ein, doch ich sehe auch, dass es in ihm arbeitet. „Und ich werde hier gebraucht, die Versorgung mit Tierärzten ist nicht gut. Aber das Allerwichtigste ist für mich, dass Stella glücklich ist… Ich kann überall leben.“
    „Wir haben uns entschieden hier zu bleiben, Papa“, sage ich freundlich, aber auch sehr bestimmt. „Ich fühle mich wohl hier.“
    „Okay“, mein Vater sieht enttäuscht aus. „Ihr müsst euren Weg gehen und ich habe Respekt davor, dass ihr euch den Schwierigeren auswählt. Aber dennoch: Auch wenn ihr jetzt so denkt – Dinge können sich ändern. Mein Angebot ist nicht befristet. Und lasst mich wissen, wenn ich euch helfen kann. Ihr wisst, dass ich kein armer Mann bin und mein Geld kann ich nicht mit ins Grab nehmen. Und Jonas alleine würde es nur durchbringen…“
    „Wie bitte?“, empört Jonas sich, dann gluckst er aber. „Ich weiß halt zu leben.“
    Mein Vater verdreht lachend die Augen.
    „Bisher hatten wir noch keine Idee, was das Hochzeitsgeschenk angeht“, sagt er dann. „Ich glaube, ich weiß jetzt was…“
    Mir ist gar nicht aufgefallen, dass meine Eltern uns nichts überreicht haben, die Geschenke waren mir eh nicht so wichtig. Der Tag war aufregend und wunderschön zugleich gewesen, da war so was zweitrangig. Wir haben uns von allen Geld gewünscht, das wir für unser Haus anlegen wollen und Marta und Lucia haben die vielen Umschläge und liebevoll verpackten Geldgeschenke für uns gehütet.
    Ich wechsele einen ratlosen Blick mit Nicolas und Jonas, mein Bruder scheint aber schon etwas zu ahnen und sieht sehr zufrieden aus.
    „Hört zu, ihr Zwei“, meine Mutter strahlt uns an. „Wir möchten euch gerne das Haus schenken.“
    „Was? Das geht doch nicht!“, Nicolas schnappt aufgeregt nach Luft. „Das können wir unmöglich annehmen.“
    „Nicolas, für dich ist das vielleicht eine Menge Geld, aber nicht für mich, wirklich nicht. Ich bin zwar nicht informiert, was die Baufirmen hier nehmen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es viel weniger ist, als in Deutschland und das Land gehört euch ja sowieso schon, da fallen also nur die reinen Baukosten an“, erläutert mein Vater ihm.
    „Nein, das ist unmöglich“, Nicolas schüttelt energisch den Kopf. „Und ich kann das selbst schaffen.“
    „Ja, das kannst du ganz bestimmt“, beeilt sich mein Vater zu sagen. „Ich will auch nicht deinen Stolz verletzen, aber sieh es mal so: Du hast meiner Tochter das Leben gerettet. Unsere Kinder bedeuten meiner Frau und mir alles und es gibt für so was auch keine richtige Entlohnung. Sieh es als Ausdruck unserer Dankbarkeit an. Und meine Tochter wird nicht mehr bei uns leben – sondern hier bei dir. Und wir lieben sie sehr. Es könnte auch eine Art Startgeschenk für Argentinien sein.“
    Er wirkt sehr überzeugend – ich kenne meinen Vater und sein Auftreten genau. Er weiß immer, welche Knöpfe er zu drücken hat und zumindest wirkt Nicolas nicht mehr so abweisend.
    Doch dann steht Nicolas auf und geht wortlos in Richtung Pferdeställe.
    „Ich wollte ihn nicht verärgern“, sagt mein Vater dann überrascht.

    Ich stehe auf und folge ihm, er lehnt an einem Gatter und schaut auf die Pferde.
    „Nicolas?“, schüchtern trete ich neben ihn.
    Er sieht mich an und lächelt, ich atme ein bisschen erleichtert auf.
    „Mein Vater wollte dich nicht kränken…“
    „Ich weiß“, Nicolas packt mich um die Taille und hebt mich hoch auf einen Heuballen. Dann stellt er sich zwischen meine Beine und streichelt zärtlich mein Gesicht.
    „Für mich ist das unvorstellbar, dass man einfach so ein Haus geschenkt bekommt. Und… also… versteh mich nicht falsch, ICH wollte das Haus für unsere Familie bauen“, sein Blick bittet mich um Verzeihung.
    „Aber was spricht dagegen , wenn mein Vater das bezahlen würde? Für ihn ist das nicht viel Geld und ich

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