Bittersuess
Hintergrund, ich freue mich besonders, sie zu sehen.
Als meine Mutter sich wieder beruhigt hat, kommt Christine zu mir und gibt mir ein Foto. „Schau mal“, sagt sie dann und reicht es mir.
Ich kann mir das Grinsen nicht verkneifen. „Das ist Nicolas“, strahle ich sie an. „Er sieht genauso aus wie Lucia.“
„Nicht wahr?“, Christine schaut glücklich ihren Sohn an.
„Natürlich ist Lucia so schön wie ich, was denkt ihr denn?“, antwortet er gespielt empört.
Die Großeltern können sich an dem kleinen Bündel Mensch nicht satt sehen, was ich gut verstehen kann. Ich muss mich auch zwingen, den Blick von Lucia abzuwenden.
„Aber du hast noch mehr Besuch“, sagt Nicolas dann und lächelt mich an.
Ich rechne jetzt eigentlich mit Jonas und staune, als ich Lucia und Marta sehe.
„Wie kommt ihr denn hierher?“, rufe ich erstaunt aus und muss mir ein paar Tränchen verdrücken, als Lucia mich umarmt.
„Wir sind direkt mitgeflogen, als die Nachricht kam“, erklärt Lucia mir weinend. „Stella, das war so schrecklich.“
„Jetzt geht es mir ja gut“, versuche ich sie zu trösten, merke aber selbst, dass das etwas halbherzig klingt. Dann zwinge ich mich, die Fassung zu bewahren.
„Du bist geflogen, Marta…“, überrascht stelle ich fest, dass Nicolas sie in einen Rollstuhl gesetzt hat.
„Allerdings“, knurrt Marta, dann nimmt sie meine Hand. „Aber es war sehr bequem.“
„Es war 1. Klasse“, ergänzt Lucia stolz.
„Und was ist mit dir?“, frage ich Marta besorgt und deute auf den Rollstuhl.
„Ah“, sie winkt ärgerlich ab. „Nicolas hat mich gezwungen, mich hier untersuchen zu lassen“, knurrt sie missmutig. „Die wollen mir eine neue Hüfte verpassen, aber nicht mit mir“, sie schaut ihren Enkel strafend an.
„Es würde dir danach besser gehen, Nana“, versucht Nicolas sie zu beschwichtigen.
„An mir schnippelt keiner rum“, beharrt sie und Nicolas verdreht nur die Augen.
„Vielleicht überlegst du es dir noch einmal“, versuche ich jetzt auch mal mein Glück.
„Auf gar keinen Fall!“, schnaubt Marta und ihre Miene verrät, dass das Thema für sie jetzt erledigt ist.
Die kleine Lucia wird wieder langsam wach und Nicolas nimmt sie direkt hoch um sie zu frisch zu machen. Er schickt aber die Besucher hinaus. „Glaubt ihr, ich will, dass ihr zuseht, wie ich meine Tochter wickele?“, fragt er böse. „Dann kann ich mir nur eure Tipps anhören.“
„Wir gehen ja schon“, mein Vater gibt mir einen Kuss auf die Stirn. „Wir warten draußen .“
Diesmal geht es mit dem Stillen schon etwas besser. Lucia scheint sich schnell umgewöhnen zu können und als die Schwester nach uns sieht, bin ich sehr stolz, dass es so gut funktioniert.
Währenddessen sitzt Nicolas auf einem Stuhl und schaut mir und seiner kleinen Tochter richtig verliebt zu.
Als ich fertig bin, darf der Besuch wieder hineinkommen. Marta erzählt mir, was in den letzten Wochen in Argentinien passiert ist und ich höre begeistert zu.
„Ich kann es kaum erwarten, wieder zurückzukommen“, lächele ich.
Doch etwas ist komisch jetzt, Lucia, Marta und Nicolas tauschen ein paar Blicke, die mich verwirren. Irgendwas scheinen sie vor mir zu verbergen, ich will gerade nachfragen, da lenkt mich mein Vater mit einem anderen Thema ab.
Am Nachmittag schauen Jonas, Jenny und Markus vorbei und meine Eltern und Christine verabschieden sich von uns.
Ich freue mich natürlich über den Besuch meiner Freunde und meines Bruders, aber so langsam merke ich auch, dass es anstrengend wird.
Nicolas hilft mir noch ein paar Mal aufzustehen, wenigstens das klappt jetzt besser. Alleine traue ich mich zwar noch nicht und ich bekomme diesbezüglich auch ein Verbot der Schwester, aber immerhin kann ich mich ein bisschen pflegen.
Am Abend bitten mich Lucia und Marta um ein Gespräch nur mit ihnen, sie schicken dafür Nicolas hinaus, neugierig schaue ich die beiden an.
„Stella“, Marta lächelt freundlich. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh wir sind, dass du lebst“, sagt sie dann und kämpft sichtlich mit den Tränen. „Die Nachricht hat uns sehr geschockt.“
„Ich habe Nicolas noch nie so gesehen“, fügt dann Lucia an und setzt sich zu mir auf die Bettkante. Sie nimmt meine Hand in ihre und streichelt sanft darüber. „Wenn du und das Baby gestorben wärt, ich glaube, er hätte sich etwas angetan“, sie weint leise und ich bin total erschrocken.
„Aber… nein…. also … das würde er nicht
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