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Bittersuess

Bittersuess

Titel: Bittersuess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ki-Ela Stories
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lass dir nicht anmerken oder verrate nicht, dass du mein Gesicht kennst, ja? Die Anderen würden mein Verhalten nicht verstehen und es könnte deine Situation verschlimmern.“
    Ich höre, dass es traurig klingt. Tut es ihm leid, dass er sich mir gezeigt hat – oder ist da vielleicht noch etwas anderes im Spiel?
    Ist er vielleicht genauso verwirrt wie ich?
    Ich schiebe diesen Gedanken schnell von mir und versuche mir wieder ins Gedächtnis zu rufen, um was es hier eigentlich geht.
    „Keine Sorge“, sagte ich bitter. „Ich verrate nichts.“

    Ich registriere, dass er mir noch etwas zu essen bringt, doch ich drehe mich nicht zu ihm um.
    „Bis später“, sagt er noch, ich reagiere nicht, dann höre ich die Türe.

    Ich versuche, mir das alles zu erklären, vor allem meine Gefühle bei dem Ganzen zu durchleuchten. Es gelingt mir aber nicht. Und ich habe auch keine Ahnung von Psychologie. Vielleicht bin ich wirklich kurz davor, meinen Verstand zu verlieren. Wie kann ich einen Menschen nett finden, mich wohl bei ihm fühlen, es genießen, dass er mich anfasst, wenn er doch eigentlich Jemand ist, der mir nichts Gutes will? Der mich in die gefährlichste und auswegloseste Situation meines Lebens gebracht hat?
    Wie soll das gehen? Das macht doch alles keinen Sinn…
    Oder vielleicht kommt mir das auch nur so vor, weil er das kleinere Übel ist? Im normalen Leben fände ich ihn vielleicht überhaupt nicht attraktiv oder sympathisch.
    Aber das ist eine Lüge. Dieser Mann sieht einfach verdammt gut aus und: JA! Ich würde ihn nett finden. Es sogar zulassen, dass er mit mir flirtet. Ganz sicher sogar.
    Dabei waren meine vorherigen Partner oder Freunde vom Typ her ganz anders. Sie hatten durchweg hellere Haare und meist blaue oder graue Augen.
    Sie waren nicht so dunkel, wie er hier.
    Dunkel, gefährlich – und ungeheuer anziehend.
    Ich bin wirklich kurz vorm Durchdrehen…

    Ich weiß gar nicht, wie die Stunden überhaupt herumgegangen sind. Ich hab mir den Kopf zermartert und bin doch zu keinem Ergebnis gekommen. Ich kann mir irgendwie gar nichts mehr erklären und bin nur noch ein einziges großes Fragezeichen.
    Aber immerhin kann ich etwas essen.
    Er hat mir Brot dagelassen und eine Banane. Und einen Eimer – man kann nicht sagen, dass er nicht mitdenken würde.
    Doch mein Magen verträgt das Essen klaglos und ich bin erleichtert darüber. Ich weiß nicht, wie viel ich abgenommen habe, aber meine Rippen waren vorher nicht so deutlich zu erkennen, das weiß ich ganz genau.
    Ob ich doch mal nach einem Rasierer fragen soll?
    Ich schüttele über mich selbst den Kopf . ‚ Du hast echt Sorgen…’

    Ich höre zwei Autos und setze mich aufrecht im Bett hin. Also sind die anderen auch dabei. Mein Herzschlag beschleunigt sich und ich merke, wie mir der Angstschweiß wieder auf die Stirn tritt.
    Die Türe öffnet sich und ein paar Sekunden später stehen Kevin, der kleine Dicke und mein Entführer im Zimmer.
    „Na Prinzesschen? Wie ich sehe, haben Hoheit ja was gegessen“, der Dicke lacht gehässig auf.
    Ich ignoriere seine Bemerkung geflissentlich und schaue zu ‚ihm’. Er hat natürlich die Maske auf, ich weiß, dass es so am Besten ist, aber ich bin trotzdem enttäuscht.
    „Wir brauchen wieder ein Foto“, Kevin wedelt mit einer Kamera und einer Zeitung vor meiner Nase rum.
    „Schau zu mir“, weist er mich scharf an.
    Ich überlege, ob ich seinen Befehl einfach ignorieren soll, denn natürlich würde ich gerne sehen, ob etwas über mich geschrieben steht. Aber dann siegt doch die Angst vor den beiden Kerlen. Auch wenn meiner dabei ist und Schlimmeres sicher verhindern würde, ich möchte nicht schon wieder Schläge kassieren.
    Ich muss an meine Eltern denken, an die Ängste, die sie durchleben. Ich kann mir ihre Verzweiflung vorstellen und ich habe ein schlechtes Gewissen deswegen.
    Vielleicht hätte ich mir mehr Mühe geben sollen, zu fliehen. Aber ich weiß beim besten Willen nicht , wie ich das hätte anstellen können.
    Das Foto wird gemacht und es tut mir in der Seele weh zu wissen, wofür es verwendet wird.
    Der Nette macht eine Kopfbewegung und Kevin und der Dicke verlassen den Raum. Ich atme erleichtert auf und ein bisschen von meiner Anspannung löst sich.

    Er kommt zu mir und setzt sich auf die Bettkante. „Alles klar?“, fragt er mich und ich höre ein wenig Unsicherheit aus seiner Stimme heraus. Jedenfalls bilde ich mir das ein.
    Irgendwie registriere ich Untertöne jetzt viel mehr, wo ich die Mimik

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