Bittersuess
rum.
„Kommst du heute Abend allein?“, ich schaue ihn bittend an.
„Ich versuche es“, jetzt wirkt er richtig schüchtern – und ich dumme Kuh kann nicht verhindern, dass mein Herz ein bisschen schneller klopft.
‚Und? Freust du dich schon auf dein Date?’
Doch ich ignoriere die fiese Stimme in meinem Kopf. Meine derzeitige Situation ist mehr als bescheiden – und lebensbedrohlich. Aber ich kann auch nicht den ganzen Tag hier liegen und heulen.
Nicolas ist ein Mann, der mich interessiert. Auf eine ganz eigenartige Weise. Ich müsste ihn fürchten, aber ich tu es nicht. Ich müsste ihn hassen – ich kann es nicht.
Warum also sollte ich nicht versuchen, meinen Aufenthalt hier nicht so zu gestalten, dass ich nicht jedes Mal vor Angst einen Herzschlag kriege?
‚Na klar – mal abgesehen von der winzigen Tatsache, dass er dich gefangen hält, ist das wirklich ein dufter Typ’ , stichelt es weiter in mir.
Stöhnend lasse ich mich zurück in die Kissen plumpsen. Ich ringe innerlich mit mir selbst. Ich versuche zu analysieren, zu hinterfragen – zu deuten. Aber ich komme zu keinem vernünftigen Resultat. Ich weiß nicht, warum es so ist, wie es ist.
Mein Kopf droht vor lauter Grübeleien zu zerplatzen und es macht mich wahnsinnig, keine klare Linie für mich zu finden.
Ich müsste mich schämen für mein Verhalten. Was würden meine Eltern von mir denken? Sie drehen sicher durch vor Sorge und ich grübele über einen der Männer, die mich entführt haben, in dieser Weise nach.
Ich muss damit aufhören, ihn in irgendeiner Form nett zu finden. Ich weiß das.
Aber sobald Nicolas da ist , geht das einfach nicht. Was, verdammt nochmal, ist eigentlich mit mir los?
Gegen Abend höre ich ein Auto und mein Herz klopft vor Aufregung schneller. Ich kann noch nicht erkennen, ob es eine oder mehrere Personen sind, und ich schlucke, als die Türe zum Schlafzimmer geöffnet wird.
Er ist allein. Ganz sicher, denn er trägt nicht die schwarzen Klamotten sondern eine normale blaue Jeans und ein weißes Hemd. Und er sieht darin umwerfend aus, ich muss mich regelrecht zwingen, ihn nicht anzuschmachten.
„Hey, alles klar?“, fragt er mich freundlich und lächelt mir zu.
„Ja“, antworte ich idiotischerweise. Natürlich ist NICHT alles klar, gar nichts ist klar – im Gegenteil, aber ich kann ihm wohl kaum mein Herz ausschütten.
Er kommt zu mir und macht mich los . „Ich hab etwas zu essen mitgebracht“, redet er weiter. Er wirkt unbeschwert irgendwie – gibt es gute Neuigkeiten oder ist er genauso froh wie ich, dass seine Kumpane nicht mit hier sind?
Ich stehe auf und gehe ins Bad, kontrolliere sogar nochmal mein Spiegelbild vor dem rausgehen und finde mich selbst gerade unglaublich blöd.
Als ich zurückkomme, hat er eine Picknickdecke auf dem Bett ausgebreitet und ich schaue ihn staunend an.
Er hat einen Teller Obst hingestellt und eine n mit einem kalten Braten. Es ist auch Schinken da und sogar Hähnchenschenkel, vielerlei Sorten Brot, Gemüse und Dips.
„Leider kann ich dir kein warmes Essen bieten“, sagt er und sieht mich richtig entschuldigend an.
„Macht nichts“, sage ich nur verblüfft und setze mich zu ihm aufs Bett.
Ich habe tatsächlich Hunger, offenbar hat sich das wieder etwas eingependelt, ich kann normal essen.
„Wer hat das hier alles gekocht?“, frage ich ihn, nachdem ich pappsatt bin.
„Das willst du nicht wissen“, jetzt grinst er mich frech an.
Ich zucke erschrocken zusammen. „Doch nicht einer von den Anderen, oder?“
Er zuckt nur mit den Schultern. „Man kann nicht nur schlechte Seiten haben. Einer der beiden hat diesbezüglich ein bisschen Talent und dachte, ich benötige es für etwas anderes…“
Ich schaue angewidert auf die Reste des Essens. Am liebsten würde ich mich übergeben, aber das wäre ihm gegenüber nicht fair. Er hat sich Mühe gegeben und er versucht, es unter den gegebenen Umständen so angenehm wie möglich für mich zu machen. Es könnte alles viel schlimmer sein…
‚Aber auch viel besser…’
„Bist du satt?“, fragt er mich lächelnd.
„Ja – und wie“, stöhne ich.
Er steht auf und räumt zusammen. Ich sehe, dass er einen Korb dabei hat, in den er alles hineinräumt.
„Musst du jetzt gehen?“, frage ich ihn. Ich ertappe mich wieder dabei, dass ich das nicht möchte. Ich sollte mich echt schämen!
„Nein, eigentlich nicht“, antwortet er und schaut mir fest in die Augen. „Aber ich glaube nicht, dass dir meine
Weitere Kostenlose Bücher