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Bittersuess

Bittersuess

Titel: Bittersuess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ki-Ela Stories
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nicht erkennen kann. Aber ich kann mir das alles auch genauso gut einbilden, so verwirrt und behämmert ich im Moment bin.
    „Ja“, nicke ich ihm zu. „Kann ich ins Bad?“, frage ich scheu.
    „Natürlich.“
    Er kramt in seiner Hosentasche und öffnet die Handschellen. „Es freut mich, dass du etwas gegessen hast“, sagt er freundlich.
    „Hm .“

    Lange stehe ich einfach nur vorm Spiegel, mustere mein Gesicht, das ein bisschen abgeschwollen ist. Allerdings sind die Hämatome nach wie vor da und verleihen mir etwas monstermäßiges. Dann reiße ich mich los, benutze die Toilette und putze mir die Zähne.
    Als ich aus dem Bad trete, wartet er schon auf mich. Ich ignoriere ihn aber und gehe ins Schlafzimmer. Stumm lege ich mich ins Bett und halte meine Hand so, dass er mir die Handschellen umlegen kann. Ich starre an die Zimmerdecke und bei dem Gedanken an die kommende Nacht wird mir ganz mulmig.
    Dann registriere ich, dass er sich zu mir ans Bett setzt.
    „Stella?“
    Ich schaue zu ihm, er hat die Maske nach oben gezogen, so dass ich sein Gesicht sehen kann. Ich freue mich darüber und ein Lächeln huscht über meine Lippen.
    „Kann ich noch etwas für dich tun?“, seine Stimme klingt rau und er wirkt besorgt.
    „Rate mal“, antworte ich ihm heiser.
    „Okay – gibt es etwas, was ich HIER für dich tun kann?“
    „Die Geräusche abstellen“, flüstere ich.
    „Welche Geräusche?“, er runzelt die Stirn.
    „Sie machen mir Angst“, schlucke ich. „Ich weiß nicht, welche Tiere das sind, aber sie machen mir Angst…“
    ‚Du Memme – du bist wirklich eine Tussi!’ .
    „Warte…“, er springt zu meiner Verwunderung auf und zieht sich wieder die Maske hinunter. Dann verlässt er das Schlafzimmer.

    Kurze Zeit später ist er wieder da und hat etwas in der Hand. „Ich weiß nicht, ob das dein Musikgeschmack ist, aber wenn du magst…“, er lächelt mich jetzt richtig schüchtern an.
    Scheu greife ich nach dem MP3-Player.
    „Danke“, sage ich verwundert, dann lächele ich zurück. Ich freue mich wirklich darüber.
    „Bis morgen“, zwinkert er.

    Musikhören.
    Ich schaue das kleine Gerät in meiner Hand fast schon ehrfürchtig an.
    Eigentlich etwas Banales, doch für mich im Moment das Schönste, was es gibt. Ein Stück Normalität, heile Welt – wo meine doch gerade so kaputt ist.
    Ich stecke die kleinen Kopfhörer in meine Ohren und warte gespannt ab, was da wohl kommen mag.
    Ist das überhaupt sein Player? Aber ich denke nicht, dass Kevin seinen für mich rausgerückt hätte, genauso wenig wie der Kleine.
    Ich bin überrascht, es ist sind alte Lieder – aber wunderschön. Mein Bruder Jonas mag die Musik sehr gerne und mein Vater auch. Prompt schießen mir die Tränen in die Augen, jetzt wehre ich mich aber nicht dagegen. Wozu auch? Ist ja keiner mehr da.
    Ich starre Richtung Fenster und höre einfach der Musik zu. Zusammen mit den Tränen schlafe ich sogar ein dabei, nehme nur noch Fetzen der Lieder wahr.

    ’Theres so many different worlds
So many different suns
And we have just one world
But we live in different ones…’

    Ab und zu schrecke ich hoch, nur um dann wieder wegzudämmern. Die Musik beruhigt mich, vielleicht war das ja auch beabsichtigt?
    Egal auch, ich bin ihm dankbar, irgendwie schwebe ich zwischen schlafen und Wachsein, aber es ist schön so, angenehm.

    ‘Why worry, there should be laughter after pain
There should be sunshine after rain
These things have always been the same
So why worry now ’

    „Stella?“
    Von irgendwoher höre ich seine Stimme und sofort schlage ich die Augen auf. Es ist hell im Zimmer, die Sonne scheint hinein.
    Ich runzele die Stirn. Hab ich tatsächlich die ganze Nacht geschlafen?
    Ich besinne mich auf die Stimme und drehe mich herum. Er sitzt auf der Bettkante und lächelt mich an.
    „Guten Morgen“, sagte er leise.
    Ich rappele mich auf und bin noch immer verwirrt. Dann merke ich, dass ich die Kopfhörer noch im Ohr habe, die Musik ist aber aus.
    „Morgen“, ich lächele ihn schüchtern an. „Danke für die Musik .“
    „Nichts zu danken. Vielleicht ein bisschen langsam, aber gut zum schlafen – offenbar“, er lacht ein bisschen und ich stelle wieder fest, wie verdammt gut dieser Mann aussieht. Und ganz offensichtlich ist er alleine, wenn er die Maske schon nicht trägt.
    „Ja“, ich nicke und spüre, wie ich erröte.
    Er nimmt den kleinen Schlüssel und öffnet die Handschelle.
    „Ich hab dir noch ein paar andere Sachen

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