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Bittersuess

Bittersuess

Titel: Bittersuess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ki-Ela Stories
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Argentinien bei seiner Familie. Sein Bruder ist ums Leben gekommen und er wollte ihn dort bestatten“, erklärt der Mann, ich sehe, dass er einen grünen Kittel trägt und das Bein von Elfis Wallach abtastet.
    „Und wann kommt er wieder?“, hakt sie nach. Normalerweise würde mir ihr Interesse an Nicolas missfallen, aber jetzt bin ich ihr dankbar.
    „Gar nicht mehr“, murmelt der Arzt. „Er will drüben bleiben , er hat gekündigt. Einfach so. Und wir müssen uns jetzt um einen Ersatz kümmern.“

    ‚Er hat gekündigt, er kommt nie wieder zurück’ – die Worte hallen in meinem Kopf wieder. Mir wird schwindelig, Übelkeit steigt in mir auf. Ich lehne mich an die Türe einer Box und es schnürt mir den Atem ab.
    ‚Warum?’ , ist der einzige Gedanke, zu dem ich noch fähig bin. ‚Warum ist er gegangen?’
    Der Verdacht, dass er wirklich mit mir abgeschlossen hat, jetzt, nachdem alles geklärt und für ihn so positiv ausgegangen ist, krabbelt mit einer Kälte in mir hoch, die kaum auszuhalten ist.
    ‚Er will dich nicht, Stella. Sieh es ein! Jetzt braucht er dich auch nicht mehr, er ist raus aus der Sache.’
    Mir ist so schlecht, so furchtbar schlecht. Ich fühle mich, als hätte man mir mit aller Wucht in den Magen getreten. Es tut einfach nur weh und der Schmerz lähmt mich komplett.
    ‚Aber warum hat er dir dann das Medaillon geschenkt?’ , eine andere Stimme macht mir Hoffnung. Das hätte er doch nicht tun müssen, das war nicht nötig.

    „Stella?“
    Ich höre Elfis Stimme und zucke erschrocken zusammen. „Ja?“, bringe ich heiser heraus.
    „Geht es dir nicht gut? Du bist so blass, als hättest du einen Geist gesehen.“
    „Geist?“, ich grinse nur schief. „Nein, alles okay …“
    „Brauchen Sie ein Glas Wasser?“, der Tierarzt kommt zu mir und fühlt mir den Puls. Mir ist das total peinlich, ich will nur noch weg.
    „Nein, es geht wieder, wirklich“, versichere ich ihm und mache mich rasch los. Ich schaffe es gerade noch zur Toilette im Stalltrakt, dann übergebe ich mich heftig. Gott sei Dank bekommt davon niemand etwas mit und ich verlasse unbemerkt den kleinen Raum. Ich torkele fast mehr, als dass ich laufe und erreiche schließlich mein Auto. Eigentlich sollte ich wohl besser nicht fahren, aber ob ich einen Unfall baue oder nicht, das ist mir gerade furchtbar egal.
    Mit zitternden Händen starte ich den Motor und fahre vom Hof. Ich versuche, nicht zu weinen, doch mein Blick auf die Straße ist verschwommen. Wie mechanisch steuere ich den Wagen zu meiner Wohnung. Wie ich dahin gekommen bin, ich könnte es jetzt gar nicht mehr sagen.

    ‚Er ist weg’ , nur das beherrscht mich im Moment noch. Ich kann es kaum glauben – aber es gibt auch keinen plausiblen Grund dafür, dass der Tierarzt gelogen hat. Im Gegenteil, er war ja auch ziemlich sauer auf Nicolas.
    ‚Finde dich damit ab – und ordne dein Leben neu’ , versuche ich mir selbst einzuimpfen. Doch das ist wirklich nicht so einfach.
    Mein Leben. Was ist das und was macht es aus?
    Ich habe mein Studium und die Aussicht auf einen guten Job in der Firma meines Vaters. Das war immer mein Ziel und das sollte ich wieder ins Auge fassen.
    Doch im Moment fühle ich mich nicht in der Lage dazu.

    Ich versumpfe im Selbstmitleid.
    Tagelang.
    Wochenlang.
    Ich bin eine Qual für meine Mitmenschen, ich weiß das. Ich kann mich selbst nicht mehr ausstehen, suhle mich in meinem Schmerz. Noch nie hatte ich so einen Liebeskummer.
    Und wieder ist es Jonas, der mich an den Haaren da rauszieht. Er macht mir klare Ansagen, zuerst beschimpfe ich ihn, frage ihn, was ihm eigentlich einfällt, so mit mir zu reden . Dann erkenne ich immer mehr, dass er Recht hat.
    Er weiß natürlich nichts von Nicolas, er ist klug genug, da nicht nachzubohren, aber er verlangt, dass sich was ändert.
    Ich muss weitermachen, ich bin nicht der einzige Mensch auf der Welt mit Liebeskummer. Ich bin privilegiert, meine Eltern haben Geld, mein Leben ist sorgenfrei – weitestgehend.
    Also raffe ich mich auf und gehe mein Studium wieder ernsthafter an. Ich habe eine Menge aufzuholen. Und so langsam werde ich trotziger, was die Sache mit Nicolas angeht. Wie kann er es wagen, mich so einfach abzuschießen?
    Ich überlege schon, ob ich das Medaillon an ihn zurückschicken soll, irgendwoher werde ich schon eine Liste von argentinischen Pferdezüchtern bekommen und dann kann er dieses verdammte Ding wiederhaben.

    Immer wieder drehe ich es in meiner Hand herum und werfe es leicht

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