Bittersuess
mitten im Umbau.“
„Aber es hat ein Dach und das ist das Wichtigste“, Nicolas nimmt meinen Koffer. „Bis das Essen fertig ist, zeige ich dir mein bescheidenes Reich“, lächelt er mir zu und legt einen Arm um mich.
„Bis gleich“, ruft Lucia uns nach.
„Ich möchte deine Großmutter nicht verärgern“, sage ich dann zerknirscht zu ihm, als wir auf ein Haus zusteuern, das von außen nicht gerade einladend aussieht.
Nicolas schnalzt missmutig mit der Zunge. „Sie ist eben alt und hat altmodische Ansichten. Und sie muss lernen, dass nicht alles nach ihrer Nase geht“, dann bleibt er stehen. „Aber in einem Punkt hat sie recht: Dies ist ein altes Haus, ich bin gerade dabei, es zu renovieren. Und es ist wirklich sehr schlicht, drüben im Haupthaus ist es wesentlich komfortabler. Vielleicht bist du dort doch besser untergebracht“, er wirkt jetzt richtig eingeschüchtert.
„Ich möchte bei dir sein. Deswegen bin ich hier“, sage ich zärtlich zu ihm und hauche ihm einen Kuss auf den Mund.
Er erwidert ihn stürmisch. „Und dafür liebe ich dich noch mehr“, raunt er an meinen Lippen.
Das Haus ist wirklich renovierungsbedürftig und das Wohnzimmer, in das wir eintreten, ist teilweise mit Folie ausgelegt.
„Also mein Schlafzimmer ist fertig und das Bad auch. Ich habe auch noch ein Zimmer, da werde ich dann schlafen, falls du nicht… also… ich meine… ich weiß ja nicht, was dir lieber ist, von mir aus können wir auch gerne…“, er stottert herum wie ein kleiner Schuljunge und ich stelle mich auf die Zehenspitzen und umarme ihn.
„Wir haben schon zwei gemeinsame Nächte in einem Bett verbracht. Ich denke, dass wir das auch noch mal hinbekommen, oder?“
„Auf jeden Fall“, er beugt sich zu mir hinunter und knabbert an meiner Unterlippe, was bei mir nicht ohne Folgen bleibt. Sofort kribbelt es überall.
Ich frage mich, was in dieser Nacht geschehen wird. Ich bin mir sehr sicher, dass – wenn er mich weiter so küsst – ich alles um mich herum vergessen werde. Ich bin Wachs in seinen Händen und er weckt ein Verlangen in mir, dem ich nicht widerstehen kann, dem ich nicht widerstehen möchte.
Vor meiner Reise habe ich mir sogar die Pille wieder verschreiben lassen. Mehr aus einer Hoffnung heraus und man will ja für alles gewappnet sein, doch ich glaube, ich werde sie eventuell brauchen können.
„Woran denkst du?“
„Nicht wichtig“, lüge ich verlegen und werde natürlich knallrot.
„Du lügst . Aber das kriege ich noch raus“, zwinkert er mir zu.
„Das glaube ich auch“, pflichte ich ihm bei und muss jetzt doch kichern.
Er setzt seine Führung durch das Haus fort. „Die Küche ist noch nicht fertig, aber die brauche ich auch eh nur um darin zu frühstücken.“
„Kann ich mir denken . Du wirst hier bestimmt ganz schön verwöhnt, was?“, necke ich ihn.
„Was das Essen angeht, schon“, sagt er jetzt und sieht mir tief in die Augen, dann wird er wieder ernst. „Stella, dass du hier bist, bedeutet mir wahnsinnig viel. Auch wenn ich dich am liebsten übers Knie legen würde, dass du mich nicht verständigt hast. Ich hätte dich doch in Buenos Aires holen können“, knurrt er mürrisch. „Wenn dir was passiert wäre, dann… also…“, er fährt sich mit seiner Hand durch die Haare, dann runzelt er die Stirn. „Wer war dieser Idiot, der dich hergefahren hat?“
„Ich weiß nur seinen Vornamen: Jos é“, erkläre ich ihm.
Nicolas reißt entsetzt die Augen auf. „DU BIST MIT JOS É GEFAHREN? MIT DEM JOSÉ, DER IMMER BEI AUGUSTO IM LADEN RUMHÄNGT?“, schreit er mich entsetzt an.
„J… ja , ich glaub schon“, weiche ich erschrocken zurück.
„Stella – niemand fährt mit Jos é!“, sagt er fassungslos. „Dass du hier lebend vor mir stehst, ist ein Wunder! Ich meine, wir fahren hier alle, äh, ein wenig wilder als in Deutschland – aber José...“
Er zieht mich fest in seine Arme. „Ist an dir wirklich alles heil geblieben, mi corazón?“, zärtlich streichelt er über meinen Rücken.
„Ja, alles okay“, lache ich leise.
„Du bist wirklich zäh, Stella“, er fällt in mein Lachen mit ein. „Glaubst du jetzt, dass du mutig bist?“
Eine Antwort erspar ich mir, denn er beginnt, mich zärtlich zu küssen. Ich kann gar nicht beschreiben, was das alles in mir auslöst, aber ich möchte, dass es nie wieder aufhört. Er liebt mich und ich bin bei ihm – ich kann es irgendwie kaum fassen. Es ist alles so schön und perfekt und
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