Bittersuess
Gedankenlosigkeit, ich hab mich komplett vergessen“, er räuspert sich verlegen. „Das ist mir noch nie passiert… natürlich werde ich dich sofort heiraten und…“
Ich atme innerlich erleichtert auf, dann stelle ich mich auf die Zehenspitze und gebe ihm einen kleinen Kuss.
„Aber ich habe an Verhütung gedacht. Ich nehme die Pille“, lächele ich an seinen Lippen. Seine Worte haben ein warmes Gefühl in meinem Bauch verursacht, aber der Gedanke an eine Heirat ist wohl wirklich noch etwas verfrüht.
Er schaut mich verdutzt an, dann strahlt er übers ganze Gesicht. „Gott sei Dank“, sagt er heiser . „Also nicht… also versteh mich nicht falsch… Kinder sind toll, aber im Moment, also…“
Ich lege ihm einen Finger auf die Lippen. „Ich hab schon verstanden“, sage ich sanft.
Er zieht mich fest an sich. Sein Kuss ist so leidenschaftlich, dass er mir komplett die Sinne vernebelt, dann trennen wir uns atemlos voneinander.
„Wir sollten wieder zu den anderen gehen“, sage ich verlegen.
„Ja, mein Engel. Obwohl ich viel lieber was anderes täte…“
Ich bin überrascht, was für eine Menge an Leuten zum Barbecue gekommen sind. Nicolas stellt mich so vielen vor, dass ich mir unmöglich die Namen merken kann.
Marta und Lucia wirbeln beim Buffet herum, ich entdecke wieder die Empanadas, dann viele Salate und frischgebackenes Brot, Mais- und allerlei Gemüse, das auch gegrillt werden soll – und Fleisch, Berge von Fleisch. Dazu allerlei Dips, ich muss zugeben, es sieht alles sehr appetitlich aus.
Dann kommen weitere Gäste an, wohl eine befreundete Familie, die auch Rinder züchtet. Ich halte den Atem an, als ich eine umwerfend schöne Frau entdecke, die mir dann auch vorgestellt wird. Sie heißt Elena, und die Blicke, die sie Nicolas zuwirft, gefallen mir gar nicht.
Ich bekomme ein mulmiges Gefühl im Bauch. Bin ich wirklich richtig hier? War es wirklich klug, nach Argentinien zu kommen? Hier einfach so einzufallen?
Vielleicht hat Nicolas doch eine andere Frau hier gefunden und sich verliebt – nicht, dass er sich mir gegenüber zu irgendetwas verpflichtet fühlt…
Und Elena ist eine richtige Traumfrau. Lange schwarze Haare, dunkle, glutvolle Augen und eine leicht gebräunte, makellose Haut. Auch wenn ich mich noch so anstrenge und alle Kosmetiktricks anwende, die ich kenne, so schön wie sie werde ich niemals sein.
Sie mustert mich sehr genau und ich spüre die taxierenden Blicke, dann wendet sie sich Nicolas zu.
„Du hast mir nie erzählt, dass du eine Freundin hast“, sagt sie und lächelt ihn an. Sie spricht sehr schnell, vielleicht hofft sie, dass ich sie nicht verstehe.
„Warum sollte ich es dir auch erzählen?“, grinst Nicolas. „Dafür gab es ja auch keinen Grund, oder?“
Elena schickt ihm einen giftigen Blick, dann dreht sie sich auf dem Absatz um und stöckelt schnell davon.
Nicolas lacht nur leise.
„Nicolas“, ich kann ihm nicht in die Augen schauen, sondern fixiere stur den Fußboden der Scheune. „Vielleicht… also… war es wirklich richtig, dass ich gekommen bin? Vielleicht…“, ich atme tief durch und bekämpfe die aufsteigenden Tränen. Es ist so lächerlich, aber ich habe meine Nerven einfach nicht im Griff. „Vielleicht hab ich dich mit meinem Erscheinen in die Ecke gedrängt und du fühlst dich jetzt verpflichtet mir gegenüber… also ich meine wegen der Entführung und…“
„Hey – was soll das?“, ich höre seine sanfte Stimme und zärtlich legt er einen Finger unter mein Kinn. „Was redest du denn da bitte?“, seine Augen sehen mich so voller Liebe an, dass meine Knie weich werden. „Ich liebe dich, nur dich. Und seit gestern bin ich wohl der glücklichste Mensch der Welt.“
„Ich dachte nur, wegen Elena… Sie ist so schön und…“, stammele ich weiter.
„Ja, das ist sie. Aber auch sehr berechnend, Stella. Sie wird bald jemand anderen finden, glaub mir. Ich will nur dich, mi corazón.“
„Gute Antwort“, sage ich dann verlegen und grinse schief.
„Die einzig Richtige. Und jetzt lass uns etwas essen. Ich sterbe vor Hunger und du brauchst endlich wieder was auf die Rippen“, entschlossen zieht er mich hinter sich her.
Ich schaffe immerhin ein Stück Fleisch und etwas Salat. Das Rindfleisch ist wirklich sehr gut und unglaublich zart, aber mehr passt einfach nicht in mich hinein – sehr zur Verärgerung von Marta und Lucia, die genau aufpassen, wie viel ich esse.
Zu meiner Überraschung wird auch getanzt, zwei der
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