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BitterSueß

BitterSueß

Titel: BitterSueß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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rechtzeitig Hand an mich zu legen. Und, perverserweise wieder einmal: Ich genieße diesen Schmerz.
    Ja, mit meiner Tätigkeit als Horrorautorin könnte also alles in bester Ordnung sein, sie befriedigt mich in mehr als einer Hinsicht – und doch ist da immer wieder die Spielverderberstimme. In letzter Zeit hat sie die Stimmfärbung von Alpha angenommen. Von Alpha, meiner ehemaligen Freundin, mit der ich noch immer keine Aussprache gehabt habe. Ich gebe auch zu, ich drücke mich davor.
    Na, aber auf diese Weise habe ich sozusagen noch Kontakt mit ihr, indem diese innere Stimme genau wie Alpha klingt.
    »Du willst dieses Zeug VERÖFFENTLICHEN?«, kreischt die Alpha-Stimme beispielsweise. »Ist ja schon schlimm genug, dass du das schreiben musst, aber vielleicht brauchst du das, um es loszuwerden … aber VERÖFFENTLICHEN? Und für diesen abnormen, frauenverachtenden Scheiß auch noch GELD kassieren?? Dagegen war das, was du in Frankfurt gemacht hast, ja geradezu benefizmäßig.«
    Ich komm damit nach wie vor nicht gut klar. Tagebuch zu schreiben hilft mir ein wenig, aber ich merke, ich neige stark dazu, all diese Dinge zu verdrängen. Sie unter den Teppich zu kehren. Ich vermeide es ja sogar, wieder zurückzublättern im Tagebuch. Da war auch dieser Artikel, den Murana mir gegeben hat. Den eine Frau verfasst haben musste, die sozusagen meine Leidensgenossin in der Zukunft war. Schon weiter als ich, wissender. Aber ich hatte ihn nur einmal gelesen, er war mir durch und durch gegangen, hatte mich zu einem tiefen Erglühen gebracht und dann … hatte ich mich davor gehütet wie der Teufel vor dem Weihwasser.
    Shit.
22. Dezember 2012
    Wieder einen kleinen Zusammenstoß mit Steffi gehabt. Die Zicke nervt echt voll, und ich fange an zu befürchten, dass das Zickige ihr Normalzustand IST!
    Dabei hatte ich gerade kurz vorher der übermäßig gestressten Studentin meine Hilfe angeboten – mir lag daran, ein besseres Verhältnis mit ihr herzustellen. Ich bin eh ziemlich harmoniesüchtig.
    Als ich ihr diesen Vorschlag machte, schaute sie mich ein wenig von oben herab an und meinte: »Du?«
    Schon ärgerte ich mich wieder ein bisschen und erwiderte schärfer als beabsichtigt: »Ja, denk mal an. Ich hab vielleicht nicht viel Ahnung von deinem Fachgebiet, aber ich kann ziemlich schnell tippen. Oder Korrektur lesen. Oder mal was kopieren gehen, um dich zu entlasten.«
    Sekundenlang starrte Steffi mich weiter an, als käme ich vom Mond oder als habe sie entdeckt, dass mein Gesicht wie grüner Käse aussah – dann aber verschönte zum ersten Mal ein echtes Lächeln ihre spitzen Züge. Gleichzeitig errötete sie leicht und murmelte: »Mensch, das tut mir jetzt leid, dass ich so – eklig zu dir war. Ich finde mich manchmal selbst unausstehlich, aber dieser Magisterarbeitsstress bringt mich fast um, weißt du.«
    »Kann ich mir vorstellen«, nickte ich und verzichtete heldenhaft darauf, ihr ein Paket voller Ratschläge an den Kopf zu werfen nach dem Motto: »Mach doch mal Entspannungsübungen! Meditiere! Oder noch besser: Mach ’ne Therapie …«
    Jedenfalls versicherte mir die Zicke Steffi, die erstmals tatsächlich ihre menschliche Seite zeigte, dass sie mein Angebot total nett fände und wenn sie erstmal etwas Ordnung in ihr Chaos gebracht hätte, dann …
    So weit, so erfreulich.
    Doch der positive Neustart unserer etwas verfahrenen früheren Beziehungen wurde kurz darauf durch meinen süßen Kater zunichte gemacht. Er ist ja meistens ein recht phlegmatisches Tier, doch hin und wieder packt ihn die Abenteuerlust.
    Ich hatte es versäumt, meine Zimmertür richtig zuzuziehen, und das nutzte Ivory, um hinauszuschlüpfen. Normalerweise achte ich sehr auf meinen Kater und sorge dafür, dass er nicht ausbüxt, aber diesmal ertönte ausgerechnet in dem Moment mein Handy, und ich ging dran.
    »Ich ruf dich zurück«, sagte ich hastig zu Jason Schuster, als ein schriller Schrei vom Ende des Korridors ertönte.
    Da ich mir denken konnte, was passiert war – ich ahnte es in dem Moment, als ich meine nur angelehnte Tür sah – wappnete ich mich schon gegen die Tirade, die ich gleich zu hören bekommen würde.
    Und wirklich: Steffi klebte in einer Ecke zwischen dem ersten Bad und ihrem eigenen Zimmer und kreischte wie am Spieß, während Ivory einerseits respektvoll Abstand hielt, andererseits die hysterische Frau auch interessiert betrachtete nach dem Motto: So sehen also durchgeknallte Menschen aus.
    Er ist eine robuste Katze, keineswegs

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