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Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Titel: Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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Verhängung des Fluchs auch keine reinrassigen Fae-Kinder mehr geboren worden waren.
    Der Fluch hatte die minderen Fae ihrer Fruchtbarkeit beraubt.
    Und obwohl sie, da in der Glanzzeit geboren, so gut wie unsterblich waren und sich sogar von den schlimmsten Verletzungen erholen konnten, spürten sie, dass sie unweigerlich schwinden würden. Denn ihre Magie wurzelte in ihrer Fruchtbarkeit, in ihrer Fortpflanzungskraft. Wenn sie keine Kinder bekamen, konnte sich auch die Magie nicht fortpflanzen.
    Mit dem Schwinden der Magie schwinden auch die Fae. Aber sie sind wild entschlossen, alles zu tun, um das zu verhindern.
    Und jetzt glauben sie, einen Ausweg aus ihrer Misere gefunden zu haben.
    Mich.

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    1. K apitel
    I ch stand im Eingang zum Dead Man’s Hole , der alten Begräbnisstätte unter der Tower Bridge. Der Wind pfiff mir um die Ohren, und ich fror in meiner Lederjacke. Über mir kreiste kreischend ein Schwarm Seemöwen, und von weit oben drangen die fernen Stimmen von Touristen, die sich auf der Brücke tummelten, an mein Ohr. Von der Themse wehte ein wilder, ungezähmter Wassergeruch zu mir her. Eine bleiche Sonne stand am Märzhimmel. Ihre ebenso bleichen Strahlen leckten wässrig an den Kachelwänden und an der alten Gewölbedecke der viktorianischen Katakomben. Mein Schatten wies wie ein dünner Pfeil über den Betonboden auf den großen Bannkreis aus weißem Sand und Salz, den die magische Einsatztruppe der Polizei um die Leiche des toten Mädchens herum gezogen hatte.
    Mehr als fünfzig Menschen jährlich verlieren in der Themse ihr Leben .
    Ich wischte meine feuchten Handflächen an meiner Jeans ab und betrat entschlossen die Katakomben. Im Vorbeigehen nickte ich grüßend der Polizistin zu, die an einer Seite Wache hielt. Ein scharfer Geruch stieg mir beißend in die Kehle, und ich unterdrückte nur mühsam ein Husten. Es war Salbei, vermischt mit etwas eklig Süßem, das ich nicht recht einzuordnen wusste. Mit angehaltenem Atem näherte ich mich dem Bannkreis. Jetzt sah ich, dass die Sand-Salz-Mischung mit einem komplizierten Muster aus rotbraunen Knochensplittern und dunkelgrünen, zerschredderten Eibennadeln vermischt war, ähnlich wie die rituellen Aschemuster bei der Feuerbestattung von Zwergen. Knochensplitter und Eibennadeln bedeuteten, dass der Bannkreis geweiht worden war, um Toten und höllischen Dämonen den Zugang zu unserer Welt zu verwehren – eine Routinevorsichtsmaßnahme, die von der Polizei seit dem Dämoneneinfall an Halloween letzten Jahres geflissentlich getroffen wurde. Reichlich übertrieben, wie ich fand, da jetzt März war und nicht mehr Ende Oktober. Aber an meiner Meinung war die Polizei ja noch nie sonderlich interessiert gewesen.
    Mehr als fünfzig Menschen jährlich verlieren in der Themse ihr Leben; achtzig Prozent davon infolge von Selbstmord.
    »Bitte bleiben Sie außerhalb des Kreises«, sagte die Polizistin verärgert und umklammerte warnend ihren ausziehbaren Schlagstock. Ich hob beschwichtigend die Hand. Sie war eine ausgebildete Hexe, und Hexen werden in meiner Gegenwart leicht nervös, auch wenn ich mittlerweile glücklicherweise nicht mehr auf ihrer Steckbriefliste stehe. Das Letzte, was ich wollte, war, ihr einen Vorwand zu liefern, mir den Schockzauber, der in der Jadespitze des Schlagstocks steckte, zu verpassen.
    Sorgfältig darauf achtend, den Kreis nicht mit meinen Sportschuhen zu berühren, spähte ich zu dem Mädchen hin. Sie war von südländischem Typ: dunkelbraune Augen – die blind zur Gewölbedecke hinaufstarrten – und blauschwarzes, lockiges Haar, das noch feucht vom Themsewasser war. Sommersprossen zierten ihre Nase und auch die nackten Schultern. Sie trug ein geblümtes Kleid mit Spaghettiträgern. Ich konnte sehen, dass ihre Haut dort, wo ein Träger verrutscht war, ein wenig heller war als an den anderen Stellen, was bedeutete, dass sie ihre Bräune eher der Sonne verdankte als ihrer südländischen Abstammung.
    Mehr als fünfzig Menschen jährlich verlieren in der Themse ihr Leben.
    Keine davon sind Fae.
    Die Tote sah auch nicht aus wie eine Fae. Hätte sie angesichts ihrer Sonnenbräune auch gar nicht sein können. Nur die Haut von Menschen produziert Melanin. Ich als Sidhe Fae, als Fae des noblen Geschlechts, könnte tagelang in der Sonne der Sahara liegen, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen und ohne dass mein rotgoldenes Haar auch nur ein bisschen ausbleicht. Ich heile so schnell, dass das Schlimmste, was mir passieren könnte, eine

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