Bittersueße Sehnsucht
übrigens unbedingt eine Displaysperre benutzen. Ich musste nur einmal drüberwischen, dann war es entsperrt und ich hätte ziemlich viel Unsinn damit anstellen können.“ Er zog schief grinsend eine Augenbraue nach oben und musterte mich abwartend.
„Oh..ich…da habe ich noch gar nicht drüber nachgedacht. Danke für den Tipp.“, erwiderte ich perplex, während ich an ihm vorbeiging und durch die Glastür trat. „Es war so zwar einfacher für mich, Ihre Nummer herauszufinden – aber nicht jeder, der ein Handy findet ist so ehrlich wie ich.“ Er lächelte spitzbübisch.
Nachdem ich mir einen Caramel Macchiato bestellt und Ryan sich eine Chai Latte geordert hatte, setzen wir uns in eine etwas abgegrenzte Ecke vor dem Fenster. Ich schälte mich aus meinem Mantel und bemerkte den kurzen, brennenden Blick seiner Augen auf mir. Mir wurde heiß und kalt, so hatte mich ein Mann nie zuvor angesehen. Schnell wandte ich mich ab und stellte mein Kaffeeglas auf den kleinen Tisch. Als ich mich wieder umdrehte, saß er schon in einem der hellen Ledersessel und rührte mit einem unbeteiligten Gesichtsausdruck in seinem Becher.
Kaum saß ich ihm gegenüber, schlug ich die Beine übereinander und warf ihm einen prüfenden Blick zu. „Gleich eins vorweg – könnten wir bitte aufhören, uns zu siezen? Ich bekomme dabei das Gefühl, als wäre ich schon fürchterlich alt.“, klärte ich ihn auf.
Er grinste und nickte. „Gern. Aber ich habe eben eine gute Erziehung genossen und in meinem Job ist es Gang und Gebe, sich zu siezen.“, erklärte er fast schon entschuldigend. Ich wurde neugierig, als er seinen Job erwähnte. Für sein Alter (ich schätzte ihn auf Ende zwanzig) war er geschmackvoll und vor allem teuer gekleidet.
„Was arbeitest du?“, fragte ich deshalb geradeaus und fischte mit dem Löffel etwas Karamellschaum von meinem Glas, den ich mir genüsslich auf der Zunge zergehen ließ. „Ich glaube, das Thema würde dich eher langweilen.“, wich er meiner Frage aus, doch ich ließ nicht locker. „Nein bitte, es interessiert mich wirklich.“
Er seufzte. „Also gut, ich bin als selbstständiger Unternehmensberater tätig.“ Fast hätte ich mich an meinem Schaum verschluckt. „Unternehmensberatung…soso“, murmelte ich und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Darf ich erfahren, was daran so amüsant ist?“, fragte er leicht irritiert.
„Na ja – mein Vater ist in derselben Branche tätig“, ließ ich ihn wissen. Sein Gesicht hellte sich auf. „Ah – ja, ich wusste doch, dass mir der Name Schwarz etwas sagt. Dein Vater genießt ein sehr hohes Ansehen in dieser Branche. Aber wer vermutet hinter einem so häufig vorkommenden Namen, dass ich das Vergnügen habe, der hübschen Tochter von Herrn Dr. Schwarz zu begegnen.“
Ich spürte, wie mir ein Hauch von Röte ins Gesicht stieg und beeilte mich, das Thema wieder von mir weg zu lenken. „Dafür bekomme ich ihn aber auch kaum zu Gesicht. Er ist praktisch immer am arbeiten“, erwiderte ich schell. „Und was gibt es sonst noch über dich zu wissen?“
Er bemerkte mein Ablenkungsmanöver, tat jedoch unwissend und erzählte mir mit einem Augenzwinkern aus seinem Leben. „Nun, da das Fräulein Schwarz offenbar sehr neugierig zu sein scheint, hier die wichtigsten Infos über mich: Ich heiße mit vollem Namen Ryan Anthony Johnson, mein Vater stammt aus Amerika, meine Mutter ist Deutsche. Ich bin 28 Jahre jung und lebe und arbeite zum größten Teil hier in München, bin aber beruflich immer mal wieder in ganz Deutschland unterwegs – zufrieden?“ Er hob eine Augebraue und neben seinem Mundwinkel erschien ein Grübchen. „Zufrieden“, erwiderte ich und musste ebenfalls lächeln. Seine ungezwungene Art machte ihn äußerst sympathisch, doch mit seinem Blick schaffte er es, mich in manchen Momenten komplett aus der Bahn zu werfen. Immer wieder blitzte in ihnen etwas auf, dass ich nicht richtig deuten konnte - Interesse, Verlangen? Ich wusste es nicht.
Ich war gerade wieder mal in seinen Blick versunken, während er etwas erzählte, da drangen plötzlich alarmierende Worte bis zu meinem vernebelten Verstand durch: „Vielleicht hast du Lust, mal mit mir auszugehen?“ Er hatte sein Kinn in seine Hand gestützt und sah mich durch seine langen schwarzen Wimpern an. Der Satz traf mich völlig unvermittelt und erinnerte mich daran, dass ich mir nach der Sache mit David geschworen hatte, dass nie wieder ein Mann die Gelegenheit bekommen sollte, mich zu
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