Bittersueße Sehnsucht
die Schultern und wandte sich zum Gehen. „Ich packe nur noch schnell fertig. Dann komme ich runter.“
Ich ging in die Küche, öffnete die Kühlschranktür und stapelte alle Zutaten für ein indisches Hähnchencurry aufeinander. Vorsichtig balancierte ich den schwankenden Berg Lebensmittel Richtung Küchenablage und stellte alles vor mich hin. Ich schaltete das Küchenradio an und holte eine Flasche Weißburgunder aus dem Weinkühlschrank. Während es in der Pfanne brutzelte und sich langsam ein einladender Duft in der Küche breit machte, goss ich mir ein Glas Weißwein ein und führte es gedankenverloren an den Mund.
„Mmmh…das duftet köstlich!“, riss mich die Stimme meines Vaters aus meiner Trance. Ich drehte mich lächelnd zu ihm um. „Ich hoffe es schmeckt auch so, wie es riecht. Wenn du möchtest, kannst du schon den Tisch decken.“, erwiderte ich, während ich einen kleinen Schuss Sahne dazu goss und alles durchrührte.
Mit Schwung stellte ich die Pfanne auf den Esstisch und holte die Weinflasche und ein Glas für meinen Vater.
Kaum saß ich ihm gegenüber, musterte er mich prüfend. „Ich weiß…ich hatte viel um die Ohren in letzter Zeit. Aber jetzt machen wir uns ein paar schöne Tage in Berlin.“ Es klang entschuldigend und ich legte ihm meine Hand auf den Arm. „Paps…da…ist etwas das ich dir sagen muss.“, begann ich stockend und wusste, ich musste ihm unbedingt von meinem Treffen mit Lydia erzählen.
Mein Vater zog eine Augenbraue nach oben und sein Gesicht nahm einen kritischen Ausdruck an. „Du…du bist doch nicht schwanger….oder verlobt…“
Bitte was?! Ich verschluckte mich fast an einem Stück Hähnchen und prustete los. „Ach Paps…nein…ich bin weder schwanger, noch verlobt.“, erwiderte ich, deutete mit einem Kopfnicken auf mein Weinglas und musste immer noch lachen. Ich sah, wie er erleichtert aufatmete. „Was ist denn dann?“ Seine Miene war trotzdem noch besorgt. Ich erzählte ihm, von meinem bevorstehenden Arbeitsplatzwechsel. Er wollte natürlich wissen, warum ich nicht im Grand Hotel weiterarbeiten wollte. Ich deutete Differenzen mit Herrn Hendriks an, die sich nicht beiseite schaffen ließen. „Soll ich denn mal mit ihm reden?“ Mein Vater hatte nachdenklich seine Stirn in Falten gelegt.
Oh Gott, bloß nicht!,
schoss es mir sofort durch den Kopf. Doch ich versuchte zu lächeln und tätschelte seine Hand. „Danke Paps, aber da boxe ich mich schon alleine durch. Lydia hat mir ein tolles Angebot gemacht und – das habe ich angenommen. Nach Sylvester fange ich im Munich Palais an.“
„Das ist sehr großzügig von Lydia.“, stellte er fest und sein Blick schien bei ihrem Namen ein bisschen in die Ferne zu schweifen. Ich war erleichtert darüber, wie das Gespräch mit ihm verlief. So konnte ich mich auf die freien Tage bei meiner Oma freuen. Vielleicht würde es mir sogar gelingen, Ryan aus meinem Kopf zu verbannen.
Euphorie
„Endlich Zuhause“ Erleichtert zerrte mein Vater unsere Koffer durch die Tür. Dank eines plötzlichen Wintereinbruchs mit für Berlin untypischen Schneemassen, hatte unser Flug nämlich ganze fünf Stunden Verspätung. Wir mussten uns daher die Zeit auf dem Flughafen in Tegel totschlagen, ehe unser Flieger endlich startete. Die drei Tage bei meiner Oma waren wunderbar. Mein Vater und ich verbrachten viel Zeit zusammen, beim Shoppen, Sightseeing oder einfach beim Nichtstun. Als wir uns jedoch von Oma verabschiedeten, wurde mein Herz ein wenig schwer. Ich sah sie wirklich viel zu selten. Sie war mit ihren siebzig Jahren zwar noch fit wie ein Turnschuh, aber leider konnte man nie wissen, wie lange das noch so blieb.
„Geschafft!“ Ich ließ meine Tasche auf den Boden gleiten und zerrte an meinen Stiefeln. Meine Füße fühlten sich an wie Eisklumpen. „Ich brauche sofort eine heiße Dusche!“
„Das ist eine sehr gute Idee!“ Müde schweifte Paps´ Blick zu unseren Koffern. „Die packen wir morgen aus!“, beschlossen wir fast gleichzeitig im Duett. Ich kicherte und musste gleich darauf gähnen. „Gute Nacht Paps!“
„Schlaf gut Mila.“ Er nickte mir zu und verschwand im unteren Bad. Ich schleppte meine schweren, kalten Glieder die Treppe nach oben und trat ins Badezimmer. Der Badboden empfing mich, dank Fußbodenheizung mit einer angenehmen Wärme.
Ich drehte das Wasser auf und zog mich aus. Mit einem genüsslichen Seufzer stellte ich mich unter den warmen Strahl und ließ mir das Wasser über den Kopf laufen. Als
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