Bittersueße Sehnsucht
ihm begegnen könnte, damit hatte ich keine Sekunde lang gerechnet.
Er musterte mich von Kopf bis Fuß und ich spürte, wie die Röte in mir aufstieg. Sofort sorgte sein unverholener Blick dafür, dass sich bei mir jede Vernunft verabschiedete. „Willst du was trinken?“, drang seine laute Stimme durch meinen benebelten Verstand und ich nickte wie hypnotisiert.
Er bestellte zwei Wodka-Irgendwas (es war mir auch total schnuppe, was es war) und reichte mir mit einem Lächeln, das meine Knie weich lassen wurde, mein Glas. Mir wurde noch wärmer, als es mir nach meinem Tanzmarathon sowieso schon war. Ich schnappte eine Cocktailkarte vom Tresen und fächelte mir leicht Luft zu. Ryan beugte sich zu mir rüber und raunte mir etwas zu, von dem ich nur „…bisschen frische Luft schnappen…“, verstand. Ich nickte dankbar.
Er bahnte sich einen Weg durch die Menschenmenge. Plötzlich blieb er stehen und nahm meine Hand. Ein Gefühl, ähnlich eines elektrischen Schlags, fuhr durch meinen Arm und hinterließ ein Flattern in meinem Magen. Doch das Gedränge war so dicht, dass es die einzige Möglichkeit war, sich nicht zu verlieren. Fast enttäuscht stellte ich fest, dass er mich wahrscheinlich deshalb bei der Hand genommen hatte. Und wirklich, an der Treppe, die nach oben auf eine Terrasse führte, ließ er mich los und bedeute mir, dass ich zuerst hinauf gehen sollte. Ich konnte förmlich seinen Blick auf meinem Po spüren, als ich die Stufen nach oben erklomm.
Die Terrasse war mit Heizstrahlern und mehreren kleinen Sitzgruppen bestückt. Ryan steuerte auf eine abgelegene Ecke mit zwei Hockern zu.
„Da haben wir es wieder! Erst lässt du mich einfach stehen und heute folgst du mir bereitwillig. Bei dir weiß man nie, woran man gerade ist!“, spielte er den Beleidigten, doch neben seinem Mundwinkel erschien ein Grübchen und seine Augen blitzten. Er beugte sich nach vorne und stellte sein Glas auf den kleinen Glastisch vor uns. Sein Hemd umspannte in diesem Moment die Muskeln seines Oberkörpers und ich musste schlucken. Schnell wich ich seinem Blick aus, der meinen suchte.
„Na ja…vielleicht…habe ich ein wenig überreagiert“, gab ich kleinlaut zu. Er hob amüsiert eine Augenbraue. „Soso. Und was war mit der SMS – du hast dich nicht bei mir gemeldet“, bohrte er weiter. Ich spielte nervös mit meinem Strohhalm, als ich plötzlich beruhigend seine Hand auf meiner spürte. Sofort blickte ich auf und unsere Blicke trafen sich. „Ich weiß, nicht jeder kann mit meiner direkten Art umgehen“ Seine Augen funkelten, „aber ich spiele eben von Anfang an mit offenen Karten – dein David hat das offensichtlich nicht gemacht“, fügte er noch hinzu und ich konnte seinem Blick nicht mehr standhalten. „Er ist nicht mehr mein David!“, erwiderte ich fast schon beleidigt. „Okay – so war das nicht gemeint, ´tschuldige“, lenkte er ein. „Trotzdem bist du mir noch eine Antwort schuldig - ich meine, damals im Coffee-Shop bist du ja einfach getürmt.“
Statt ihm zu antworten, blickte ich ihm wieder in die Augen. Ich hoffte, er würde meine Zerrissenheit darin sehen, die es mir momentan schier unmöglich machte, Entscheidungen diesbezüglich zu treffen. Offenbar erkannte er es tatsächlich, denn sein Gesicht näherte sich vorsichtig meinem und diesmal ließ ich es einfach geschehen. Kurz bevor sich unsere Lippen berührten, hielt er inne, doch ich griff ihm in den Nacken und als ich seinen weichen Mund auf meinem fühlte, entwich mir ein leises Seufzen.
Seine warme Zunge fand den Weg in meinen Mund und ließ ein elektrisierendes Gefühl zwischen meinen Beinen aufsteigen. Ryan grub eine Hand in mein Haar, während ich die andere plötzlich auf meinem Oberschenkel spürte. Ich zuckte kurz zusammen, ließ ihn jedoch gewähren. Seine Hand wanderte nach oben, umfasste meine Hüfte und er zog mich mit einer geschmeidigen Bewegung auf seinen Schoß. Sein Kuss war warm und verzehrend und raubte mir fast den Atem.
Wir versanken in diesen Kuss, doch plötzlich durchschnitt eine pikierte Frauenstimme die kühle Luft: „Ach hier bist du also?!“
Ryan riss sich von meinen Lippen los und drehte sich erschrocken um. Ich blickte an ihm vorbei, um zu sehen, wer sich an uns herangeschlichen hatte. Vor uns stand eine hübsche Brünette, die mir einen missbilligenden Blick zuwarf. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und trommelte mit den Fingern auf ihrem Unterarm. „Ryan“, begann sie honigsüß, „Andi,
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