Bittersueße Sehnsucht
Die Erste war von Paps. Er wünschte mir einen guten Start und verabschiedete sich für die nächsten drei Tage.
Schnell überflog ich die Zeilen und tippte auf die Nächste. Die war tatsächlich von Ryan. Ein freudiger Schauer durchfuhr mich und ich sog begierig jedes Wort von ihm auf:
Hallo Wildkätzchen, ich vermisse dich jetzt schon – aber keine Sorge, für unser Wiedersehen habe ich mir schon etwas überlegt…. Ryan
Dreimal las ich die Nachricht, dann packte ich mit feuchten Handflächen mein Handy zurück in die Tasche. Meine Sehnsucht nach ihm war größer, als ich es mir zu diesem Zeitpunkt eingestanden hätte und die Freude darüber, dass er mir geschrieben hatte, bescherte mir gleichzeitig auch ein mulmiges Gefühl. Genau solche Gefühle wollte ich eigentlich nicht aufkommen lassen.
***
Drei Wochen später:
„Schönen Feierabend – bis morgen!“ Julika lächelte und hob zum Abschied kurz die Hand, ehe sie ihren Blick in den Computer vertiefte.
„Bis morgen“, erwiderte ich, als ich mit schnellen Schritten an der Rezeption vorbeilief und meine Tasche über die Schulter hängte. Ich hatte meine Spätschicht beendet und es war bereits halb elf. Ich wollte nur noch nach Hause, der späte Abend hatte sich gezogen wie Kaugummi. Morgens wuselte es wie am Hauptbahnhof und nachmittags kamen oftmals ruhigere Phasen. In denen konnte man zwar gut sämtlichen Papierkram erledigen, aber wenn sich alle Gäste beim Abendessen befanden, herrschte bei uns meistens gespenstische Stille.
Der Winter war für ein kurzes Intermezzo zurückgekehrt und die Straßen sahen aus, wie mit Puderzucker bestäubt. Zum Glück war es nicht allzu kalt. Trotzdem fröstelte ich, als ich mich gähnend auf einem Sitz in der Bahn niederließ und versucht war, kurz die Augen zu schließen. Allerdings hatte ich dadurch schon einmal meine Haltestation verpasst, weil ich zu tief eingeschlafen war. Deshalb zog ich ein Buch aus meiner Tasche und versuchte zu lesen, um mich wach zu halten. Doch die Buchstaben verschwammen immer wieder vor meinen Augen und so klappte ich es entnervt zu und ließ es zurück in meine Tasche gleiten.
Durch dass monotone Geschaukel, wurden meine Lider langsam schwer wie Blei. Ich sog scharf Luft ein, streckte den Rücken durch und sah mich um. Zu dieser Zeit war ich fast allein unterwegs. Nur ein alter Herr mit Stock und eine korpulente Dame mit wirrem Lockenkopf saßen im selben Abteil.
Nach scheinbar endlos langen zwanzig Minuten, hielt die U-Bahn und ich stieg erleichtert aus. Im Halbschlaf tapste ich den, zum Glück, sehr kurzen Weg nach Hause und schloss die Türe auf. Das Haus war dunkel und gespenstisch still. Erschrocken fuhr ich zusammen und ließ fast meineTasche fallen, als mein Handy darin plötzlich anfing zu klingeln. Zitternd tastete ich erst nach dem Lichtschalter und entleerte dann den kompletten Inhalt der Handtasche auf den Boden, um das lautstark bimmelnde Telefon schneller zu finden.
„Hallo?“, hauchte ich atemlos in den Hörer.
„Hallo Mila“, erklang Ryans samtig vibrierende Stimme und ich musste schlucken. „Störe ich dich gerade? Wenn es unpassend ist, kann ich auch später noch mal…“
„Nein nein, schon in Ordnung – ich bin nur gerade eben erst nach Hause gekommen“, rief ich hastig und fast eine Spur zu laut. „Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass ich seit heute wieder in München bin.“, erklärte er und mein Herz machte einen kleinen Sprung bei seinen Worten. „Oh…das…das sind ja positive Neuigkeiten.“ Etwas Besseres fiel mir nicht ein, wie immer wurde ich total nervös und war unfähig, klar zu denken. Ich ließ mich auf dem Sessel nieder, der neben der Garderobe stand und rieb mir meine Stirn.
„Hast du meine Nachrichten bekommen?“, wollte er wissen und ich spürte, wie die Hitze erst in mein Gesicht und dann zwischen meinen Beinen aufstieg.
„Ähm…ja“, stammelte ich. Ja, ich hatte sie alle bekommen – jeden Abend. Er hatte mir jeden Abend eine SMS geschrieben. Dass er mich vermissen würde und die Tage bis zu unserem Wiedersehen zählte. Und was er dann am liebsten mit mir machen würde…
Einige Male hatte ich ihm geantwortet, doch bei manchen seiner Nachrichten, wurde ich schon vom alleinigen Lesen rot vor Scham, sodass ich nicht wusste, was ich ihm darauf hätte antworten sollen. „Ich hoffe, sie haben dir gefallen…“ Seine Stimme war nur ein heiseres Flüstern und ich drückte mir den Hörer an meine heiße Wange und presste
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