Bittersueße Sehnsucht
schnappte und wir uns in den Personalraum begaben.
Kaum hatte ich mein Tablett auf einem der Tische abgestellt, saß Jan schon vor mir und durchbohrte mich fast, mit seinen Blicken. „Ach Mila….nun sag schon!“ Er tat beleidigt und schob mit Nachdruck seine Unterlippe vor. Ich rollte mit den Augen und hob die Haube von meinem Teller. Sofort strömte mir der köstliche Duft von Speckknödeln mit Pfifferlingsauce in die Nase. Mein Magen knurrte nachdrücklich und ich griff zu meiner Gabel. „Es ist der Hottie vom Silvesterball, nicht?“ Jan grinste wissend und hob die Augenbrauen.
Ich atmete geräuschvoll aus. „Du gibst ja doch keine Ruhe! Ja – es ist Ryan, wir haben uns die letzten Wochen nicht gesehen, weil er geschäftlich unterwegs war…und…heute lädt er mich zum Essen ein.“
Wie aufs Stichwort brummte mein Handy, das ich aus meine Spind geholt hatte und nun neben meinem Teller lag. Eilig griff ich danach und öffnete die eingegangen Nachricht. Als ich die Zeilen überflog, die Ryan mir geschickt hatte, kroch die Hitze in mir hoch und ich war mir sicher, dass meine Ohren hochrot geworden waren. „Uuhh, die ist von ihm! Was steht drin – los, lies vor!“, quengelte Jan ungeduldig und rutschte aufgeregt auf seinem Stuhl hin und her. Ich sah kurz zu ihm auf und schüttelte energisch den Kopf. „Das geht dich gar nichts an!“, erwiderte ich bemüht streng und konnte ein nervöses Kichern nicht länger unterdrücken.
„Och…nun gib schon her…“ Mit einer schnellen Bewegung schnappte sich Jan das Handy aus meiner Hand. „Hey!“, rief ich entrüstet und versuchte, es mir zurückzuholen, doch Jan hatte den Zweizeiler schon längst überflogen und grinste über das ganze Gesicht. Ich riss ihm das Mobiltelefon aus der Hand und zog eine beleidigte Schnute. „Was fällt dir eigentlich ein….?!“ Schnell drückte ich die Nachricht von Ryan weg und legte das Telefon zitternd zurück auf den Tisch.
Ich kann es kaum erwarten bis heute Abend! Ich bin schon sehr gespannt, was du anziehen wirst – was mich noch zu einer kleinen Bitte bringt…dein Höschen kannst du heute zu Hause lassen… Kuss Ryan
Seine SMS hatte sich Wort für Wort in mein Gedächtnis gebrannt. Jan konnte sich sein Grinsen sogar, während er seinen Salat mit Putenstreifen verdrückte, nicht verkneifen. „Und?“, fragte er, zwischen zwei Bissen, „Wirst du seiner Aufforderung nachkommen?“
„Es war keine Aufforderung, sondern eine Bitte!“, erwiderte ich trotzig, obwohl ich es natürlich besser wusste. Natürlich hatte er mich nicht darum gebeten – er erwartete es von mir.
„Nenn es, wie du willst. Also, was wirst du tun?“ Er ließ einfach nicht locker.
„Anscheinend haben wir ja nichts Besseres zu tun, als während unserem Mittagessen über meine Unterwäsche zu debattieren.“, frotzelte ich und schob mir demonstrativ die volle Gabel in den Mund und kaute extra langsam. Ich dachte kurz nach – mein Gott, wir hatten Mitte Januar! Ich würde mir den Tod holen! „Ich weiß nicht, ob ich Lust habe, mir buchstäblich den Arsch abzufrieren.“ Ich blickte Jan über den Tellerrand hinweg an, der sofort losprustete. „Oh Mann Mila, sei doch nicht so spießig! Ihr seid in einem Restaurant und danach bestimmt bei ihm oder dir zuhause. Die paar Schritte in der Kälte wirst du doch wohl verkraften – oder sucht da jemand nach einer Ausrede?“ Jans Augen blitzten schelmisch und er musterte mich prüfend. „Möglicherweise“, gab ich kleinlaut bei und trank einen Schluck aus meiner Wasserflasche.
Nachdem wir aufgegessen und die Tabletts zurückgebracht hatten, verabschiedete sich Jan von mir mit den Worten „Überleg´s dir noch mal – das könnte spannend werden!“. Er grinste verheißungsvoll und entschwand dann in sein Büro. Ich blieb wie ein begossener Pudel zurück und stieg in Trance die Treppen zur Rezeption nach oben. Zum Glück war der größte Teil des Tages schon geschafft und es wurde am Nachmittag ein wenig ruhiger. Ich war kaum fähig, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, da meine Gedanken unaufhörlich um den nahenden Abend kreisten.
„Mila…? Hallo?“ Svens Stimme, die direkt neben meinem Ohr ertönte, riss mich aus meinen Gedanken.
„W-w-was?“, stammelte ich und bemerkte, dass ich ihn gar nicht kommen gehört hatte.
„Ich sagte: Wollen wir kurz die Übergabe machen?“ Er stand schräg hinter mir und hatte sich so nah zu mir heruntergebeugt, dass ich seinen warmen Atem an meinem Ohr
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