Bittersueße Sehnsucht
zumindest hast du das vorhin deinem Verehrer weiß machen wollen.“ Ein spöttisches Zucken umspielte seine Mundwinkel.
„Hmm, eigentlich habe ich ihm das nur mitgeteilt, damit er mich nicht auffordert.“ Jetzt grinste ich ihn schief an. Ryan schnalzte mit der Zunge. „Du steckst voller Überraschungen.“, stellte er fest – doch es klang keineswegs negativ. Ich ließ mich von ihm auf die Tanzfläche führen und musste zugeben, dass er ein wirklich guter Tänzer war. Ich genoss seine Berührungen, während wir uns eng zum Takt des Walzers wiegten.
Im Augenwinkel bemerkte ich plötzlich Jan, der mit Laura tanzte. Sie nickten mir beide mit einem wissenden Lächeln zu, das mir sofort wieder die Hitze ins Gesicht trieb.
Eine Stunde später, standen wir alle draußen und warteten frierend darauf, dass der Countdown startete. „Fünf…vier…drei…zwei…eins….Happy New Year!“, dröhnte eine männliche Stimme, wahrscheinlich die des Gastgebers, über ein Mikro – und alle begannen zu jubeln und fielen sich in die Arme.
Ryan, der seinen Arm um meine Taille gelegt hatte, zog mich fest an sich und gab mir einen innigen Kuss, bei dem mir fast ein wenig schwindlig wurde. Unsere Sektgläser klirrten, als wir auf das neue Jahr anstießen. „Auf ein aufregendes, neues Jahr.“, flüsterte er, bevor seine Lippen wieder auf meinen Mund trafen und damit einen wahren Gefühlssturm in mir auslösten.
Kontrastprogramm
Ich fuhr mit meinen Fingern über die schmerzende Stelle, die sich in den letzten beiden Tagen dunkelviolett verfärbt hatte. Ein fast Handtellergroßes Hämatom zierte die Haut an meiner rechten Hüfte. Ein bittersüßes Überbleibsel der Silvesternacht. Ich war gerade in meine Bluse geschlüpft und wollte mir eine schwarze Strumpfhose anziehen, als der leichte Schmerz, der durch die Berührung des Nylonstoffs ausgelöst wurde, meine Gedanken wieder zwei Tage zurückversetzte.
Ein Schauer fuhr durch meinen Körper, als ich an Ryan dachte. An den Abend, der nach seinem Auftauchen noch eine so wundervolle Wendung genommen hatte. Ich hatte es diesmal sogar zugelassen, dass er mich nach dem Ball nach Hause brachte. Leider erfuhr ich bei unserem Abschied, dass er die nächsten drei Wochen viel unterwegs sein würde – doch er versprach, sich gleich nach seiner Rückkehr bei mir zu melden. Ich versuchte natürlich, nach außen hin so zu tun, als würde mich das nicht besonders stören - aber innerlich kämpfte ich mit der Enttäuschung darüber, dass ich ihn nun so lange nicht zu Gesicht bekommen würde.
Andererseits – heute war mein erster Arbeitstag bei Lydia und die nächsten Wochen würde ich wahrscheinlich kaum Zeit haben, viel an ihn zu denken. Immerhin fing ich wieder fast bei null an und die Abläufe waren nun mal in jedem Hotel ein wenig anders.
Nachdem Lydia ein intensives Gespräch mit Torben Hendriks geführt hatte, über dessen Inhalt ich nicht viel wusste, war er sofort bereit, einen Aufhebungsvertrag aufzusetzen und mich gehen zu lassen. Ich war ihr dafür mehr als dankbar, denn ich musste ihm noch nicht einmal mehr unter die Augen treten.
Vorsichtig zog ich den seitlichen Reißverschluss des schwarzen Rocks zu, der zu meiner neuen Arbeitskleidung gehörte. Mit zittrigen Fingern befestigte ich das Namensschild am Revers meines Blazers. Laura hatte mir gestern noch drei schwarze Kostüme mit den dazugehörigen weißen Blusen vorbeigebracht. Ich vermutete ja, dass das nur ein Vorwand war, denn kaum hatte sie mir die Kleiderbügel in die Hand gedrückt, leuchtete in ihren Augen die unverholene Neugier auf. Sie ließ sich den restlichen Abend, haarklein erzählen, wobei ich die eine oder andere Einzelheit ausließ. Immerhin war ich mir fast sicher, dass sie ebenfalls ein nicht unerhebliches Geheimnis hütete. Ich hatte sie am Silvesterabend eigentlich noch auf die Einladungen ansprechen wollen, doch dann war sie plötzlich verschwunden und tauchte erst zum Feuerwerk wieder auf. Doch weil Ryan ja den gesamten Abend über Anspruch auf mich erhoben hatte, kam ich nicht mehr dazu, mich mit ihr zu unterhalten. Als sie gestern Nachmittag in unserer Küche gesessen hatte, fehlte mir aber plötzlich der Mut, sie so direkt darauf anzusprechen.
Ich warf einen kurzen Blick in den Spiegel und vergewisserte mich, dass alles perfekt saß. Schließlich legte man im Munich Palais wert, auf ein äußerst adrettes, seriöses Auftreten. Mit dem strengen Dutt und den dezent roten Lippen vermittelte ich
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