Bittersueße Sehnsucht
hören. Doch dann rief mich eine innere Stimme zur Vernunft und ich schaltete das lautstark bimmelnde Ding auf stumm. Es vibrierte noch einige Zeit, bis es schließlich ganz verstummte. Nein! Ich würde nicht auf seine Anrufe reagieren. Ihn heute mit dieser Anderen zu sehen, hatte mein Herz verletzt. Er sollte auf keinen Fall die Chance bekommen, es mir herauszureißen und darauf rumzutrampeln. Wieder brannten die Tränen heiß in meinen Augen, doch ich schluckte sie hinunter und blinzelte.
Als die Stille in meinem Zimmer langsam unerträglich wurde, schaltete ich den Fernseher ein, kroch zurück zwischen meine Laken und zog mir die Bettdecke bis zum Kinn.
In diesem Moment hörte ich, wie unten die Türglocke läutete. Wer konnte das sein? Vielleicht Lydia, die meinen Vater besuchte? Doch die Stimme meines Vaters hallte durch das Treppenhaus nach oben: „Mila! Besuch für dich!“
Oh Gott! Bitte, lass das nicht Ryan sein!, schoss es mir sofort durch den Kopf und meine Handflächen wurden feucht. Bebend verließ ich den sicheren Kokon meines Bettes und stieg die Stufen nach unten. In mir stieg ein mulmiges Gefühl hoch, dass durch mein klopfendes Herz noch zusätzlich verstärkt wurde.
Doch als ich zur Eingangstür blickte, atmete ich erleichtert auf. Auf der Schwelle stand Laura und unterhielt sich mit meinem Vater. Als sie mich erblickte, riss sie beide Arme hoch und grinste. „Hier kommt das Aufmunterungskommando!“ In jeder Hand hielt sie eine Sektflasche und ohne weiter abzuwarten stürmte sie in den Flur und drückte mir eine Flasche in die Hand, um sich den Mantel auszuziehen. „W-w-wie…was?“, stammelte ich unbeholfen und sah zwischen ihr und meinem Vater hin und her, der wohl ausgesprochen erleichtert darüber war, dass sich Laura meiner nun annahm. „Du glaubst ja wohl nicht, dass ich dich jetzt in Selbstmitleid baden lasse!“, rief sie fröhlich und schob mich in die Küche. „Los, zwei Gläser – avanti!“ Mein Vater verdrückte sich derweil leise ins Wohnzimmer. Wie ferngesteuert lief ich zum Geschirrschrank und holte zwei Sektgläser heraus.
Laura stellte unterdessen eine der Flaschen in den Kühlschrank, klemmte sich die andere unter den Arm und folgte mir nach oben. Ich beobachtete, wie sie mit einem Knall die Flasche entkorkte, jedem von uns ein Glas einschenkte und musste mir dabei eingestehen, dass ich froh war, nicht mehr allein zu sein.
Sie reichte mir ein Glas und es gelang mir sogar, kurz zu lächeln. „Danke“, hauchte ich, als ich das Glas an meine Lippen setzte und einen großen Schluck nahm.
„Du brauchst jetzt definitiv Ablenkung“, stellte sie fest, nachdem sie ihr Glas in einem Zug zur Hälfte geleert hatte. Ich hob eine Braue, während ich sie argwöhnisch musterte. „Ach ja…und was schwebt dir da so vor?“
Sie schmunzelte und setzte eine geheimnisvolle Miene auf, während sie in ihrer Handtasche kramte und mir ein Kuvert in die Hand drückte. Ich runzelte die Stirn und drehte den Umschlag in meiner Hand hin und her. „Was ist das?“
„Meine Art, mich von Liebeskummer abzulenken – mach auf!“
Als ich das Kuvert aufgerissen hatte, zog ich eine Eintrittskarte hervor. „Wie zum Teufel…“ Ich beendete meinen Satz nicht, denn ich konnte mir die Frage, woher sie diese Karte hatte, selbst beantworten.
„Super, oder? Ich hab Karten für Münchens wichtiges Charity-Event bekommen.“ Sie klatschte in die Hände und schien den faden Beigeschmack dieses Geschenks auszublenden. „Da laufen lauter Promis rum…und Essen und Trinken ist umsonst!“
„Und da gehen wir hin?“, fragte ich überflüssigerweise.
„Na klar!“ Lauras Wangen bekamen einen rosa Hauch, vor Euphorie. „Da laufen bestimmt viele tolle Typen rum. Vielleicht ist da ja was für dich dabei!“, erklärte sie mir mit einem Zwinkern, als mein Handy wieder begann zu vibrieren.
Laura beobachtete mich stumm, wie ich die SMS von Ryan las.
Hi Wildkätzchen, alles klar bei dir? Musst du noch arbeiten? Konnte dich nicht erreichen. Sag mal, hast du am Wochenende schon was vor? Kuss
Ich kaute auf meiner Unterlippe, als meine Finger fast wie von selbst die Antwort eintippten:
Ja, bin mit Laura verabredet – Sorry.
Es dauerte keine Minute, bis eine SMS von ihm zurückkam:
Oh, das ist aber schade! Na dann, melde dich, wenn du Zeit hast – Miss u
Ich atmete geräuschvoll aus und rieb mir die Schläfen. Es würde nicht einfach werden, ihm aus dem Weg zu gehen.
Trotz meines Herzschmerzes wurde es ein
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