Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bittersuesser Verrat

Bittersuesser Verrat

Titel: Bittersuesser Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
Vom Netzwerk:
furchteinflößender, als alle von ihnen, die ich bisher kennengelernt habe.« Damit meinte sie die Vampire.
    »Ich nehme an, wir haben nicht dieselben kennengelernt«, sagte Claire. »Die, die ich kenne? Super furchteinflößend.« Und ja... ihr war klar, dass sie ganz plötzlich versuchte, Kim zu überbieten, und das gefiel ihr gar nicht. Es gefiel ihr auch nicht, dass Eve und Kim auf einmal beste Freundinnen waren, während sie wie ein armseliger, bedauernswerter Trampel mit entstelltem Gesicht daneben saß und von Oliver einen Mitleids-Mokka serviert bekam.
    Das war einfach nur traurig.
    Kim schaute sie kaum an. »Ach ja?« Sie klang total desinteressiert. »Hey, E, kannst du mich heute Abend mit dem Auto zur Probe mitnehmen? Würde das gehen?«
    »Klar. Hey, kann ich dann reinkommen und sehen, woran du gerade arbeitest?« Eve warf Claire ein rasches Lächeln zu. »Kim ist eine Art Avantgarde-Künstlerin. Sie ist echt cool, ich mag ihre Sachen.« Eves Augen glänzten richtig vor Begeisterung, wodurch Claire sich unbehaglich und angepisst fühlte. Am liebsten hätte sie gesagt: Ich bin deine Freundin, ich bin auch cool, oder? Sie war zwar keine ausgeflippte Künstlerin, die aus leeren Klopapierrollen und Hühnerknochen Kunst machte, aber na und? Was war daran überhaupt so cool?
    Eve hörte all diese gedanklichen Argumente natürlich nicht. Kim sagte etwas über das Skript und sie holten beide ihre Kopien heraus, blätterten darin herum, sprachen über Themen und Motive und Dinge, die Claire absolut nicht interessierten, denn jetzt hatte sie offiziell schlechte Laune.
    Sie stürzte ihren Mokka, so schnell es angesichts der Tatsache, dass Oliver ihn auf die Oberflächentemperatur von Lava erhitzt hatte, menschenmöglich war, hinunter. Sie fühlte sich verraten und verkauft, nicht nur, weil Eve sie mitten ins Common Grounds gezerrt hatte, obwohl ihr Gesicht aussah wie ein halb garer Hamburger, sondern auch, weil sie jetzt dasaß und mit Kim plauderte und Claires Anwesenheit komplett ignorierte.
    Als Claire aufstand, schaute Eve jedoch auf. »Gehst du schon?«
    »Ja.« Claire brachte es nicht über sich, ihre Stimme allzu entschuldigend klingen zu lassen. »Ich muss nach Hause.«
    »Oh. Tut mir leid, ich dachte nur, du würdest gern Kim kennenlernen, das ist alles. Sie ist nämlich cool.«
    »Schön, dich kennengelernt zu haben«, sagte Kim. Das klang nicht besonders aufrichtig, sondern eher so, als wollte sie, dass Claire so schnell wie möglich Leine zog, damit sie sich wieder ihrem Beste-Freundinnen-Plausch mit Eve widmen konnte. »Hey, wohnt ihr zwei nicht in diesem Haus mit Michael Glass und Shane Collins?«, fragte sie dann jedoch. »Die beiden sind wirklich heiß!«
    Claire gefiel nicht, dass Shane Kim überhaupt aufgefallen war, geschweige denn, dass sie seinen Nachnamen wusste. Eve schien das überhaupt nichts auszumachen. Sie nickte nur mit großen Augen. »Allerdings, nicht wahr? Echte Zuckerschnitten. Das wissen wir schon!«
    Claire schnappte sich ihren Rucksack. »Ich muss jetzt wirklich los.«
    »Claire... alles okay?«
    »Klar«, sagte sie. Kim grinste hinter ihrem Getränk hervor und Claire verspürte das wilde Bedürfnis, ihr diesen Kaffee über den Kopf zu schütten.
    Aber sie ließ es.
    »Tschüss?«, sagte Eve und machte daraus eine klägliche Frage. Claire antwortete nicht. Sie drängte sich nur an Kims Stuhl vorbei, wobei sie nicht gerade vorsichtig war, und ging in Richtung Tür.
    Hinter sich hörte sie, wie Kim in ihrer klaren, tragenden Stimme sagte: »Wow, was für eine Laus ist der denn über die Leber gelaufen?«
    Claire warf einen giftigen Blick über ihre Schulter und sah dabei, dass Oliver sie mit leicht gerunzelter Stirn beobachtete. Eve sah gequält aus, sie war eindeutig überrascht von Claires Abgang. Kim... Kim schaute ihr nicht einmal nach. Sie zog einfach nur eine Schulter nach oben, als wollte sie damit ausdrücken, dass sie damit nun echt nicht behelligt werden kann.
    Dann war Claire draußen, atmete tief die trockene Luft ein und streckte ihr Gesicht in einen plötzlich aufkommenden Windstoß. Sand, der von der Wüste hereingeweht worden war, zischte über den Gehweg.
    Claire fühlte sich elend und ihr war bewusst, dass sie übelster Laune war. Sie ging in dem Gefühl nach Hause, dass jeder - absolut jeder - sie beobachtete.

4
     
    Michael spielte im Wohnzimmer Gitarre, als Claire den Flur entlangstapfte, ihren Rucksack ohne Rücksicht auf die elektronischen Gefühle ihres

Weitere Kostenlose Bücher