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Bittersuesser Verrat

Bittersuesser Verrat

Titel: Bittersuesser Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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kommen sollte.
    911?
    Nein.
    Shane?
    Nein.
    Sag!
    Nein!
    Claire lächelte, klappte ihr Handy zu und konzentrierte sich wieder auf den Professor, der nichts bemerkt hatte. Die letzten zehn Minuten der Unterrichtsstunde schienen zu schleichen, aber sie strengte sich wirklich an, aufmerksam zuzuhören. Wenn sie Myrnin wirklich nach Oscar Wilde fragen wollte, dann wäre es vielleicht hilfreich, etwas über diesen Typen zu wissen. Außer dass er bissig war und mehr oder weniger schwul.
    Nach dem Unterricht rannte Claire über den Campus und durch die Tore. Es war noch immer mitten am Nachmittag, also noch viel Zeit bis Sonnenuntergang. Das war gut, denn es war schön, an der frischen Luft zu sein, bevor es - wie Eve immer sagte - ZHZL, zu heiß zum Leben, wurde, was von Juni bis Oktober so war. Zu Fuß war es nicht weit zum Common Grounds. Claire hielt den Kopf gesenkt und verdeckte die meiste Zeit ihr Gesicht unter ihrer Hutkrempe, damit die Leute auf der Straße sie nicht schockiert anstarrten.
    Sie gelangte zum Common Grounds und zum ersten Mal ging ihr auf, dass es total voll sein und sie wirklich angestarrt werden könnte. Na wunderbar. Na ja, nun war es zu spät.
    Claire holte tief Luft, machte die Tür auf und trat ein. Nach dem strahlenden Sonnenschein draußen wirkte es innen dämmrig, sie blinzelte und schaute sich in dem Cafe um. Okay, es war voll - etwa vierzig Leute saßen um die kleinen Tische herum und tranken ihre Mokkas, Lattes und Espressos. Um diese Zeit waren es hauptsächlich Studenten. Nach Einbruch der Dunkelheit veränderte sich die Kundschaft der Kaffee-Fans.
    Alle starrten sie an, als sie sich ihren Weg bahnte. Claire versuchte, sich einzureden, dass das daran lag, dass sie so umwerfend süß war, aber das klappte nicht, was ihr die Schamesröte ins Gesicht trieb und ihren Sonnenbrand noch verschlimmerte, und das tat weh. Autsch.
    Eve hatte sich ganz hinten in eine Ecke gequetscht, wo sie einen freien Stuhl auf der anderen Seite des Tisches mit scharfen Blicken und harten Worten verteidigte. Sie sah erleichtert aus, als sich Claire auf den Platz plumpsen ließ, ihren schweren Rucksack an das Tischbein lehnte und »Ich brauche jetzt echt einen Kaffee« seufzte.
    Eve starrte für ein paar lange Sekunden ihr Gesicht an, dann sagte sie: »Und ich verstehe, warum. He! Mokka!«
    Sie schnipste mit den Fingern.
    Sie schnipste mit den Fingern nach Oliver, der hinter dem Tresen stand und Espressotassen füllte. Er blickte mit unverhohlenem Zorn auf. »He«, wiederholte er mit bissigem Sarkasmus. »Ich bin nicht deine Bedienung.«
    »Echt? Wir geben auch Trinkgeld, wenn das hilft. Und eine Rüschenschürze würde dir sicher echt gut stehen.«
    Oliver schlug krachend die Klappe an der Bar zurück und kam an ihren Tisch, sodass sie in den vollen Genuss seiner Anwesenheit kamen, was, gelinde gesagt, Furcht einflößend war. »Was willst du, Eve?«
    »Nun, als Tagesessen hätte ich gern deinen Rausschmiss aus Morganville und als Beilage, dass du abkratzt, aber ich begnüge mich mit einem Mokka für meine Freundin hier.« Eve klapperte mit metallic-violetten Fingernägeln gegen die Porzellankaffeetasse und hielt Olivers funkelndem Blick stand. »Was willst du machen, Oliver? Willst du mir lebenslänglich Hausverbot für deinen beschissenen Laden erteilen?«
    »Das überlege ich mir noch.« Ein Teil der Aggression in seinem Gesicht wich Neugier. »Warum provozierst du mich, Eve?«
    »Warum sollte ich nicht? Schließlich sind wir nicht gerade beste Freunde«, sagte Eve. »Und außerdem bist du ein Idiot.«
    Er lächelte, aber es war kein nettes Lächeln. »Und inwiefern habe ich dich gekränkt?«
    »Du wolltest uns gestern Nacht verarschen, nicht wahr?«
    Olivers Lächeln schwand. »Ich kam, als Amelie mich rief. So wie immer.«
    »Aber irgendwann wirst du mal nicht mehr kommen, stimmt's? Früher oder später wird sie ihr kleines Glöckchen läuten und ihr getreuer Diener Ollie wird nicht auftauchen, um ihren Hintern zu retten. So lautet der Plan. Tod durch Trödeln und du würdest dir nicht einmal die Hände dabei schmutzig machen.«
    »Und? Geht dich das irgendetwas an?« Olivers Augen waren dunkel, sehr dunkel, und voller Geheimnisse, die Claire lieber gar nicht so genau kennen wollte.
    »Nein. Ich mag dich nur einfach nicht.« Eve klapperte wieder mit ihren Krallen. »Mokka?«
    Er warf einen Blick in Claires mit Blasen überzogenes Gesicht und sagte ohne besonders viel Mitgefühl: »Das ist ziemlich

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