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Bittersuesser Verrat

Bittersuesser Verrat

Titel: Bittersuesser Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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verschwand jedoch und er sagte sehr ernst: »Sei vorsichtig.«
    »Das werde ich«, versprach sie.
    Shane spielte mit Messern, aber sie hatte den gefährlicheren Job.
    Sie arbeitete mit Vampiren.
    ***
    Claire war Laborassistentin bei einem verrückten Vampir-Wissenschaftler, was eigentlich keinen Sinn machte, wenn man es so betrachtete, aber dennoch traf es das ziemlich genau. Eigentlich hatte sie es gar nicht darauf angelegt gehabt, der Igor in Myrnins Frankenstein zu werden, aber wenigstens war es ein gut bezahlter, regelmäßiger Job.
    Außerdem lernte sie eine Menge, was ihr mehr bedeutete als Geld.
    Sie hatte ein paar Monate Urlaub - natürlich genehmigten Urlaub - gehabt, weil die Vampire sich zusammenraufen und den Schaden - zumindest den physischen - reparieren mussten, den der Tornado, der vor ein paar Monaten durch die Stadt gefegt war, angerichtet hatte. Und den Schaden, der durch den Vampirkrieg, bei dem Teile der Stadt abgebrannt waren, verursacht wurde. Und den Schaden, den die Aufstände der menschlichen Bevölkerung hinterlassen hatten. Alles in allem lief der Wiederaufbau ganz gut. Deshalb war sie eine Weile gar nicht im Labor gewesen, aber heute fand - wie Myrnin es in seiner Nachricht ausgedrückt hatte - die ›große Wiedereröffnung‹ statt. Auch wenn Claire keinen blassen Schimmer hatte, wie die große Wiedereröffnung eines geheimen Schlupfwinkels, der unter einer baufälligen Hütte lag, aussehen sollte. Würde es Kuchen geben?
    Die Gasse sah aus wie immer. Sie lag neben dem Day House, einem wahrhaft identischen Zwilling des Glass Houses, in dem Claire wohnte - nur dass das Day House andere Vorhänge und schönere Möbel auf der Veranda hatte. Das Day House war ein strahlend weißes viktorianisches Bauwerk und die Gasse war schmal und dunkel, je weiter man hineinging, desto enger schien sie zu werden - wie ein Trichter.
    Oder ein Rachen. Urgh. Sie wünschte, sie hätte das nicht gedacht.
    Der Schuppen am Ende der Gasse - eine schiefe, verblasste Ruine, heruntergekommen und verlassen - sah aus wie immer, außer dass ein neues glänzendes Schloss an der Tür hing. Claire seufzte. Myrnin hatte natürlich vergessen, ihr einen Schlüssel zu geben. Das stellte jedoch kein allzu großes Problem dar; sie probierte ein paar Bretter und fand schon bald eins, das sich ganz leicht beiseiteschieben ließ, weit genug, sodass sie hindurchkriechen konnte.
    Eine Planung, die typisch war für Myrnin.
    Innen wurde ein Großteil des Platzes von einer Treppe eingenommen, die nach unten führte wie in eine U-Bahn. Ein heller Schein drang von dort zu ihr herauf
    »Hoffentlich gibt es Kuchen«, sagte sie, mehr zu sich selbst, und rückte den Rucksack auf ihrer Schulter zurecht, während sie ins Labor hinunterstieg.
    Das letzte Mal, als sie hier war, war es völlig zerstört gewesen, kaum ein Möbelteil oder ein Glas war heil geblieben. Jemand - wahrscheinlich Myrnin selbst - hatte aber den Besen geschwungen und vielleicht einen Kipplaster bemüht, um die Berge von Glasscherben, die abgewrackte Laborausrüstung und (was Claires Meinung nach am schlimmsten war) die übel zugerichteten Bücher hinauszuschaffen. Das Labor hatte schon immer einen Verrückter Wissenschaftler meets Jules Verne -Flair gehabt, aber jetzt war es wirklich so - und zwar auf eine großartige Art. Es gab ein paar neue Arbeitstische, die meisten davon aus Holz oder Marmor und ein paar wenige aus schimmerndem Metall. Neue elektrische Lampen waren installiert worden und ersetzten nun die merkwürdige Sammlung aus Öllampen, Kerzen und Glühbirnen, die womöglich Thomas Edison noch verdrahtet hatte, jetzt hatten sie indirekte Beleuchtung hinter eleganten, fächerförmigen Abschirmungen. Modern, aber retrocool.
    Der Boden bestand noch immer aus alten Steinplatten, aber das Loch, das Myrnin das letzte Mal, als sie hier war, hineingeschlagen hatte, war ebenfalls repariert oder zumindest mit einem Läufer verdeckt worden. Sie hoffte, dass irgendetwas unter dem Läufer war, aber bei Myrnin konnte man das ja nie so genau wissen. Sie nahm sich vor, erst vorsichtig zu testen, ob es ihr Gewicht hielt, bevor sie darauf trat.
    Myrnin räumte gerade ein neues Bücherregal ein, das mindestens drei Meter hoch sein musste. Es hatte sogar eine kleine Rollleiter. Erst als Claire sich umschaute, merkte sie, dass das ganze Zimmer von hohen Bücherregalen umgeben war und die Leiter auf einer Metallschiene um den ganzen Raum geschoben werden konnte. Nicht

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