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Bittersuesser Verrat

Bittersuesser Verrat

Titel: Bittersuesser Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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waren, wie sie erkannte. »Was ist das?«
    Noch bevor die Worte ihren Mund verlassen hatten, war ihre Handfläche schon leer und Myrnin auf der anderen Seite des Raumes, wo er den komischen kleinen Gegenstand immer wieder in seinen Händen drehte. Mit bebenden Fingern strich er über jede Ecke und über die eingeritzten Symbole. »Ja«, flüsterte er und dann lauter: »Ja!« Er hüpfte auf der Stelle, wie Eve bei ihrer Blanche-DuBois-Nachricht. Als er fertig damit war, fuchtelte er mit dem Ding vor Claires Nase herum. »Siehst du das?«
    »Klar«, sagte sie. »Was ist das?«
    Seine Lippen öffneten sich und einen Moment lang dachte sie, er würde es ihr sagen, aber dann flackerte es listig in seinen Augen auf und er schloss die Hand um die scharfen Konturen des Gegenstands. »Nichts«, schnurrte er. »Bitte mach weiter. Ich bin dann mal... da drüben.« Er ging in den Bereich des Labors, in dem sich seine Leseecke befand, die mit einem ledernen Lehnstuhl und einer Lampe aus Buntglas ausgestattet war. Sorgfältig drehte er den Lehnstuhl so, dass er mit dem Rücken zu ihr stand, dann ließ er sich hineinfallen, legte die Füße mit den Häschenpantoffeln auf ein Sitzkissen und untersuchte seinen Fund.
    »So ein Freak«, seufzte sie.
    »Das hab ich gehört!«
    »Gut.« Claire säbelte die Schnüre der vorletzten Kiste auf.
    Die Kiste explodierte.

2
     
    Als Claire wieder die Augen aufschlug, sah sie über sich drei Gesichter. Eines davon gehörte Myrnin, er sah besorgt aus. Eines war der schimmernde Blondschopf ihres Mitbewohners Michael Glass - Michael hielt ihre Hand, was nett war. Er war nämlich süß und hatte auch sehr schöne Hände. Beim letzten Gesicht musste sie einen Moment überlegen, aber dann erkannte sie es. »Oh«, murmelte Claire. »Hallo, Dr. Goldman.«
    »Hallo, Claire«, sagte Theo Goldman und legte den Finger auf die Lippen. Er war ein freundlich aussehender älterer Mann, der etwas mitgenommen wirkte, und er hatte ein Stethoskop in den Ohren, mit dem er ihr Herz abhörte. »Ah. Sehr gut. Dein Herz schlägt noch, bestimmt bist du erfreut, das zu hören.«
    »Juhu«, sagte Claire und versuchte, sich aufzusetzen. Das war keine gute Idee und Michael musste sie stützen, als sie das Gleichgewicht verlor. Kurz danach setzten die Kopfschmerzen ein, sie tobten wie ein Hurrikan durch ihren Schädel. »Au?«
    »Du hast dir beim Fallen den Kopf gestoßen«, sagte Theo. »Ich glaube nicht, dass das bleibende Schäden hinterlassen hat, aber du solltest zum Arzt gehen und dich untersuchen lassen. Ich würde mir Vorwürfe machen, wenn ich etwas übersehen hätte.«
    Claire holte tief Luft. »Vielleicht sollte ich zu Dr. Mills gehen, für alle Fälle. Moment mal. Warum bin ich überhaupt hingefallen?«
    Die anderen wechselten einen Blick. »Du erinnerst dich nicht daran?«, fragte Michael.
    »Warum? Ist das schlecht? Habe ich einen Hirnschaden?«
    »Nein«, sagte Theo nachdrücklich, »es ist ganz normal, dass man bei solch einem Ereignis ein paar Dinge vergisst.«
    »Was für ein Ereignis?« Da war es wieder, dieses Schweigen, und Claire schaltete auf ihrer persönlichen Alarmskala von Gelb auf Orange. »Sprecht ihr vielleicht mal mit mir?«
    Myrnin sagte: »Es war eine Bombe.«
    Sie blinzelte, weil sie nicht sicher war, ob sie ihn richtig verstanden hatte. »Eine Bombe. Sind Sie sicher, dass Sie wissen, was das ist? Weil...« Sie deutete vage auf sich selbst und dann im Raum umher, der ziemlich unberührt aussah. Alle Glasgegenstände waren noch ganz. »Weil Bomben im Allgemeinen >Bumm!< machen.«
    »Es war eine leichte Bombe«, sagte Myrnin. »Berühr mal dein Gesicht.«
    Jetzt, wo sie darüber nachdachte, fühlte sich ihr Gesicht tatsächlich ein wenig heiß an. Sie legte die Finger auf ihre Wange. Es brannte wie Feuer. »Was ist mit mir passiert?« Sie schaffte es nicht, die Angst aus ihrer Stimme rauszuhalten.
    Theo und Michael begannen, beide auf einmal zu sprechen, aber Michael gewann. »Es ist so ähnlich wie ein Sonnenbrand«, erklärte er. Dein Gesicht ist ein wenig rosa, das ist alles.
    Michael war kein guter Lügner. »Großartig. Ich bin rot wie eine Tomate, richtig?«
    »Überhaupt nicht«, sagte Myrnin fröhlich. »Du bist definitiv nicht so rot wie eine Tomate. Oder ein Apfel. Noch nicht. Das wird seine Zeit dauern.«
    Claire versuchte, sich wieder auf das zu konzentrieren, was – hoffentlich - wichtiger war. »Eine leichte Bombe?«
    Myrnin sah plötzlich sehr viel ernster aus. »Für einen

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