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Bittersuesser Verrat

Bittersuesser Verrat

Titel: Bittersuesser Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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fragte Shane und sie merkte, dass er damit nicht die Vampire oder so meinte. Rasch fügte er hinzu: »Du weißt schon, zwischen uns beiden?«
    »Oh. Ähm... ja. Ich glaube schon.« Sie schien nicht besonders überzeugend gewesen zu sein, denn er blieb auf der Treppe stehen, sah sich um und ging dann auf eine kleine Gruppe von Stühlen etwas abseits vom Treppenabsatz zu. Niemand war in ihrer Nähe. Es war eine dunklere Ecke, irgendwie intim, wie das Licht an der Wand schimmerte. Die Leute strömten vorbei, ohne dass jemand zu ihnen hinüberzuschauen schien.
    »Ich muss sicher sein«, sagte er. »Ich will nämlich nicht, dass du glaubst, Kim sei Konkurrenz. Das ist sie nicht. Bis heute habe ich kaum an sie gedacht.«
    Aber dadurch deutete er ja an, dass er jetzt an sie dachte – dass er sie mit Claire verglich. Und Claire konnte sich nicht einmal vollkommen sicher sein, ob sie diesem Vergleich standhalten würde. »Es ist nur so, dass alle finden, sie sei so interessant. Und ich bin einfach nur... du verstehst schon.«
    »Die superschlaue Azubine eines Vampirs mit bipolarer Störung? Ganz zu schweigen davon, dass du zurzeit die einzige Person in der Stadt bist, auf die Amelie hört? Ja. Du bist todlangweilig.« Shanes warme Hände umfassten vorsichtig ihr Gesicht und schoben ihr Kinn nach oben, damit sie ihm in dem gedämpften Licht in die Augen sehen konnte. »Bitte schön. Schon besser.«
    »Warum?« Das Wort zitterte auf ihren Lippen, ein unterdrücktes bitteres Wimmern. »Damit du sehen kannst, wie hässlich ich im Vergleich zu Kim bin?«
    »Einige deiner Hautschichten sind verbrannt«, sagte er. »Ganz großes Drama. In einer Woche wirst du eine höllische Sommerbräune haben und alle werden sich fragen, woher du dieses Zeug zum Draufsprühen hast. Es spielt keine Rolle. Nicht das allerkleinste bisschen. Verstanden?«
    Sie wollte nicht weinen und wundersamerweise tat sie es auch nicht. Sie atmete schaudernd ein, hielt die Luft an, atmete langsam aus, und das war's.
    Dann lächelte sie. »Verstanden.«
    »Alles klar. Ich liebe dich nämlich. Erinnerst du dich wieder?«
    Wärme schoss durch ihre Nerven und sammelte sich zu einem heißen, glühenden Punkt irgendwo unter ihrer Magengrube. »Ich erinnere mich«, sagte sie. »Ich liebe dich auch.«
    Er küsste sie auf die Nasenspitze. »Eifersüchtig. Irgendwie gefällt mir das.«
    Hand in Hand machten sie sich auf den Weg in die Konzerthalle.
    Mr Pennywell stellte sich ihnen in den Weg.
    ***
    Irgendetwas stimmte auf ganz unangenehme Weise an Pennywell nicht, aber Claire konnte nicht den Finger darauf legen; der Vampir hatte eine ungünstige Figur und sah je nach Licht mal weiblich, mal männlich aus, aber das war nicht das, was ihn so Furcht einflößend machte.
    Es war die vollkommene, seelenlose Abwesenheit von Gefühlen in seiner Miene und seinem Blick. Selbst wenn er lächelte, passierte in der oberen Hälfte seines Gesichts nichts. Nur Muskeln bewegten sich, es wurden aber keine Gefühle sichtbar.
    »Weg da«, sagte Shane und Claire spürte, wie sich sein Griff um ihre Hand unbewusst verstärkte. »Hey, Mann, du bist doch wohl nicht so verrückt, dass du uns auf neutralem Boden vor Zeugen angreifen würdest. Oder?«
    »Das würde vollkommen davon abhängen, was ich erreichen will«, sagte Pennywell. »Aber ich bin nicht hier, um euch zu bedrohen. Ich bin hier, um euch zu holen.«
    »Um uns zu unseren Sitzen zu begleiten? Danke. Wir brauchen keinen Platzanweiser.«
    Pennywell versperrte ihnen weiterhin den Weg. Die Menge um sie herum lichtete sich. Das Letzte, was Claire wollte, war, mit ihm allein zu sein, während drinnen alle jubelten und klatschten und damit Claires allzu wahrscheinliche Schreie übertönen würden. Sie wechselte einen Blick mit Shane.
    »Oliver würde euch gern sprechen«, sagte Pennywell und machte eine anmutige Handbewegung nach links. »Würdet ihr bitte...?«
    »Jetzt?«
    »Er vereinbart keine Termine. Ja. Jetzt.«
    Es schien nicht so viele Möglichkeiten zu geben, aber Claire merkte, dass Shane Pennywell am liebsten gesagt hätte, er solle sich vom Acker machen. Das wäre schlimm. Pennywell gehörte nicht zu den Leuten, die eine Abfuhr gut wegstecken konnten.
    Dazu kam es aber nicht, und zwar aus dem schlimmstmöglichen Grund.
    »Shane? Shane Collins? Ich glaub es einfach nicht!« Die Stimme eines Mädchens hallte über Pennywells Schulter zu ihnen herüber. Und dann schlängelte sich ein Mädchen um den Vampir herum und stürzte sich

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