Bittersuesser Verrat
auf Shane. Überrascht ließ er Claires Hand los, um das Mädchen aufzufangen, bevor sie beide hinfielen.
Es dauerte ein wenig, bis Claire das schwarz-pink gefärbte Haar und die Stimme zusammengefügt hatte, aber Claire erkannte sie, noch bevor ihr Gehirn den Namen lieferte.
Kim. Oh, perfekt.
Und Kim küsste Shane.
Es war nicht so, dass er sie zurückküsste... er versuchte eher, sie von seinen Lippen wegzuschieben. Aber trotzdem. Ihre Lippen! Berührten Shanes!
Sogar Pennywell sah aus, als wäre er aus dem Konzept gekommen.
»Hey!«, protestierte Claire. Sie war sich nicht sicher, was sie tun sollte, aber sie hätte am liebsten mit beiden Händen in das schwarze Haar gegriffen und heftig daran gerissen. Das war nicht nötig. Shane hob Kim hoch und setzte sie eine Armlänge von sich entfernt ab - dort hielt er sie fest.
»Kim«, sagte er. »Ähm... hi.«
»Wie geht's, Collins? Wow, wir haben uns ja ewig nicht gesehen, was? Tut mir leid mit dem ganzen Familienkram, das ist wirklich beschissen. Mann. Oh, hast du gehört, dass ich jetzt ein Loft habe? Ich verkaufe über das Internet. Sehr cool.« Kims Blick war auf Shanes Gesicht geheftet und ihre Miene war dabei übelkeiterregend begeistert. »Ich kann einfach nicht glauben, dass du es bist, Shane. Wow. Echt großartig, dich zu sehen.«
»Ja«, sagte er und schaute Claire an - nur ein rascher (und panischer) Blick. »Das ist Claire. Meine Freundin.« Er betonte das Wort. Es schien nicht anzukommen, und wenn doch, dann tat Kim es ab. Sie sah Claire kaum an.
»Cool«, sagte sie. »Hey, du bist doch die aus dem Cafe. Eves Freundin. Die Welt ist klein, was?«
»Klaustrophobisch«, sagte Claire. »Was machst du hier?« Sie wusste, dass sie verärgert klang, aber sie konnte einfach nichts dafür. Pennywell sah von ihr zu Kim und versuchte, sich offensichtlich gerade zu entscheiden, welche von ihnen er zuerst umbringen sollte. Seinem Gesichtsausdruck nach tendierte er zu Kim, was Claire absolut nicht bekümmerte.
»Ich bin hier, um Michael Glass spielen zu hören«, sagte Kim. »Eve hat mir alles erzählt. Michael war schon immer der coolste Typ der ganzen Stadt - Anwesende ausgeschlossen.« Sie zwinkerte Shane zu. Zwinkerte. Claire hätte sich am liebsten übergeben. »Ich wollte nur meine Unterstützung bekunden.«
»Du interessierst mich nicht«, sagte Pennywell zu ihr. »Geh weg.«
Kim blinzelte und wandte sich zum ersten Mal dem Vampir zu. Dann tat sie so, als hätte sie gar nicht bemerkt, dass er da war. Und sie hat ernsthaft eine Rolle in diesem Stück bekommen? Denn Claire hatte noch nie gesehen, wie jemand so schlecht schauspielert - allenfalls vielleicht in alten Stummfilmen. »Oh, mein Gott! Was zum Henker bist denn du? Ich meine, ja, offensichtlich ...« Sie hielt zwei Finger hoch. Zuerst dachte Claire, sie machte das Peace-Zeichen, aber dann wurde ihr klar, dass es vermutlich ein V - wie Vampir - sein sollte. »Aber verdammt noch mal, du bist echt komisch.«
Dem Stirnrunzeln nach zu urteilen, das seine glatte, hohe Stirn in Furchen legte, hatte Pennywell keine Ahnung, was er tun sollte. Er legte den Kopf schief und sah Kim stumm an. Er studierte sie einfach nur.
Dann sagte er: »Du bist die Historikerin.«
Kim lächelte. »Bingo, Mann. Ich bin die Historikerin. Und du bist neu hier, kann das sein? Ich muss einfach ein Bild von dir schießen. Lass dir einen Termin geben, okay? Hier. Hier ist meine Nummer.« Sie griff in die kleine schwarze Tasche, die sie am Handgelenk trug, und zog eine Art Visitenkarte heraus, die sie ihm reichte. Pennywell nahm sie, hauptsächlich zur Selbstverteidigung, und steckte sie in seine Manteltasche. »Willst du einen guten Rat? Nehru-Jacken sind seit den wilden Sechzigern out. Halt dich lieber an die Brooks Brothers. Du willst doch wohl nicht, dass du schlecht angezogen bist, wenn du für die Nachwelt festgehalten wirst, oder? Vielleicht kannst du auch etwas mit deinem Haar machen, damit es männlicher aussieht. Denk mal darüber nach.«
Shane nahm Claire am Ellbogen und schob sie lautlos an Pennywell vorbei, dessen Blick auf Kim geheftet blieb, während diese weiterplapperte. Als dem Vampir klar wurde, was passierte, und er Kim beiseiteschubste, schlüpften Shane und Claire gerade durch die Tür in die Halle. Außer Reichweite.
Hoffentlich.
»Hat sie das mit Absicht gemacht?«, fragte Claire.
»Weiß nicht«, antwortete Shane. »Aber ich wollte die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen. Ruf Oliver an. Finde heraus,
Weitere Kostenlose Bücher