Bittersuesser Verrat
deine Sachen nächstes Mal, wenn wir Neuentdeckungen besprechen, unbedingt mit ins Meeting nehmen. Ich glaube, wir können wirklich ins Geschäft kommen. Denk darüber nach, okay? Aber zuerst mal musst du eine Demo-CD machen. Ruf mich an.«
Er streckte wieder die Hand aus und Michael schüttelte sie. Er sah blass aus und ein wenig ausdruckslos, fand Claire. Mr Sloan schenkte wieder allen dieses Hollywoodlächeln, setzte eine sehr teure Sonnenbrille auf und ging.
»Das ist jetzt nicht wahr«, sagte Eve. »Das muss doch ein Scherz sein, oder? Monicas Vorstellung von einem guten Witz oder so.«
Michael hielt die Visitenkarte hoch. Eve untersuchte sie, blinzelte und gab sie an Shane weiter, der sie Claire reichte.
»Vize-Vorsitzender«, las Claire. »Oh. Wow.«
»Das ist kein Scherz«, sagte Michael. »Vor etwa sechs Wochen war ein Artikel über diesen Kerl im Rolling Stone.« Michael stand langsam auf und nur langsam sickerte die Botschaft durch. »Er will mich unter Vertrag nehmen. Als Musiker.«
Shane hob die Hand und Michael schlug ein. Dann griff er nach Eve und wirbelte sie in einem Strudel aus Samt und Kreischen herum. Er wurde still, vergrub sein Gesicht in ihrem weichen, schimmernden Haar und hielt sie einfach fest. »Mein ganzes Leben lang«, sagte er. »Darauf habe ich mein ganzes Leben lang gewartet.«
»Ich weiß«, sagte Eve und küsste ihn. »Ich bin so stolz auf dich.«
Auf der anderen Seite des dreißig Meter langen altmodischen Teppichs begann Mr Pennywell zu klatschen. Es klang wie das klare, erschreckende Geräusch von Schüssen. Die beiden Jungs, mit denen Kim geplaudert hatte, stellten fest, dass sie noch eine Verabredung hatten, und gingen zur Tür, um in die Nacht hinauszufliehen. Genau wie Claire befürchtet hatte, kam Kim zu ihnen herüber. Pennywell hörte auf zu klatschen und sagte: »Du weißt natürlich, dass sie dich nie gehen lassen werden?«
Michael hob den Kopf und Claire kam es so vor, als würden alle anderen aus ihrer Welt schwinden. Es gab nur noch Michael und Pennywell.
»Sie?«, fragte Michael. »Du meinst Oliver und Amelie.«
»Sie wollen, dass alle Vampire hier unter ihrer Kontrolle sind. In ihrer Obhut.« Pennywells Spott war wie ein Schlag ins Gesicht. »Zwei ängstliche kleine Hündchen, die versuchen, ein Rudel Wölfe im Griff zu halten. Bist du ein Herdentier, Michael? Ich selbst bin keines.«
»Was willst du?«, fragte Michael.
»Von dir? Gar nichts. Du bist nur ein Hund, der bei Fuß geht.« Sein leerer Blick schweifte von Michael ab und heftete sich mit einem Ruck auf Claire. »Ich will sie.« Shane, Michael und Eve rückten vor ihr zusammen, bevor Claire auch nur Luft holen konnte. Pennywell schnalzte mit der Zunge. »Nein, nein, nein, Kinder. Das ist eine Verschwendung von Blut. Ich werde euch alle umbringen - ja, auch dich. Kleiner - und mir sowieso nehmen, was ich will. Du, Mädchen, willst du deine Freunde wirklich auf diesem unschönen Teppich tot sehen?«
»Wohl kaum«, sagte Shane. »Wir haben euch schon einmal in euren dreckigen Hintern getreten, erinnerst du dich? Geh Bishop fragen, wie das für ihn ausgegangen ist, wenn du Angst hast, darüber nachzudenken.«
Pennywell warf ihm einen glühenden, zornigen Blick zu. »Du warst nicht allein, Junge. Du hattest Verbündete. Hier hast du...« Er beschrieb einen langsamen Kreis und nahm Kim ins Visier. »Sie. Nicht unbedingt das überzeugendste aller Argumente.« Sein Tonfall wurde auf unheimliche Art ruhig und sehr ernst, während sein Blick zu Claire zurückwanderte. »Ich bin siebenhundert Jahre alt und seit ich alt genug war, ein Schwert zu halten, bin ich ein Killer. Ich habe Hexen und Häretiker durch ganz Europa verfolgt. Ich habe Stärkere als euch vernichtet, und das in härteren Zeiten. Glaubt nicht, dass ich es nicht so meine, wenn ich sage, dass ich euch keine weitere Chance gebe.«
Claire schluckte und trat hinter Shane vor. Er versuchte, nach ihrem Arm zu greifen, aber sie entwand sich ihm, wobei sie ihren Blick nicht von Pennywell löste. »Tun Sie ihnen nichts«, sagte sie. »Was wollen Sie?«
»Ich will, dass du sofort mit mir kommst«, sagte er, »ich bin mit meiner Geduld am Ende.«
Claire streckte ihren Freunden die Handflächen hin - Michael, der noch sein Rockstar-Outfit anhatte, wirkte bleich, konzentriert und gefährlich; Eve sah in ihrem Wasserfall aus schwarzem Samt wie ein heimlicher Filmstar aus - bis hin zu ihrem verängstigten Gesichtsausdruck.
Shane flehte sie
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