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Bittersuesser Verrat

Bittersuesser Verrat

Titel: Bittersuesser Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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praktisch an, nicht zu gehen. Sein Bedürfnis, sie zu beschützen, zog an ihr wie die Schwerkraft.
    Sie sagte: »Er wird mir nichts tun. Ich rufe euch an, sobald ich kann. Ihr geht jetzt am besten nach Hause. Bitte.«
    »Claire...«
    »Shane, geh!«
    Zu ihrem großen Verdruss sah sie, wie Kim zu ihren Freunden ging und sich neben Shane stellte. Kim legte die Hand auf seinen Arm und er blickte auf sie hinunter. »Lass sie gehen«, sagte sie zu ihm. »Ihr wird nichts passieren.«
    Claire wusste, dass das nicht der richtige Zeitpunkt war, Finger weg von meinem Freund, du Miststück zu schreien, aber sie konnte nur mit Mühe die Worte herunterschlucken. Pennywells Hand schloss sich kalt und starr wie Handschellen um ihr Handgelenk, und als er sie wegzerrte, trafen sich Claires und Shanes Blicke ein letztes Mal.
    »Ich komme zurück«, sagte sie. »Tu nichts Unüberlegtes.«
    Wahrscheinlich dachte er, sie meinte, gegen Vampire zu kämpfen.
    Was sie tief in ihrem Inneren wirklich meinte, war: Verlieb dich nicht in Kim.

5
     
    Pennywell führte sie aus der Konzerthalle in die eiskalte Nacht hinaus. Der Geruch von Regen lag in der Luft, in der Ferne hörte man Donnergrollen. Blitze zuckten über den Himmel und ließen Pennywell regelrecht aufleuchten, und als Claire geblendet blinzelte, entdeckte sie, dass er sie auf eine Limousine zuzog, die mit laufendem Motor am Straßenrand parkte.
    »Rein!«, bellte er und schubste sie auf die hintere Wagentür zu, die offen stand. Sie stolperte, fing sich wieder und kletterte hinein. Es war natürlich dunkel. Und es roch nach Zigarrenrauch. Flink wie eine Spinne stieg Pennywell hinter ihr ein und schlug die Tür hinter sich zu. Das große Auto setzte sich in Bewegung.
    »Wohin fahren wir?«, fragte Claire.
    »Nirgendwohin«, sagte eine Stimme in der Dunkelheit - Olivers Stimme. Langsam gingen die Lichter im hinteren Teil des Wagens an und sie sah, dass er ihr gegenüber auf der Rückbank saß. Neben ihm befand sich die Quelle des Rauches. Sie grinste sie an, während er einen tiefen Zug von seiner Zigarre nahm. Myrnin. Er trug eine weinrote Anzugjacke mit aufwendigen Stickereien. Eigentlich sah er beinahe normal aus. Er trug sogar die richtigen Schuhe.
    An seinem Lächeln war jedoch überhaupt nichts normal.
    »Cohiba?«, fragte er und zog eine neue Zigarre aus seiner Tasche, um sie ihr anzubieten. Sie schüttelte heftig den Kopf. »Schade. Weißt du, verwegene Frauen rauchen.«
    »Krebs ist nicht sexy.«
    Er hob die Schultern zu einem trägen Achselzucken. »An irgendwas stirbt doch jeder von euch«, sagte er. »Und wir alle bezahlen auf die eine oder andere Weise für unsere Freuden.«
    »Myrnin, was zum Henker wird hier gespielt? Sie schicken diesen Freak, um mich zu entführen...«
    »Eigentlich«, sagte Oliver, »habe ich Pennywell geschickt. Ich dachte, er ist derjenige von uns, mit dem du und deine Freunde wahrscheinlich am wenigsten herumstreiten würden.«
    Pennywell lachte. »Da hast du dich aber geirrt.«
    »Dass es einfach würde, habe ich nie gesagt.« Damit beendete Oliver das Gespräch und wandte sich wieder Claire zu. Er beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. Sie versuchte, sich nicht einschüchtern zu lassen. »Myrnin und ich haben ein paar Fragen zu Amelie.«
    »Amelie.« Claire starrte ihn verständnislos an und dann gingen bei ihr die Alarmglocken los. »Was ist mit ihr?«
    »Diese törichte Vorstellung von gestern Abend. Woher wusstest du, was sie gerade machte? Ich wusste es nicht.«
    »Ich glaube, es ist das Armband. Ich weiß nicht. Vielleicht...« Vielleicht ist es Ada, dachte sie, aber das sagte sie nicht. Myrnin sah sie gedankenverloren aus halb geschlossenen Augen an und blies eine Rauchwolke gen Decke. »Vielleicht wollte sie, dass ich es weiß. Tief in ihrem Inneren. Vielleicht wollte sie, dass jemand sie aufhält.«
    »War sie überrascht, als sie dich gesehen hat?«, fragte Myrnin. Claire lächelte langsam. »Dann hat sie dich nicht gerufen, weder bewusst noch unbewusst. Interessant.«
    »Irgendwelche Theorien?«, fragte Oliver.
    »Im Moment nicht«, sagte Myrnin schulterzuckend; dann verdarb er seine Coolness, indem er draußen vor den Fenstern der Limousine etwas entdeckte und sich sein Gesicht aufhellte wie das eines Dreijährigen, der gerade ein neues Spielzeug bekommen hat. »Oh, ein Drive-in, das rund um die Uhr geöffnet hat! Ich könnte jetzt einen Cheeseburger verdrücken. Findet ihr dieses Jahrhundert auch

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