Bittersuesser Verrat
großartig?«
»Konzentrier dich, du Narr«, knurrte Oliver. »Was hat Amelie vor? Ist sie in der Lage, die Kontrolle zu bewahren?«
»Wie kommst du darauf dass sie etwas unter Kontrolle hat?«, fragte Myrnin geistesabwesend, dann sah er Claire stirnrunzelnd an. »Was ist mit deinem Gesicht passiert?«
»Sie!«, fuhr sie ihn an. »Erinnern Sie sich?«
»Ich habe sicherlich nicht angeordnet, dass du draußen in der Sonne herumstehen sollst. Wozu in aller Welt sollte das gut sein?«
»Kiste? UV-Bombe? Läutet da eine Glocke bei ihnen?«
»Oh.« Myrnin dachte eingehend darüber nach, dann seufzte er. »Ja. Das war wohl wirklich meine Schuld. Tut mir leid. Wovon haben wir gerade geredet?«
»Amelie«, knirschte Oliver. »Ist sie dazu fähig, uns anzuführen?«
Myrnin drückte seine Zigarre im Weinglas aus. »Vorsicht, mein alter Freund«, sagte er. »Du bist kurz davor, etwas zu sagen, das du bereuen würdest. Ich bin nicht dein Geschöpf«
»Nein«, stimmte Oliver zu. »Du bist mit Fleisch und Blut ihr Geschöpf. Du hast ihr diese Irrenanstalt von Stadt gebaut. Ich nehme an, du könntest sie auch zerstören, wenn du wolltest.«
Myrnin konzentrierte sich darauf seine Zigarre bis zur Unkenntlichkeit auszudrücken. »Worauf willst du hinaus?«
»Amelie ging davon aus, dass Morganville als Experiment angelegt ist, um zu sehen, ob Vampire und Menschen offen und in Frieden zusammenleben können. Nun, ich glaube, dass wir nach all der Zeit die Antwort auf diese Frage kennen. Die Menschen kann man nur durch Angst, Einschüchterung und Appelle an ihre Gier unter Kontrolle halten. Diese Übung hat uns nicht stärker gemacht, sondern schwächer.«
»Wir sterben ohnehin schon aus«, sagte Myrnin. »Draußen in der Welt.«
Pennywell, der nichts gesagt hatte, seit wir in die Limousine gestiegen waren, stieß ein höhnisches Lachen aus. »Manche von uns«, sagte er. »Und manche von uns töten.«
»Töten kann jeder Dummkopf. Um etwas zu erschaffen, muss man ein Genie sein.«
»Hey!«, unterbrach Claire die Unterhaltung. »Warum ich? Warum haben Sie mich geschnappt?«
»Das diskutieren wir schon noch«, sagte Myrnin.
Oliver sah aus, als würde er gleich vor Frust die Krallen in etwas schlagen. »Nein, das diskutieren wir nicht. Das Mädchen hat eindeutig eine Verbindung zu Amelie. Sie ist die Garantie dafür, dass Amelie zu uns kommen wird.«
»Sei nicht albern. Amelie hat vielleicht eine Verbindung zu ihr, aber Claire ist durchaus ersetzbar«, sagte Myrnin. »Nichts für ungut, meine Liebe, aber du bist ein Mensch. Menschen an sich sind ersetzbar.«
»Genau wie Vampire«, sagte Pennywell. »Einschließlich dir, du aus dem Irrenhaus entsprungener Schurke.«
»Ich war nie im Irrenhaus«, sagte Myrnin. »Aber ich habe gehört, dass du dir die anderen Insassen gegriffen hast, wenn es zu wenig Ratten gab.«
Das musste wohl eine schlimme Beleidigung für Vampire sein, denn Pennywell stürzte sich auf Myrnin und umklammerte mit den Händen dessen Kehle.
Myrnin machte sich nicht mal die Mühe zu reagieren. Er gähnte. »Oliver, bring deine Bestie unter Kontrolle, bevor ich mich gezwungen sehe, es selbst zu tun.«
Pennywell knurrte und seine Vampirzähne klappten nach unten, Myrnins Augen blitzten rot auf und er packte Pennywells Handgelenk und drehte es einfach um.
Knochen brachen. Pennywell heulte auf, er war eindeutig schockiert von Myrnins Stärke. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte Oliver auch nicht so richtig damit gerechnet.
Myrnin schubste Pennywell zurück auf seinen Platz, zeigte mit dem Finger auf ihn und lächelte. »Nächstes Mal nehme ich mir deine Vampirzähne vor«, sagte er. »Dann bist du ein zahnloser Tiger. Ich glaube kaum, dass dir das gefallen würde. Immer schön mitspielen, Hexenjäger.«
»Jungs«, sagte Oliver kühl, »die naheliegende Frage ist sehr wichtig: Lassen wir Amelie weiterhin Morganville regieren? Oder benutzen wir das Mädchen, um ihr die Kontrolle über die Stadt ein für alle Mal zu entreißen?«
Myrnin lächelte. »Dir ist aber schon klar, dass Amelie weiß, was du vorhast, oder? Dass sie Pläne gemacht hat für den Fall, dass du eine Rebellion anzettelst? Es war nämlich klar wie Kloßbrühe, dass du sie früher oder später verraten würdest.«
»Ich würde sie nur ungern enttäuschen«, sagte Oliver. »Und sie ist zu schwach geworden. Jemand Schwaches kann kein Anführer sein.«
»Ich kenne Amelie schon sehr lange und ich würde sie niemals als schwach
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