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Bittersüßes 7. Jahr

Bittersüßes 7. Jahr

Titel: Bittersüßes 7. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Peter wütend nach. »Als wenn man noch siebzehn wäre.«
    »Aber wenn man sich noch so fühlt.« Sabine drehte sich wie eine Ballerina auf den Spitzen ihrer Schuhe und lief dann wie ein kleines Mädchen aus dem Haus. Zähneknirschend blieb Peter zurück und starrte ihr durch die Gardine nach.
    Ernst wird mir alles berichten, dachte er. Wie Simson mit der Eselskinnlade oder Odysseus mit dem Bogen werde ich unter ihren Freiern aufräumen!
    Ihm war trotzdem gottserbärmlich zumute, bis der Eilbrief aus Paris kam. Peter riß ihn mit zitternden Fingern auf.
    Paris, am Abend nach Eintreffen Deines Briefes.
    Liebes Peterlein!
    Die Nachricht von Deinem Kommen hat in Paris eitel Freude und Jubel ausgelöst. Die Betten der Midinetten werden neu bezogen. In den Ateliers waschen die Modelle sich ihre entzückenden Füße. Lou, Joujou, Lisette , Jeanette, Tinni, La petite Coucou, Toine, alle, alle warten auf Dich. Im Moulin rouge wird gefegt, und Dein Platz wird mit Männertreu um kränzt – im Quartier Latin nehmen die Bäder in Eselsmilch kein Ende mehr. Soviel Esel sind hier noch nie gemolken worden! – Paris, die Mut ter der Freude, erwartet Dich.
    Bringe viel Geld mit!
    Immer Dein Heinz.
    Peter Sacher las den Brief bedächtig durch. Dann hielt er sein Feu erzeug unter das Papier, ließ es verbrennen, zerrieb die Asche zwi schen den Händen und warf sie in den offenen Kamin.
    Zur gleichen Zeit hielt Sabine beim Friseur die Nachricht der ›Pension Seeadler‹ aus Borkum in den Händen. Sie hatte das Schreiben postlagernd senden lassen und es auf dem Weg zum Friseur abgeholt. Der ›Seeadler‹ schrieb, daß man ein Zimmer wegen Krankheitsfall, wie telefonisch schon gesagt, frei habe, aber das sei ein Doppelzimmer. Gegen einen Aufschlag für ein normales Bett (Saisonpreis und fünfzehn Prozent Service) wäre man bereit, dieses Doppelzimmer für Frau Sacher freizuhalten. Man erwarte die telegrafische Nachricht. Die Zimmersuchenden ständen Schlange.
    Sabine ließ über das Friseurtelefon sofort ein ›Einverstanden‹ kabeln. Ein Doppelzimmer, dachte sie mit einem Schuß Schadenfreude. Wenn Peter jemals erfahren sollte, daß ich in den Ferien allein ein Doppelzimmer bewohnte. Es war nicht auszudenken, wie sehr er die sichere Haltung verlieren würde. Man sollte es ihm direkt sagen, oder durch andere vertraulich mitteilen lassen. Weißt du schon, deine Frau, in Borkum, ein Doppelzimmer hat sie! Jawohl, man hat so hintenherum gehört, daß jeden Morgen beide Betten gemacht werden müssen! Nicht auszudenken!
    Während Sabine in diesen verworrenen Gedanken schwelgte, ordnete Peter nüchtern wie immer seine Sachen. Der Paß war gültig. Devisen brauchte er nicht. Er besaß in Paris ein Bankkonto für die Beträge, die er für Villenbauten an der Kanalküste bekommen hatte. Er hängte die Anzüge aus dem Schrank, die er mitnehmen wollte. Auch den weißen Smoking und den Frack. Wenn Sabine sie sehen würde, fragte sie bestimmt, ob er zum Amüsieren nach Paris fuhr. Dann wollte er genüßlich schweigen und mit einem gepfiffenen Liedchen aus dem Zimmer gehen. Und wenn sie explodierte: Mit einem Mann springt man so nicht um! Sechs Wochen Eheferien!
    Beide wurden enttäuscht. Peter schien dem Zettel, den Sabine absichtlich im Zimmer verlor und auf den sie geschrieben hatte ›Doppelzimmer bestellt‹, keine Bedeutung beizumessen. Sabine verlor kein Wort über weißen Smoking und Frack. Nur Dr. Portz wurde zweimal von sehr erregten Leuten angerufen.
    »Bienchen hat ein Doppelzimmer!« schrie ihm Peter zu.
    »Wer ist Bienchen?« fragte Dr. Portz im ersten Augenblick verblüfft.
    »Sabine, natürlich! Irgendwo ein Doppelzimmer! Was will sie mit einem Doppelzimmer?«
    »Frag sie doch! Sag: Bienchen, warum?«
    Peter hängte ein und ging in den Garten, hinunter zum Rhein, und ließ sich den Wind um das Gehirn wehen. Meine Frau, grübelte er. Das zurückhaltende, gute, scheue, liebe, schüchterne Sabinchen! Kann man sich so irren?
    Peters Weggang zum Rhein benutzte Sabine, um ebenfalls ans Telefon zu stürzen.
    »Er nimmt weißen Smoking und Frack mit!« keuchte sie. Dr. Portz fragte nicht mehr, wer ›er‹ sei.
    »Paris ist eine galante Stadt, Gnädigste. Für galante Männer wie Peter.«
    Klick machte es, und das Gespräch war zu Ende. Sabine entfloh in ihr Schlafzimmer, setzte sich auf ihr Bett und hieb mit der Faust in die Kopfkissen. »Schuft! Schuft! Schuft!« schrie sie dabei. »Ich werde das Doppelzimmer ausnützen! Ich werde, werde,

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