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Bittersüßes 7. Jahr

Bittersüßes 7. Jahr

Titel: Bittersüßes 7. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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oh, wie hasse ich dich!«
    Bis zum nächsten Tag blieb alles, wie es war. Peter und Sabine verbissen ihre Entdeckungen und stopften mit verlogener Freundlichkeit den schwelenden Krater ihrer Vulkane zu. Sie waren nett wie nie zueinander, bedienten sich beim Abendessen gegenseitig und tranken sogar eine Flasche Wein.
    Wie du dich auf das Alleinsein freust, dachte Sabine giftig, während sie Peter lächelnd zuprostete. Kaum erwarten kannst du's!
    Wie du heucheln kannst, dachte Peter und schenkte mit ruhiger Hand das Glas Sabines noch einmal voll. Im Doppelzimmer wartet er ja schon auf dich! Irgend so ein Lackaffe. Man sollte mit der Flasche um sich schlagen!
    Am Morgen saß Peter im Liegestuhl unter dem Sonnendach der Terrasse und zeichnete einen Rohentwurf für ein Einfamilienhaus. Er hatte eine fast schlaflose Nacht hinter sich. Wenn er tatsächlich für wenige Minuten eingeschlafen war, träumte er von Doppelzimmern, in denen Frauen in durchsichtigen Nachtgewändern mit einem Manne Walzer tanzten. Und alle Frauen hatten das Gesicht von Sabine. Da fuhr er jedesmal empor und sah, daß er im Traum beide Fäuste geballt hatte.
    Sabine trat hinaus auf die Terrasse. Sie war reisefertig. Die Koffer standen draußen in der Diele. Ihr orangefarbenes Reisekostüm war bezaubernd. Peter kniff die Lippen zusammen.
    »Fahren wir?« fragte sie lässig. »Oder soll ich mir eine Taxe bestellen, die mich zum Bahnhof bringt?«
    Peter sprang auf und legte den Skizzenblock zur Seite.
    »Natürlich bringe ich dich zum Bahnhof. Ich lasse es mir doch nicht nehmen, dich in die Freiheit zu fahren!«
    »Es macht dir unbändige Freude, was?!«
    »Alles Neue belebt mich!«
    Sabine biß sich auf die Unterlippe. Ihr Gesicht war wie versteinert. Das ist ein Abschied, dachte sie. Jetzt wäre es die letzte Gelegenheit gewesen. Ich habe ihm die Hand gereicht, und er stößt sie zurück mit billigen Bonmots.
    »Was würdest du sagen, wenn ich überhaupt nicht wiederkäme?« zischte sie.
    Aha, dachte Peter. Sie läßt die Katze aus dem Sack. Tausche Villa am Rhein gegen Doppelzimmer! Er atmete scharf durch die Nase und gab sich betont gleichgültig.
    »Nichts«, antwortete er. Er nahm den Skizzenblock vom Tischchen und betrachtete ihn, als sei der Hausentwurf wichtiger. Er zwang sich sogar, dabei zu denken: Wird ungefähr 70.000 Mark kosten. Laut sagte er: »Damit muß gerechnet werden.« Es konnte sich auch um die Hauskosten handeln.
    »Auch von deiner Seite?« knirschte Sabine.
    »Unfehlbar sind allein die Götter. Aber selbst Zeus hatte laut Homer über hundert außereheliche Kinder.«
    »Du wirst geschmacklos!« Sie wandte sich ab, zur Tür der Diele. Welch ein Ekel ist er doch, durchzitterte es sie. Wenn man sich doch rächen könnte! So richtig rächen, daß die Tünche seiner Männlichkeit abfällt wie von einem schwammigen Gemäuer. Aber Dr. Portz wird mir ja alles melden. Auf ihn kann ich mich verlassen.
    Sie ging aus dem Zimmer und ließ die Tür zur Diele auf. Peter schielte von seinem Skizzenblock ihr nach. Seine Hand, die einen Balkon zeichnete, zitterte.
    Ernst wird mir ja alles mitteilen, dachte er. Und wehe, wenn sie mich betrügt! Wehe!
    »Kommst du endlich?« rief Sabine von der Diele her schnippisch. »Wenn mir der Zug wegfährt –«
    Peter warf den Skizzenblock auf die Erde. Sie kann's nicht erwarten, würgte es in seinem Hals. Sie zittert schon vor Erwartung. Über die Terrasse verließ er das Haus, fuhr den Wagen aus der Garage und lehnte sich dann gegen die geöffnete Tür, während Sabine das Haus verschloß.
    Grell schien die Morgensonne. Der Rhein gleißte im Sonnenlicht, die Blumen im Vorgarten glitzerten. Der Morgentau hing noch unverdunstet in den Blütenkelchen. Welch ein schöner Tag, dachte Peter Sacher. Und wie fängt er für uns an?!
    Sabine kam über den Kiesweg des Vorgartens. Ihre Koffer standen oben an der Tür. Sie setzte sich in den Wagen. »Wir könnten endlich fahren.«
    Das ›wenn‹ blieb unausgesprochen. Peter wußte, was Sabine sagen wollte. Zähneknirschend ging er zum Haus zurück, nahm die Koffer auf und schleppte sie zum Auto. Er warf sie auf die Hintersitze. Sabine zog die Stirne kraus.
    »Die Kleider verknittern.«
    »Es wird ja wohl Büglereien geben.«
    »Außerdem ist Zerbrechliches drin.«
    »Zerbrechliches?«
    »Geschenke.«
    »Ach!«
    »Ja! Fahren wir nun endlich?«
    Das mit den Geschenken war nicht wahr, aber sie sah, wie sich Peter Gedanken darüber machte und vor allem, wie wütend die

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