Bittersueßes Hoffen
Brian den Motor an und fuhr zurück in die Stadt.
Der Abend war unerwartet kühl geworden. Faith saß im Schneidersitz auf einem Bodenkissen vor dem Kamin im Wohnzimmer. Sie hatte Jeans und ein
Sweatshirt angezogen und dann Feuer gemacht. Im Raum war es warm
geworden, aber ihr war noch immer kalt. Was für ein langer, schrecklicher Tag es gewesen war. Alle ihre Hoffnungen auf ein neues Leben mit Peter waren zerstört. Sie konnte Ted nicht die Schuld geben, denn er hatte sie und ihren Sohn nicht absichtlich mittellos zurückgelassen. Er hatte oft über Peters Zukunft gesprochen. Ferienlager, wenn er ein bisschen älter war. Eine private höhere Schule in Atlanta. Eine Spitzenuniversität und nach dem ersten akademischen Grad noch die Promotion.
"Wenn man dich so hört, ist er schon erwachsen", hatte sie Ted geneckt, war aber froh gewesen, dass ihr Sohn einen anderen Weg als sie einschlagen würde, einen, der nicht von Ungewissheit und Armut geprägt war. So viel dazu.
Ein brennender Holzscheit fiel in einem Funkenregen auf die Kaminplatte.
Faith streckte die Beine von sich, zog sie an und umfasste die Knie. Wie wollte sie Peter sagen, was vor ihnen lag? Dass sie kein Geld und kein Dach über dem Kopf hatten? Er war noch ein Kind und verstand nicht, was für ein Hass zwischen Erwachsenen auflodern konnte und wie viel Schmerz sie sich manchmal gegenseitig zufügten.
Zweifellos hatte er gehört, dass Brian und sie sich angeschrieen hatten. Brian war gerade einige Minuten weg gewesen, als Peter nach unten gekommen war.
"Wo ist Brian?" hatte er gefragt.
"Er musste gehen, Liebling." Faith hatte sich nicht mit dem Märchen abgegeben, er würde in zwei Stunden zurück sein. Stattdessen sprach sie von unerwarteten geschäftlichen Entwicklungen und vergessenen Terminen.
Peter glaubte ihr kein Wort. "Du meinst, er ist einfach weggefahren?" fragte er und führte ihre umständliche Lügengeschichte auf die grundlegende Tatsache zurück.
"Ja", erwiderte Faith. Was sonst gab es noch zu sagen?
"Oh." Peters Lippe zitterte.
Faith brach fast das Herz. "Komm her. Umarm mich."
"Nein danke", sagte er höflich.
Sie schlug ein Brathähnchen-Picknick vor dem Fernsehgerät vor - etwas ganz Besonderes, denn Peter durfte niemals beim Essen fernsehen -, und er erwiderte, er habe keinen großen Hunger, ob er stattdessen ein Sandwich haben könne.
Faith war es recht gewesen. Sie hatte das Brathähnchen in den Mülleimer geworfen und Erdnussbuttersandwiches und Kakao gemacht. Danach war Peter still nach oben ins Bett gegangen.
Ein Holzscheit knisterte laut. Faith blickte seufzend ins Feuer. Sie würde dafür sorgen, dass Peter darüber hinwegkam. Am nächsten Tag würde sie mit ihm den großen Vergnügungspark besuchen, den er so gern mochte. Zum Teufel mit den Kosten und der Entfernung. Das war noch ein Problem. In einer Stadt ohne öffentliche Verkehrsmittel brauchte sie ihr Auto, aber es gehörte ihr nicht wirklich. Ted hatte es geleast, und wenn sie die Miete für den nächsten Monat bezahlte, würde sie nicht mehr genug Geld für Lebensmittel und die Grundsteuer haben, die in zwei Wochen fällig war. Und sie musste die Steuer zahlen, musste in diesem Haus bleiben, bis ein Richter sie hinauswies.
Sie brauchte einen Anwalt, der sich gegen Sam Jergen und seinen Mandanten behaupten konnte. Es würde nicht einfach sein, einen zu finden. Der Name Cameron hatte in der Stadt noch immer Bedeutung. Brians Name. Niemand hatte sie jemals wirklich als eine Cameron angesehen. Sie hatte drei Anwälte angerufen, die in Teds Telefonbuch standen.
"Hallo", hatte sie zum ersten gesagt. "Hier ist Faith Cameron. Mrs. Theodore Cameron. Ich würde gern in Ihre Kanzlei kommen und mit Ihnen besprechen..."
Weiter kam sie nicht. Die Klatschtanten von Liberty waren schon fleißig bei der Arbeit. Eine Hand voll Stunden war vergangen, aber anscheinend wussten schon alle, dass Brian wieder da war, dass Ted ihm das Haus und ihr ein fast leeres Bankkonto vermacht hatte.
„Ich soll Sie in einem Prozess gegen Ihren Schwager vertreten?" unterbrach sie der Anwalt. "Tut mir Leid, ich bin voll ausgebucht."
Der zweite fragte unverblümt, wovon sie sein Honorar bezahlen wolle.
Nummer drei war auch nicht subtiler.
"Mrs. Cameron, lassen Sie mich offen sein. Sie können sich mich nicht leisten.
Und selbst wenn Sie es könnten, welchen Sinn hätte es? Gegen Ihren Schwager zu prozessieren wäre Zeitverschwendung. Dass Sie gegen ihn gewinnen, ist
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