Bittersueßes Hoffen
unmöglich."
"Warum?" hatte sie gefragt.
Das war dem Anwalt wahnsinnig lustig vorgekommen. Er hatte lachend aufgelegt.
Zum Teufel mit ihm und den anderen. Dann würde sie sich eben in Atlanta einen suchen, der ihr half. Faith rollte sich auf den Bauch. Anstatt hier vor dem Kamin zu liegen, sollte sie sich das Telefonbuch vornehmen und eine Liste mit Anwälten aufstellen. Alle Gründe aufschreiben, warum ihr erlaubt werden müsste, in Cameron House zu bleiben, bis sie Arbeit gefunden hatte. Sich einfallen lassen, wie sie Alice behalten konnte, denn wer würde sonst auf Peter aufpassen, wenn sie erst einmal arbeitete? Aber sie war zu müde, um all das jetzt zu tun. Sie brauchte nur ein bisschen Schlaf. Nur zehn Minuten ...
Faith schlief ein und träumte von einer weinenden Frau. "Warum hat er mich verlassen?" schluchzte sie. "Ich habe ihn so sehr geliebt." Faith ging langsam auf die Frau zu. "Wer bist du? Warum weinst du wegen eines Mannes, der dich niemals geliebt hat?" Irgendwo in der Ferne läutete eine Glocke. "Ich weiß es nicht", sagte die Frau und sah auf. Faith erkannte ihr eigenes Gesicht, ihren eigenen Kummer ...
Mit klopfendem Herzen wachte Faith auf. Das Feuer war ausgegangen. Im Zimmer war es dunkel und kühl. Und es klingelte. Sie stand auf und schaltete eine Tischlampe ein. Die Limoges-Uhr auf dem Kaminsims schlug zehn. Wer würde so spät noch vorbeikommen? Wer würde den Paria der Stadt überhaupt besuchen?
Es klingelte wieder. Faith eilte durch die Eingangshalle, knipste Lampen an und hoffte, dass Peter nicht aufwachte. Als sie zuletzt nach ihm gesehen hatte, hatte er fest geschlafen, seinen Teddybär im Arm, den Daumen im Mund. Das hatte ihr fast das Herz gebrochen. Er lutschte schon lange nicht mehr am Daumen und hatte es nicht einmal getan, nachdem Ted …
Die Haustür flog auf, und Faith schrie auf.
"Ich habe geklingelt", sagte Brian.
"Und weil ich dir nicht schnell genug war, bist du zum zweiten Mal in dieses Haus eingebrochen? Noch einmal werde ich das nicht dulden", erwiderte sie scharf.
Er lachte und ging an ihr vorbei. "Und was willst du deswegen unternehmen?"
Mit zusammengepressten Lippen beobachtete sie, wie er in der Küche verschwand. Ihr blieb nichts anderes übrig, als die Tür zu schließen und ihm zu folgen. Er holte eine Tasse aus dem Schrank und schenkte sich von dem Kaffee ein, den sie vor einer Weile gekocht hatte. Ihre Wut nahm noch zu. "Fühl dich wie zu Hause."
"Danke. Das habe ich vor."
„Was willst du, Brian?"
Er trank einen Schluck Kaffee. "Der ist gut. Freut mich dass du zumindest eine praktische Begabung hast.“
Faith wusste, dass sie rot wurde. Umso mehr Grund, sich um einen gelassenen, distanzierten Ton zu bemühen. "Beantworte meine Frage. Was willst du?"
Dich, dachte Brian. An diesem Morgen hatte er die kühle und elegante Faith gesehen, am Nachmittag die fast nackte Faith, aber unerklärlicherweise war er beim Anblick dieser Faith in Jeans und Sweatshirt angespannt vor Verlangen.
Die vergangene Stunde hatte er in einer Bar am Stadtrand verbracht, einer Provinzkneipe, deren Barkeeper wahrscheinlich gelacht hätte, wenn er um einen Single Malt Scotch gebeten hätte. Er hatte zwei Bier getrunken und sich versichert, dass richtig sei, was er tun würde, dass er keine andere Wahl habe und ihm völlig gleichgültig sei, ob der Plan seiner gefühllosen, raffinierten Schwägerin gefallen würde oder nicht.
Und das war das Problem. Sie war nicht seine Schwägerin, nicht in diesem Aufzug. Sie war sein Mädchen, siebzehn Jahre alt, in einem viel zu großen Pullover. An einem heißen Nachmittag hatten sie im See geschwommen, Faith'
Brustspitzen waren im kalten Wasser hart geworden, und hinterher hatte ihn ihr Anblick im Badeanzug fast wahnsinnig gemacht. Er hatte seinen
Footballpullover aus der Satteltasche der Harley genommen und ihn ihr gegeben. "Hier, zieh den an, bevor ich dir den Badeanzug vom Leib reiße." Faith war rot geworden und hatte geflüstert, vielleicht sei das ja, was sie wolle. Da hatte er die Hände unter den Pullover gleiten lassen und zum allerersten Mal ihre Brüste umfasst.
Sich und seine Erregung verfluchend wandte sich Brian ab und schenkte sich noch eine Tasse Kaffee ein. "Schläft Peter?"
„Ja.“
Brian hatte sich wieder in der Gewalt und drehte sich um. „War er böse auf mich?"
„Er ist ein Kind und weiß noch nicht, dass manche Leute etwas sagen, nur um Eindruck zu machen."
„So war es nicht.“ Brian stellte die Tasse
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